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Predigtreihe

Gesang aus der Seele für die Seele

Tettnang / Lesedauer: 2 min

Passionssonntag in St. Gallus mit dem Choralensemble „Anima“ aus St. Petersburg
Veröffentlicht:07.04.2014, 18:30

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Sie waren schlicht als Schlusspunkt der nachmittäglichen Predigtreihe an den Fastensonntagen angekündigt, doch die Begegnung mit den sechs stimmgewaltigen Sängern des Choralensembles „Anima“ aus St. Petersburg ist zum ganz besonders intensiven Erlebnis geworden. Das 1992 gegründete Ensemble, das schon eine Reihe internationaler Chorwettbewerbe gewonnen hat, vereint Sänger, die alle vom Konservatorium in St. Petersburg kommen.

Schon den Sonntagsgottesdienst hat das Sextett mit seinen Gesängen bereichert, und bereits bei den ersten Takten hörte man in der Bankreihe „wunderbar“ flüstern. Pfarrer Rudolf Hagmann brachte es auf den Punkt, wenn er den Namen „Anima“ (lat.: Seele) gleich weiterführte mit „Musik aus der Seele, Musik für die Seele“. Sicher haben die Gesänge viele Gemeindemitglieder, die die Messe besucht hatten, nachmittags erneut in die Kirche gezogen, sodass schließlich rund 150 Zuhörer auf die Sänger warteten. Unter dem Titel „ Agnus Dei “ bot das Konzert geistliche Vokalmusik aus der russisch-orthodoxen Tradition, im Wechsel mit Orgelmusik zur Passion.

Klagend und schmerzhaft führte Kantor Georg Grass mit Michael Radulescus Choral „Wenn wir in höchsten Nöten sein“ zum Thema hin. Ein dunkler Pedalton gesellte sich zur einsamen Melodie, die aus dem Schmerz zu ruhiger, trostreicher Ergebung führte.

Eindringlich und trostreich

In einem ersten Block ließen die Sänger unter der Leitung von Victor Smirnov fünf Choräle folgen. Psalm 103 nahm den tröstlichen Ton des Orgelsolos auf: „Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen.“ Im Wechsel von Vorsänger und Ensemble strömte der Gesang in die Kirche, eindringlich und trostreich. Auch wenn man die Worte nicht verstehen konnte, drangen sie ins Herz. „Meine Seele, warum schläfst du?“ hieß der Titel eines Anonymus aus dem 16. Jahrhundert. Aus einem Ton ohne Worte erwuchs Gesang über einem tiefen Grundton und entfernte sich wieder. Auch der Choral „Ich lasse die Kerze brennen“ aus dem 20. Jahrhundert erwuchs aus einem Summton, diesmal mehrstimmig. Die Melodie schwoll an – waren das wirklich nur sechs Stimmen? – und ebbte wieder ab bis ins Pianissimo. Markant war der Kontrast der tiefen Stimmen und der hohen bis zum Countertenor. Wunderbar lyrisch erhob im folgenden Choral „Der reumütige Schächer“ ein Bariton seine Stimme, der die übrigen antworteten. Tiefes Vertrauen lag darin, ebenso wie in Frank Martins „Agnus Dei“, das Kantor Grass auf der Orgel folgen ließ.

Sänger und Orgel führten danach nach Golgotha unters Kreuz, ehe das tief berührende Konzert mit dem Lobpreis „Du herrschst in Ewigkeit“ endete.