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Gänsbühl

Odyssey-Figuren treten nun ihre Reise an

Leutkirch / Lesedauer: 3 min

Gollowitsch-Statue aus Lindenholz fällt der Witterung zum Opfer
Veröffentlicht:13.10.2013, 16:58

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Fast vollkommen leer und richtig trist sieht das Gänsbühl nun wieder aus. Einzig die Sockel der Odyssey-Figuren stehen noch. Die Statuen der Ausstellung Odyssey sind am Sonntagnachmittag abgebaut worden und liegen nun zusammengepfercht auf drei großen Paletten – bereit zum Abtransport.

Figuren werden symbolisch weggebracht

„Ich weiß, dass das viele Bürger bedauern und freue mich, dass sich die Menschen schon so mit den Figuren angefreundet haben“, sagt Hubert Moosmayer vom Verein „Gegen das Vergessen – Für Demokratie“. Allerdings gehört das Wegbringen der Figuren eben auch zum Konzept des Künstlers Robert Koenig . „Die Figuren werden symbolisch weggebracht, so wie die Juden zur Nazi-Zeit weggebracht wurden. Diese tiefe Symbolik beeindruckt schon“, sagt Moosmayer.

Besonders eine Figur ist den Leutkirchern ans Herz gewachsen: die der Liselotte Gollowitsch, die mit 16Jahren im Konzentrationslageer gestorben ist. Auf ihren Sockel hat jemand einen Blumenstrauß niedergelegt. Die Statue der Liselotte Gollowitsch scheint allerdings kaputt zu gehen. Vielen Leutkirchern ist sicherlich aufgefallen, dass sie vom Brustkorb aufwärts völlig vergraut ist, die Schuhe sind schon schwarz.

Was mit der Figur passiert? „Im Prinzip, was mit jedem Holz passiert, das dem Oxidationsprozess ausgesetzt ist. Wegen der feuchten Witterung werden Hölzer grau oder schwarz“, erklärt Hubert Moosmayer , studierter Forstwirt. Und das sei genau dann der Fall, wenn ein geschlagener Baum noch nicht völlig getrocknet ist, bevor er der Witterung ausgesetzt wird. So wie die Linde für die Figur zur Erinnerung an Liselotte Gollowitsch. Sie war noch nicht trocken, als der britische Künstler Robert Koenig sie schnitzte.

Statuen werden immer wieder überarbeitet

„Das war uns und Herrn Koenig aber von Anfang an klar“, sagt Moosmayer, denn so ein dicker Baum wie die Linde, die erst Anfang des Jahres gefällt wurde, könne innerhalb so kurzer Zeit gar nicht vollkommen trocken werden. Aus diesem Grund konnte die Figur auch mit Farbe oder Lack geschützt werden, denn das mache nur bei trockenem Holz Sinn. „Aber so viel ich weiß, hat Herr Koenig bei seinen Figuren ohnehin nur reine Farbe zur Zierde verwendet und sie nicht imprägniert“, meint Moosmayer.

Und dass die anderen Figuren keine vergrauten und schwarzen Stellen aufweisen, liegt ganz einfach daran, dass diese Statuen ja schon bis zu 20Jahre alt sind. „Ich vermute, dass Herr Koenig die auch immer wieder überarbeitet hat“, sagt Moosmayer. Bei der Gollowitsch-Figur komme außerdem hinzu, dass „Linden superempfindlich sind im Freien“.

Aufhalten könne man den Oxidationsprozess wohl nicht. „Die Figur kommt jetzt zum Trocknen“, sagt Moosmayer. Er denkt, dass Koenig die Statue vielleicht abschleifen wird und, wenn sie trocken genug ist, mit Farbe versieht. Die noch naturbelassene Figur geht noch heute auf die Reise mit den anderen Statuen.

Trotz allen Bedauerns können sich die Leutkircher allerdings über eine neue Figur freuen, die Robert Koenig aus Buchenholz anfertigt. „Sie wird am Volkstrauertag übergeben und enthüllt und bleibt der Stadt dann erhalten“, sagt Moosmayer. Dann soll die Figur immer für ein Jahr bei einer anderen Leutkircher Schule stehen. Den Anfang macht das Hans-Multscher-Gymnasium. Wer danach kommt, ist noch nicht klar. „Wir stehen in Kontakt mit den Schulen.“ Sicher ist, dass die Figur auch im kommenden Jahr wieder feierlich an eine andere Bildungsstätte übergeben werden soll. „Vielleicht wieder am Volkstrauertag, um diesem Tag wieder eine größere Bedeutung einzuräumen.“