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Bierkrugstadel

Im Bierkrugstadel grüßt der Frühling

Bad Schussenried / Lesedauer: 3 min

Beim Ostereiermarkt präsentierten über 50 Künstler ihre filigranen Werke
Veröffentlicht:17.02.2013, 18:05

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Wenn auch der Februar bislang noch recht winterlich daherkommt, so ließ sich der Frühling am Wochenende ganz vorwitzig im Bad Schussenrieder Bierkrugstadel blicken, wo an zwei Tagen und an einem Abend der beliebte Ostereiermarkt stattfand.

Die Sehnsucht nach bunten Farben und österlichen Kunstwerken scheint nach der langen Winterzeit recht groß zu sein, denn an allen drei Tagen strömten viele Besucher herbei. Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht, denn über 50 Künstler – auch aus dem benachbarten Ausland – zeigten eine bunte Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten und Ideen. Ob Ornamente in Tusche, Ritztechnik aus Böhmen, Wachsbatik, zarte Blüten in Aquarelltechnik oder Eier mit Reißverschluss – nichts scheint bei der Gestaltung des Eies unmöglich zu sein.

Genauso vielfältig wie die verschiedenen Techniken sind auch die Geschichten der Künstler, die oft erst über Umwege zur Kunst am Ei gekommen sind. So etwa Werner Dolp aus Hausen bei Mindelheim, dem sogar eine fachkundige Naturschützerin fasziniert bei der Entstehung seiner naturgetreuen Vogelmotive über die Schulter schaut. Als seine Frau vor über 20 Jahren einen Aquarellmalkurs bei der Volkshochschule belegte, griff er zum ersten Mal zum Pinsel und hatte sofort Erfolg. Auch Paula Holderried entdeckte ihr Talent per Zufall. Sie kommt aus Bad Saulgau, wo der Palmen eine ganz besondere Tradition hat. Für die Palmen ihrer Kinder malte sie die ersten Eier und hatte viel Freude daran. Auch anderen blieb ihr Talent nicht verborgen und es folgten Einladungen zu Ostereiermärkten. „Es gibt nichts, was nicht aufs Ei passt“, sagt sie. Vom kleinen Sittichei bis zur Hälfte eines Straußeneies – mit geschickten Pinselstrichen macht sie jedes Ei zum Kunstwerk.

Den richtigen Namen für ihr Hobby scheint eine Künstlerin aus Ludwigsburg zu haben: Karin Oesterle malt Biedermeiersträuße in Acryltechnik auf Ostereier und fertigt dazu auch das passende Spandöschen für die Vitrine an. „Wenn ich ein Ei in die Hand nehme, weiß ich gleich, wie ich es gestalten werde“, sagt Elisabeth Rüber aus Schwaigern. Ihre Wurzelkinder sowie Vogel- und Wiesenblumenmotive faszinieren viele. Eine Vorlage benötigt sie dazu nicht – die Glockenblume, den Fingerhut, den Klee, das Leberblümchen und das Veilchen malt sie aus dem Gedächtnis. „Ich war schon immer sehr naturverbunden“, erzählt sie, die aber in jungen Jahren durch die Arbeit in der Landwirtschaft keine Zeit zum Malen hatte und auch nicht wusste, dass dieses Talent in ihr schlummerte.

Doch nicht nur mit dem Pinsel werden Eier zu Kunstwerken gemacht: Manuela Conradt aus Berlin „umgarnt“ die Eier mit Seidenfäden und lässt so ganz besondere Farb- und Musterspielereien entstehen. Die alte Kunst der Occhispitze beherrscht Pia Högner aus Zwiefalten-Upflamör, die mit diesen filigranen Spitzen die verschiedensten Eier verschönert. Und das Schöne daran ist, dass auch Ehemann Felix über das Hobby seiner Frau zu einem kreativen Handwerk gefunden hat. Aus Astgabeln schnitzt er originelle Hahnenskulpturen. Dass Kunst häufig im Kleinen entsteht und Künstler voneinander profitieren, beweist die Schaffensweise von Dorothee Gathof aus Vogt, die sich dort seit Jahren mit ortsansässigen Eierkünstlern präsentiert. Ihre Eier in „Tiffany-Technik“ sind filigrane Kunstwerke, die teilweise vierzehn Arbeitsgänge erforderlich machen. „Es ist fast ein Geschenk, wenn ich es fertig bringe“, sagt die Künstlerin über die empfindlichen Gebilde.