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Holzschnitt

Hans-Uwe Hähns Werke fordern den Betrachter heraus

Renquishausen / Lesedauer: 3 min

Sowohl Titel als auch die Motive sind mehrdeutig – Galerie Tabak in Renquishausen zeigt bis November „Esome“
Veröffentlicht:30.09.2013, 12:03

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Die Holzschnitte des Tuttlinger Künstlers Hans-Uwe Hähn sind bei der Vernissage im Bürgerhaus Renquishausen auf großes Interesse gestoßen. Die Ausstellung der Galerie Tabak trägt den Titel „Esome. Neue Holzschnitte.“ Im Dachgeschoss der ehemaligen Tabakfabrik in Renquishausen entfalten Hähns Druckgrafiken ihre Wirkung. Brigitte Wagner stellt mit der Ausstellung einmal mehr ihr Geschick als Kuratorin unter Beweis.

Schon am Eingang zeigten sich die Besucher der Vernissage tief beeindruckt und angezogen von den frei im Raum platzierten, zimmerhohen schwarz-weißen Druckgrafiken. Auf den zweiten Blick erkannten die Besucher auch die farbigen Arbeiten, kleinere Zeichnungen, Skizzenbücher und Tagebuchblätter.

Galerieleiterin Martina Eichmann bedankte sich in ihrer Begrüßungsrede bei allen Unterstützern der Galerie. Sie freute sich über ein volles Haus am Eröffnungstag. Auch viele Künstlerkollegen Hähns hatten sich auf den Weg nach Renquishausen gemacht. Das Projekt „Galerie Tabak“ aus dem Jahr 2009 hat sich in der kleinen Heuberggemeinde etabliert.

„Provinz ist eine Frage des Kopfs, nicht der Geografie “, davon war auch Christoph Bauer , der Leiter des Kunstmuseums Singen, überzeugt. Am Anfang seiner Erläuterungen zum Werk Hans-Uwe Hähns räumte er ein: „Hier gibt es nichts zu „erklären. (…) Dies sind keine Schlüssel-Schloss-Bilder!“ Poetische Bildtitel wie „Ermüdet von den Sternen“ oder „Verzweigte Tiefe“ seien so mehrdeutig und schillernd wie „Esome“, Titel mehrerer Arbeiten und auch der ganzen Ausstellung.

Tatsächlich verweise Hähn dabei auf das spanische „Also habe ich“. Erst die Verabschiedung gängiger Bildvorstellungen lasse eine Annäherung an Hähns Kunst zu, erklärte Bauer. Durchs eigene Schauen könne der Betrachter jedoch intuitiv den schöpferischen Gestaltungsprozess und die Sehweise des Künstlers nachvollziehen. Zu erkennen gebe es wiederkehrende Motive wie Köpfe oder Blätter, die den Augen Halt geben und helfen, „ins Bild hinein zu kommen“. Daneben stelle Hähn Strukturen und Lichtspiele, die bewirkten, dass „sich keine Farbfläche je ganz schließt“. Motive erinnern an Wachsen

Diese sich durchdringenden Elemente fügten sich bei der Wahrnehmung des ganzen Drucks zu Bildern zusammen, die, so Bauer, „im weitesten Sinne an ein Wachsen erinnern, wie dies in der Natur stattfindet“.

Bauer sieht die Möglichkeit, dass wir im Betrachten von Hähns Kunstwerken „das Leben als einen offenen, durchlichteten, lebendigen, vielschichtigen Prozess der Wandlungen erfahren können… Wie Wesen treten sie uns entgegen, berühren uns.“

Vielschichtig verwoben wie die Arbeiten des Künstlers war auch der Hintergrund für die Musik zur Vernissage. Hähns Druckgrafiken hatten den Tuttlinger Musiker Siegfried Burger zum Komponieren inspiriert. Entstanden sind dabei drei kleine muntere Duette für Oboe und Querflöte. Für die Uraufführung am Sonntagmorgen kamen nur Hähns Musikerfreunde Alfons Schwab und Heinz Imrich in Frage. Die heiteren Stücke waren eine ganz besondere Bereicherung für Hähns Kunst.