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Kammerensemble

Dreyers neckische Triller treffen auf Verdis Brillanz

Ellwangen / Lesedauer: 2 min

Ellwanger Kammerensemble konzertiert in der renovierten Marienkirche
Veröffentlicht:10.09.2012, 12:20

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Zum Tag des offenen Denkmals hat das Ellwanger Kammerensemble ein Konzert in der renovierten Marienkirche gegeben. Im Mittelpunkt standen zwei Symphonien von Johann Melchior Dreyer, nach dem die Ellwanger Städtische Musikschule benannt ist, und ein glanzvolles Konzert für vier Violinen und Streicher von Antonio Vivaldi .

Das Programm war geprägt durch den reizvollen Kontrast des ausgesprochen virtuosen Vivaldi, eines Großmeisters des italienischen Frühbarocks, und des relativ einfach strukturierten Ellwanger Hofkomponisten Dreyer, der zur Zeit der Fürstpröpste kirchliche und weltliche Gebrauchsmusik schuf, die hauptsächlich durch ihren heiteren Grundcharakter noch heute Gefallen findet. Dreyer hatte im Schatten der Marienkirche an der Schule Musikunterricht erteilt, Mesnerdienste verrichtet und auch noch aktiv bei der Feuerwehr mitgewirkt. Schon damals wurde also an der Kultur gespart.

Dass die Wiedergabe seiner zwölf Symphonien durchaus qualifizierte Musiker erfordert, zeigte sich gleich beim ersten Programmpunkt. Das aus ehemaligen und aktiven Schülern sowie Lehrern und Freunden der Städtischen Musikschule bestehende „Ellwanger Kammerensemble“ präsentierte mit großem Engagement, hoher Präzision und Musizierfreude zwei der Dreyerschen Symphonien, nämlich Nr. 1 und 6 mit drei und vier Sätzen.

Erstmals stand der junge, aus Ungaren stammende, Nikolaus Staubach am Dirigentenpult des Ellwanger Kammerensembles. Der Musiker, der seine Schulung und Praxis eigentlich als Bläser erhalten hatte, erwies sich seiner neuen Aufgabe voll und ganz gewachsen. Er verstand, das Ensemble mit seinen 18 Mitgliedern nicht nur mit souveräner Sicherheit zu führen, sondern auch die Balance zwischen den Instrumentalgruppen zu halten. So entstand eine harmonische und homogene Klangwirkung.

In den Dreyerschen Werken sind in neckischen Trillern und im heiteren Spiel mit der Echowirkung Mozartsche Anklänge unverkennbar, wenn auch die Gesamtstruktur eher der Vorklassik in der Art von Michael Haydn, dem Bruder von Joseph Haydn, zuzuordnen ist.

Ganz anders Vivaldi, von dem das Ensemble das brillante Konzert für vier Violinen und Streicher h-Moll opus 3 Nr. 10 ausgewählt hatte. Ulrich Widdermann glänzte hier mit seinen drei Schülerinnen Barbara Seibold, Franziska Grupp und Yao Shan. Seiner unauffälligen Zeichengebung waren die präzisen Einsätze und die faszinierende Gestaltung trotz rasanten Tempos zu verdanken. Von diesem tollen Violinquartett wünscht man sich noch viel zu hören.

Dabei wirkte das ganze Ensemble erstaunlich transparent und höchst sensibel mit, was sich bei den stringenten Steigerungen, aber auch bei den differenzierten Abphrasierungen zeigte. Mit seinem imponierenden Cello-Solo stach Roman Gugenberger heraus. Das Ensemble belohnte den starken Beifall des zahlreichen Publikums mit dem letzten Satz der Dreyerschen Symphonie Nr.1, dem heiter-beschwingten Allegro molto.