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Mordfall Bögerl: Polizei vermutet Täter aus der Region

Heidenheim / Lesedauer: 4 min

Der Fall Bögerl wird in „Aktenzeichen xy“ aufgerollt – Über 200 neue Hinweise an die Soko „Flagge“
Veröffentlicht:06.09.2012, 16:25

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Kaum ein Kriminalfall in den vergangenen Jahren hat für ein derartiges Aufsehen gesorgt wie der Entführungs- und Mordfall der Heidenheimer Bankiersgattin Maria Bögerl. Nicht nur im Kreis Heidenheim und dem Ostalbkreis. Am Mittwoch hat sich daher erneut die ZDF-Sendung „Aktenzeichen xy ungelöst“ des Falls angenommen.

Moderator Rudi Cerne hat einleitend von einem „der schockierendsten Fälle der letzten Jahre“ und einem „rätselhaften Verbrechen“ gesprochen. Der Fall war das Schwerpunktthema der Sendung.

In einem gut halbstündigen Film ist das Geschehen im Mai 2010 detailliert rekonstruiert worden. „So hätte es sein können“, sagte Rudi Cerne in seiner Anmoderation. Viel Neues hat es zwar nicht zu sehen gegeben, allerdings hat die Polizei erstmals konkrete Verdachtsmomente geäußert. Im Gespräch mit Rudi Cerne sagte so Kriminaloberrat Volker Zaiß, Leiter der Sonderkommission „Flagge“, dass der Täter mit einem „Härtsfelder Dialekt“ gesprochen habe. Konkret hat er die Orte Neresheim, Elchingen, Nattheim, und Auernheim und Nördlingen genannt, in denen der Täter wohnen oder sich häufiger aufhalten könnte. Also größtenteils Orte, die in der Nähe der A7 liegen. Außerdem schließe man nicht mehr aus, dass es sich um mehrere Täter handeln könne. Verwundert hat die Ermittler, dass der oder die Täter auffallend viele Risiken eingegangen seien. Es stelle sich die Frage, ob es einen Alternativplan gegeben habe.

Zaiß und sein Stellvertreter, Kriminalhauptkommissar Markus Martz, äußerten auch die Vermutung, dass der oder die Täter anscheinend nie vorhatten, Maria Bögerl freizulassen. „Vermutlich ist Maria Bögerl schon länger im Visier des Entführers gewesen“, hieß es auch in dem Film. Das Verbrechen scheine von langer Hand vorbereitet worden zu sein. Daher sucht die Polizei nach einer noch unbekannten Taxifahrerin aus Stuttgart , die Maria Bögerl am 2. März 2010 zwischen 9.30 und 10 Uhr vom Hauptbahnhof Stuttgart zur Hölderlinstraße gefahren hat.

Direkt neben dem Fundort von Maria Bögerls Mercedes A-Klasse am Kloster Neresheim habe man zudem sieben Zigarettenkippen gefunden. Es handelt sich dabei um Hülsen zum Selberstopfen der Marke „Gizeh“. Dieser Fakt, so die Ermittler, deute darauf hin, dass an dieser Stelle eine Person über eine Stunde gewartet haben muss. Nun sucht die Polizei Fotos, die im Kloster zur fraglichen Zeit gemacht worden sind. Man hofft, dass auf diesen Personen zu sehen sind, die beim Fahrzeugwechsel des Entführers geholfen haben.

Ein weiteres Thema war die ungewöhnliche Stückelung des Lösegelds, die erstmals vorgestellt worden ist. Thomas Bögerl musste 100 mal 500-Euro, 350 mal 200-Euro, 800 mal 100-Euro und 2000 mal 50-Euro-Scheine besorgen. Die Geldablagestelle an der A 7 hat der Täter laut Polizei mit einer Deutschlandfahne markiert. Diese ist an einem Birkenast befestigt worden. In Zusammenarbeit mit dem Forstamt konnte herausgefunden werden, dass der Ast wohl aus dem Waldstück stammt, in dem später die Leiche von Maria Bögerl gefunden worden ist.

Weiterhin sucht die Soko „Flagge“ nach den zwei Fahrern eines blauen Kastenwagens, der am Tag der Entführung vor dem Rathaus in Niederstotzingen gestanden hat. Dort hatte Thomas Bögerl den Anruf des Erpressers entgegengenommen. Der Anrufer hat sich mit dem Namen „Schmid“ gemeldet und davon gesprochen, dass man „keine Sperenzchen“ machen solle.

Rätsel geben der Polizei immer noch die Handschellen auf, mit denen die Bankiersgattin gefesselt worden ist. „Es handelt sich um eine Kopie der Marke ‚Bianchi‘“, sagte Kriminaloberrat Zaiß. Bislang sei unklar, woher die Handschellen stammen. Einziger Hinweis sei der Schriftzug „Taiwan“ auf der Rückseite. Bis heute konnte auch die Tatwaffe nicht gefunden werden. Man geht aber davon aus, dass es sich um ein etwa 20 Zentimeter langes Küchenmesser handeln muss.

Aufgrund der ZDF-Sendung sind bislang etwa 200 Hinweise bei der Sonderkommission „Flagge“ eingegangen. „Darunter sind auch recht konkrete“, sagt Horst Baur, Pressesprecher der Polizeidirektion Heidenheim. „Die Sonderkommission ist jetzt dabei, diese Hinweise zu bewerten.“ Die Mehrzahl beziehe sich auf die Handschellen sowie die Tatwaffe. „Ob sich daraus aber jetzt eine heiße Spur entwickelt, ist aber noch völlig offen“, so Baur. Bei „Aktenzeichen xy“ selbst gab es am Mittwochabend und am Donnerstag um die 150 Hinweise. „Auch unsere Anrufe haben sich größtenteils auf die Handschellen und die Waffe bezogen“, bestätigt Ina-Maria Reize-Wildemann, Redakteurin bei „Aktenzeichen“.

Info:

Weitere Hinweise an die Landespolizeidirektion Stuttgart unter Telefon 0800 / 503 503 533 oder an die Kripo Heidenheim unter Telefon 07321 / 322 500 / -501. Vertrauliche Hinweise an Telefon 07321 / 277 04 06.