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Kommentar zur Olympia-Verschiebung: „Danke, Thomas Bach!“

Sport / Lesedauer: 2 min

Es geht um Existenzielleres in diesen Tagen als um den Sport, meint unser Autor Joachim Lindinger. Das Verschieben der Sommerspiele sei der richtige Schritt. Doch dass er so spät gegangen wurde, werde das Bild des IOC-Chefs Bach beschädigen.
Veröffentlicht:24.03.2020, 20:26

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Jonathan Koch war dreimal rudernd bei Olympischen Spielen, ist Athletenvertreter im Deutschen Olympischen Sportbund und überdies ein kluger Kopf. Einer, der keinen festgefahrenen Blick hat, der Argumente abwägt, der die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees über Sommerspiele in Tokio zu Zeiten von Corona stets als das bezeichnete, was sie zweifelsfrei war: als schwierig. Einer, der andererseits mit gesundem Menschenverstand ausgestattet ist, was ihn Sätze sagen ließ wie diesen: „Nach jetzigem Stand ist es schwer zu glauben, dass Olympische Spiele stattfinden, ohne dass dadurch Menschen massiv gefährdet werden.“ Stimmte leider, stimmt immer noch. Diese Olympischen Spiele, das wusste Jonathan Koch, können – nein dürfen – nicht vom 24. Juli an ausgetragen werden.

Werden sie nun auch nicht. „Solidarisch mit der Weltgemeinschaft“, so formuliert es Jonathan Koch, hätten sich die „Verantwortlichen beim IOC“ gezeigt, als sie die Spiele auf ein noch unbestimmtes Datum im kommenden Jahr verschoben. Wer eine Spur Sarkasmus herauslesen möchte, darf das. Um Existenzielleres geht es in diesen Tagen als um Sport, das erlebt die Weltgemeinschaft in der Lombardei, im Elsass, in Iran. Was das IOC in Lausanne erlebte, wie sein Präsident Thomas Bach sich zierte, wand, mit Fristen aufwartete („Bedenkzeit“! Was bedenken?), das hatte etwas Welt(gemeinschafts)fremdes. Der jetzige Schritt ist der einzig richtige. Dass er so spät gegangen wurde, wird das Bild des mächtigsten Sportlenkers nachhaltig beschädigen. Ob er auch gegangen worden wäre, wenn nicht Nationale Olympische Komitees, Verbände und Athleten den Druck erhöht hätten, massiv? Die, für die die Spiele ja da sind, wie das IOC so gerne kundtut.

Gewiss, für manchen Sportler bedeutet Tokio 2020 im Sommer 2021 das Ende (s)eines Traums: zu alt, verletzt, außer Form. Jetzt aber wäre er schlecht trainiert, argwöhnisch aufgrund allerorts ausgesetzter Dopingkontrollen, coronagefährdet. Und allein seinen Interessen verpflichtet, unsolidarisch. Wer das sein möchte? Kaum jemand. Wer das sein muss? Keiner. Endlich. Danke, Thomas Bach.