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Stadthalle

Energiewende – Yes, we can

Ellwangen / Lesedauer: 3 min

Deutschland ohne Atomkraft – Herausforderungen sind Thema beim Forum von ODR und Hochschule
Veröffentlicht:04.12.2012, 18:20

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Erneuerbare Energien können ganz Deutschland mit Strom versorgen, das ist kein Problem. Schwieriger ist es, sie zur richtigen Zeit und dort zu haben, wo sie gebraucht wird. Darum ging es beim Energiewirtschaftlichen Forum von EnBW ODR und der Hochschule Aalen in der Stadthalle. Und darum, Fachleute zu finden, die diese Energiewende umsetzen. Weshalb 200 Oberstufenschüler der Ellwanger und Aalener Gymnasien eingeladen waren.

Deutschland hat den Ausstieg aus der Atomkraft bis 2020 beschlossen. Warum die Energiewende nötig ist, zeigte die neue Stiftungsprofessorin der Hochschule Aalen, Professor Dr. Martina Hofmann: Sie hatte Fotos vom brennenden Atomkraftwerk Fukushima dabei, von der Erdölplattform Deep Water Horizon in Flammen und von Land unter Wasser nach der letzten Sturmflut in den USA. Der CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter nannte weitere Argumente: Deutschland sei bei der Energie zu 60 Prozent vom Importen abhängig und das aus unsicheren Ländern wie Syrien und Saudi Arabien. „Da wachsen mir graue Haare.“

Für die Energiewende sind einige Hürden zu überspringen, machte Frank Hose klar. Eine ist die Verlässlichkeit der Stromversorgung. Energie aus Photovoltaik und Windkraft steht anders als Biomasse oder Wasserkraft nicht jederzeit zur Verfügung. „Wir bauen die Anlagen zu schnell aus und kommen mit Netzen und Speichern nicht hinterher“, kritisierte der Vorstand der ODR. Weil Speicher fehlen, müsse man Anlagen abschalten – „das ist volkswirtschaftlicher Blödsinn.“ Wenn der Strom nicht selbst verbraucht werde, müssten Trafostationen und Kilometer an Netzen gebaut werden. Diese Leitungen durch alle Genehmigungsverfahren zu bekommen, könne schon mal 27 Jahre dauern. „Jetzt müssen wir in acht Jahren fertig sein.“

Der Strompreis war für den Chef des Energieversorgers das „Stressthema“: „Die Talkshows dazu muss ich ausschalten, sonst werde ich wütend.“ Anlass für Hoses Temperamentsausbruch: Der Strompreis setzt sich zu 48 Prozent aus Steuern und Abgaben zusammen, zu 20 Prozent aus regulierten Netzentgelten, worauf die Unternehmen keinen Einfluss haben. Und die Kosten seien ungleich verteilt: Je nachdem, wie ins Netz eingespeist wird, werden die Kosten bundesweit, landesweit oder regional umgelegt. Hoses Vorschlag: das erneuerbare Energiengesetz was Subvention und Netzentgelt angeht, zu ändern.

In Landrat Klaus Pavel und OB Karl Hilsenbek hat er dafür zwei Mitstreiter. Der Kreistag hat die Resolution für eine gerechte Umlage schon verabschiedet, die Stadt wird nachziehen. Pavel mahnte die Stromversorger aber auch, Hochrechnungen für neue Stromtrassen realistisch zu halten. Wenn in einer Woche von 3000 Kilometern gesprochen werde, 14 Tage später nur noch 2000 Kilometer, sollten die Experten sauber prüfen, was wirklich gebraucht werde. So oder so, „die Ostalb wird’s treffen“, sagte er. Denn in Goldshöfe kommt die Hochspannungsleitung an, von dort wird eine nach Göppingen gebaut. Die ersten Bürgerinitiativen dagegen gebe es schon. Die Bürger zu beteiligen und die Akzeptanz fördern, nannte Ellwangens Oberbürgermeister als wichtigen Punkt.

Dass es einiges nachzusteuern gibt, findet auch der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter. Die 15 Milliarden Förderung für Photovoltaik müssten in wirtschaftlichere Bereiche gelenkt werden . „Wir brauchen Forschung und Trendsetter, beim Anlagenbau sind die Chinesen billiger.“ „Wenn wir den Strom selbst verbrauchen, entlasten wir die Netze“, sagte Kiesewetter und sprach sich dafür aus, Häuser und Siedlungen so zu bauen, dass sie ihre einige Energie erzeugen.

Bei allen Herausforderungen: Die Frage von Moderator Frank Reitmajer von der Netzgesellschaft Ostwürttemberg, ob die Energiewende zu schaffen sei, beantworteten alle gleich: „Absolut!“ Oder, wie es Professor Hans-Peter Bürkle formulierte, „Yes, we can“. Dafür gab‘s jede Menge Beifall. Genauso wie die Präsentation zur Energielandschaft 2030 auf der Ostalb, die die Projektgruppe des Hariolf-Gymnasiums zu Beginn des Forums gezeigt hatte.