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Niki Lauda: Der Kämpfer ist immer noch hier

Sport / Lesedauer: 4 min

Der dreimalige Formel-1-Weltmeister mag keine Geburtstage, hat aber manch einen außer der Reihe. Jetzt wird er 70.
Veröffentlicht:21.02.2019, 21:16

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Andreas Nikolaus Lauda ist anders. Kann bloß anders sein. „Um im Motorsport was zu reißen“, hat Andreas Nikolaus Lauda einmal gesagt, „musst du ein totaler Einzelgänger sein. Ein Egomane bis zum Anschlag.“ Dreimal Formel-1-Weltmeister (1975, 1977, 1984) wird man nur so, 25 Formel-1-Rennen gewinnt man nur so. Niki Lauda ist anders: Selten in seinem Leben hat der „introvertierte Selbstbastler“, der diesen Freitag 70 Jahre alt wird, das gemacht, was von ihm erwartet wurde.

So saß er 1976 exakt 42 Tage nach seinem Feuerunfall am Nürburgring wieder im Ferrari : Platz vier in Monza! „Der Tod war immer eine Option“, sagt Niki Lauda Jahre später; er habe, so beschied er damals nach Letzter Ölung, Lungenverätzung und heiklen Hautverpflanzungen einem tumb fragenden Journalisten, „ja nur meinen Oberschenkel im G’sicht“.

1979 dann jäh der Rücktritt, sinnlos erschien das ewige „Im-Kreis-Fahren“. Von jetzt auf nachher, nach 17 Runden des ersten Trainings zum Großen Preis von Kanada. Ins Hotel, ins Flugzeug, weit weg! Das Rennen bestritt der Ersatzpilot. „Jede Formel-1-Saison hat mich zehn Jahre gekostet“ – ein Lauda-Satz von 1984. Da war er längst rückfällig geworden und unterwegs zum letzten großen Triumph. Und: Längst war er Typ in der mittlerweile so steril-typfreien Vollgasbranche.

Es ist diese Geradlinigkeit, diese Authentizität, die sie dem Spross einer Wiener Industriellenfamilie stets als Charaktermerkmal attestieren – so, wie sie am Rennfahrer Lauda Effizienz und Durchsetzungsvermögen lobten, mit denen er seine 171 Grands Prix anging. Auch im wohl schwärzesten Moment seiner Vita, beim Absturz der „Mozart“ über Thailand – Flug 004, Boeing 767-300ER – , trieb diese Melange aus Konsequenz und Ehrlichkeit den Fluglinienbesitzer ( Lauda Air ) an nachzuforschen, zu wühlen. Das war er sich und den 223 Toten einfach schuldig. Monate vergingen, ehe Boeing einen fatalen Konstruktionsfehler an der Steuerung der Schubumkehr eingestand; der Freispruch quasi für Lauda Air: „Die Zeit der Ungewissheit war die Hölle.“

Drei Airlines, zehn Mercedes-Titel

Ähnlich muss Niki Lauda empfunden haben, als Austrian Airlines Lauda Air 2002 übernahm. Finanziell angeschlagen war der Kleine, der Große hatte sich Mehrheit und Sagen gesichert. Der passionierte Pilot Lauda? Entdeckte das Segment der Billigflieger für sich und gründete NIKI. Ganz nebenbei erklärte er uns bei RTL ebenso scharfsinnig wie -züngig die Formel 1, verdiente er kräftig mit Werbung – auch auf dem roten „Kapperl“, das das seit dem „Barbecue“ (O-Ton Lauda) kahle Haupt schützt. Die zweite Spenderniere ermöglichte ein normales Leben, das Birgit Wetzinger, seine zweite Frau – zudem die Spenderin – und die gemeinsamen Zwillinge Max und Mia mit Andreas Nikolaus Lauda teilen. Drei weitere Söhne hat Niki Lauda, eine dritte Airline besaß er zwischenzeitlich (LaudaMotion, eben erst unter einigem Getöse komplett an Ryanair veräußert), Aufsichtsratsvorsitzender von Mercedes-AMG Petronas Motorsport ist er seit Herbst 2012. Und, wenn man so will, mit Teamchef Toto Wolff die kongenial treibende Kraft hinter fünf Formel-1-Fahrer- und fünf Konstrukteursweltmeisterschaften – gewonnen jeweils in Serie.

Die Titel 2018 feierte Niki Lauda nicht an der Strecke; im Sommer hatte die Lunge ihren Dienst verweigert, eine Transplantation war lebensrettend. Zweieinhalb Monaten Klinik folgte die Rehabilitation, die noch immer andauert. Eine Grippe zu Jahresbeginn ist ausgestanden, bei geschwächtem Immunsystem keine Belanglosigkeit. Der „Gazzetta dello Sport“ hat der Patient Lauda kurz vorher ein Interview gegeben. „Ich wusste“, sagte er da, „dass es hart sein würde, sehr hart. In solchen Situationen kann man nur eins tun: kämpfen. Ich habe es jeden Augenblick getan und tue es noch. Und ich bin immer noch hier.“ Diesen Freitag wird Andreas Nikolaus Lauda 70. „Geburtstage“, hat er zu seinem 60. wissen lassen, „waren mir immer wurscht.“ Trotzdem: Alles Gute!