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Pro & Contra: American Football – Sportliches Spektakel für Genießer?

Sport / Lesedauer: 3 min

Pro & Contra: American Football – Sportliches Spektakel für Genießer?
Veröffentlicht:03.02.2017, 17:23

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Am kampfbetonten, harten American Football scheiden sich noch immer die Geister: Ist das Ganze einfach nur ein archaisches Spektakel junger Männer mit einem Überschuss an Testosteron, das die Welt nicht braucht? Oder entfaltet die Sportart, die beim 51. Super Bowl an diesem Wochenende wieder rund 900 Millionen Zuschauer vor die Fernseher lockt, eine ganz eigene Faszination? Zwei Meinungen zu einem Thema:

Von Dirk Uhlenbruch

Nee, das schafft nicht mal ein Donald Trump – uns den Spaß am American Football und am Super Bowl zu verderben. Keine Chance, Mr. President! Insbesondere das Finale der National Football League in den USA behält seinen festen Platz im Terminkalender – auf Augenhöhe mit dem Hochzeitstag. Soll der Mann doch twittern, was immer er will. Wäre auch schade um das feine, spannende, sportliche Spektakel. Zugegeben: Das Regelwerk – das gibt es tatsächlich! – in all seinen Verästelungen erschließt sich nicht jedem auf Anhieb. Aber wir verstehen ja auch nicht, warum die Amerikaner ausgerechnet Trump zum Präsidenten gewählt haben – und müssen ihn trotzdem alle naselang im Fernsehen ertragen. Da ist Football doch die wesentlich hübschere Alternative.

Und nein, natürlich ist es nicht die Sportart von übergewichtigen Rambos, die sich tumb um ein Ei aus Leder prügeln und mit Müh und Not das intellektuelle Niveau eines Presslufthammers erreichen. Im Gegenteil: Taktik und Spielzüge sind clever und durchdacht, fordern Muskeln und Hirn – wie beim Schach mit Kühlschränken.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Die blutjungen Cheerleader am Spielfeldrand beeinflussen unser Urteil nicht im Geringsten. Wenn sie eingeblendet werden, zappen wir angewidert weiter – sogar auf Trump.

Von Joachim Lindinger

American Football also. Einmal live gesehen. Irgendwann letzten Sommer: Rhein-Neckar Bandits gegen Schwäbisch Hall Unicorns, German Football League Süd. War lustig, 0:69 am Ende. In Erinnerung geblieben sind a) die gleich am Stadioneingang feilgebotene pappsüße Zuckerwatte, b) die wagemutige, weil extrem fragile Cheerleader-Pyramide, c) der hübsche Schlachtruf „Alles außer Bandits ist Sch…“ und d) die vergebliche Liebesmüh der einen Mannschaft (besagter Bandits), die andere (besagte Sch...) an der Ausübung ihres Tuns zu hindern. 0:69, das ließ den Betrachter einigermaßen konsterniert zurück: Er wollte verstehen. Und gründelte. Googelte.

Den Weg gen Erkenntnis kreuzten Begrifflichkeiten wie „Hail Mary“, wie „Line of Scrimmage“, wie „PUP-Liste“, wie (mein Liebling!) „Pancake Block“. Was sie mit „0“, mit „69“ zu tun hatten? Bis heute ist diese Frage unbeantwortet – nein, sicher auch bis morgen, übermorgen, überübermorgen... So lohnt sich der Griff zur Fernbedienung nicht, wenn Atlanta Falcons und New England Patriots jetzt um ein spitzendig-verlängertes Rotationsellipsoid aus Echtleder balgen. Und um ’nen Pokal. „Super Bowl“ heißt das dann. Noch was zum Nachschlagen! Vielleicht bei ’nem Nachschlag: Zuckerwatte, pappsüß.