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Nur die Probleme sind beim FCB unbestritten

München / Lesedauer: 4 min

Eine Woche vor dem Spiel in Dortmund präsentieren sich die Bayern gegen Freiburg desolat
Veröffentlicht:04.11.2018, 21:44

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Uli Hoeneß stapfte grantelnd dem Ausgang entgegen. Einen Kommentar zum vorangegangenen desaströsen 1:1 (0:0) seines FC Bayern München gegen Freiburg wollte sich der Präsident ersparen. Er sagte wohl lieber gar nichts, anstatt zum nächsten Rundumschlag auszuholen – den diesmal wohl die Mannschaft abbekommen hätte, nicht wie Tage zuvor die Medien. Sein Breisgauer Pendant, Fritz Keller, dagegen wusste gar nicht so recht, wohin mit sich und seiner Freude. Hier diktierte er noch seine Empfindungen in die Mikrofone („Besser geht es nicht. Normalerweise kommst du hierher und denkst: ,the same procedure as every year’, und packst schon mal den Rechenschieber aus, aber heute war alles perfekt“), im nächsten Moment war er schon bei der Pressekonferenz der Trainer im Zuschauerraum, um kurz darauf auch noch eigenhändig eine silberne Ausrüstungskiste zum Mannschaftsbus zu schleppen. Sinnbildlicher als die Stimmung der beiden Präsidenten lassen sich die Gemütszustände der beiden Vereine kaum darstellen.

Während die Freiburger ihren ersten Punktgewinn in München seit 1997 feierten – damals trat ein gewisser Jürgen Klinsmann in eine Werbetonne – und SC-Trainer Christian Streich sogar zum Trikotjäger wurde und Torwart Manuel Neuer sein Leibchen abluchste – „mein Bub findet, der Manuel Neuer ist ein überragender Torwart und ein super Typ, wo er total recht hat“ – , brennt beim Rekordmeister nach dem erneut spielerisch mauen Auftritt der Baum. Eine Woche vor der wohl richtungsweisenden Partie gegen den mit vier Punkten enteilten Tabellenführer Borussia Dortmund läuft bei den Bayern nicht viel zusammen.

Das Tor von Lucas Höler (89.) keine zehn Minuten nach der schönen per Sololauf herausgezauberten Führung der Münchner durch Serge Gnabry (80.), war das eine. Viel schwerer wiegt die vorangegangene Leistung, beziehungsweise Nichtleistung, die selbst die Treuesten der Treuen zum Pfeifen brachten.

„Wir waren schon gut, vielleicht waren die Bayern auch etwas müde, aber ich drehe es mir lieber so, dass wir so gut waren“, sagte SC-Keeper Alexander Schwolow. Doch allein auf Müdigkeit kann der ideenlose und blutleere Auftritt nicht zurückzuführen sein. Vor allem nicht bei den sonst so dominierenden Bayern, für die die englischen Wochen mehr die Regel als die Ausnahme sind und die ja immer noch den Anspruch haben, spitze in Europa zu sein.

Doch wenn selbst der SC Freiburg in München , wo er sonst nie was holt, mit seinem cleveren Abwehrbollwerk den Kovac-Code knackt, sind solche Gedankenspiele generell obsolet. Dass die Offensivabteilung zudem durchhängt, kommt noch erschwerend hinzu.

Probleme bei defensiven Gegnern

Doch wo es derzeit am meisten hakt, darüber sind sich die Verantwortlichen selbst nicht einig. „Wir haben sehr langsam gespielt und uns keine Chancen herausgearbeitet. Es hat heute träge ausgesehen“, sagte Hasan Salihamidzic, der „Spritzigkeit und Freude“ bei seiner Mannschaft vermisste. Seine Analyse: „Umso länger das Spiel dauerte, umso langsamer wurden wir“, so Salihamidzic. Seine Schlussfolgerungen aus der Analyse: „Ich weiß auch nicht, was wir noch machen könnten.“ Ratlosigkeit. Energisch wurde Salihamidzic erst, als er gefragt wurde, ob der Trainer wackeln könnte, sollte der FCB am kommenden Samstag (18.30/Sky) in Dortmund verlieren: „Fragen Sie bitte solche blödsinnigen Fragen nicht“.

Niko Kovac selbst wollte das Spiel nicht ganz so schlimm bewerten. Aber: „Es ist uns wie in den vergangenen fünf Spielen wieder passiert, dass wir nach Flanken einen Treffer kassieren.“ Daran müsse man nun arbeiten. Statisch sei das Spiel seines Teams nicht gewesen, eher sei es ein gutes Positionsspiel gewesen.

Ob das jedoch der Anspruch eines Rekordmeisters sein kann, bleibt dahingestellt. Vor allem, da nicht nur die Freiburger die passende Antwort gefunden haben. „Mit schnellem Umschaltspiel kann man sich Chancen kreieren, da sind die Bayern dieses Jahr anfällig“, so der aus Wangen stammende SC-Angreifer Jannik Haberer. Auch Torschütze Gnabry musste zugeben: „Das haben wir uns heute wirklich anders vorgestellt. Wir haben Probleme, wenn die Gegner tief hintendrin stehen“. Das weiß wohl auch Uli Hoeneß, auch wenn er es an diesem Tag für sich behielt.