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Ismet Akpinar: „Hatte nie Probleme mit rassistischen Kommentaren“

Ulm / Lesedauer: 5 min

Für Ulms Basketball-Nationalspieler Ismet Akpinar ist das Duell mit Galatasaray Istanbul ein besonderes Eurocup-Spiel
Veröffentlicht:09.10.2018, 18:40

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Drei Niederlagen in drei Spielen – die Basketballer von Ratiopharm Ulm sind nicht besonders gut in die Saison gestartet. Am Mittwoch Abend (19.30 Uhr) wollen sie im Eurocup gegen Galatasaray Istanbul die Wende einleiten. Doch nicht nur deshalb wird eine heiße Partie erwartet. 2013 kam es beim Aufeinandertreffen von Ulm und Galatasaray zu Schlägereien. Rund 20 Galatasaray-Anhänger attackierten damals einen einzelnen Zuschauer, weil er sie zuvor mit einem Besiktas-Schal provoziert hatte. Für das Spiel heute gelten in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena deshalb erhöhte Sicherheitsvorschriften. Der 23-jährige Ismet Akpinar spielt seit 2017 für die Ulmer. Vor dem Spiel gegen Galatasaray Istanbul hat Theresa Gnann mit ihm über Fans, Ziele und Mesut Özil gesprochen.

Herr Akpinar , Sie spielen professionell Basketball seit Sie 16 Jahre alt sind. Seit Kurzem spielen Sie außerdem Klavier. An welchem Stück üben Sie gerade?

Ich spiele zur Zeit Nuvole Bianche von Ludovico Einaudi. Ein sehr schönes Stück, eher langsam und sehr emotional.

Emotional könnte es auch am Mittwoch Abend auf dem Feld werden. Es geht im Eurocup gegen Galatasaray Istanbul. Sie sind Deutscher mit türkischen Wurzeln. Wird das ein besonderes Spiel für Sie?

Ja, allein durch meine Verbindung zur Türkei wird das natürlich was Besonderes für mich. Es kommen viele Fans von Galatasaray, und ich denke, die werden schon eine ganz besondere Atmosphäre schaffen. Wir werden auf jeden Fall eine andere Stimmung in der Ratiopharm-Arena haben als sonst.

Die Galatasaray-Fans sind bekannt dafür, besonders laut zu sein. Manchmal schlägt die Stimmung aber auch um. Für das Spiel heute gelten deshalb verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Sind türkische Fans nicht nur lauter, sondern auch agressiver?

Die Galatasaray-Fans sind sehr fanatisch, vielleicht sogar überfanatisch. Das sieht man im Sport natürlich ungern. Es gibt Fans, die unterstützen ihre Mannschaft bis zum Gehtnichtmehr. Meiner Meinung nach gibt es Grenzen. Und ich hoffe, die werden heute nicht überschritten.

Könnten Sie sich auch vorstellen, irgendwann in der Türkei zu spielen?

Klar, warum nicht? Ich hab einen türkischen Pass, die türkische Liga ist eine sehr attraktive Liga, ich kann mir das auf jeden Fall vorstellen.

Sie sind – wie Mesut Özil – ein deutscher Sportler mit türkischen Wurzeln. Özil sagte im Sommer „Ich bin Deutscher, wenn wir gewinnen, aber Immigrant, wenn wir verlieren“ und löste damit eine Rassismus-Debatte im Sport aus. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Ich hatte zum Glück nie Probleme mit rassistischen Kommentaren. Ich persönlich habe wirklich nur positive Erfahrungen gemacht. Ich fühle mich in Deutschland zu einhundert Prozent akzeptiert.

Das türkisch-deutsche Verhältnis war aber schon mal besser. Woran liegt das?

Dafür gibt es wohl zwei Gründe: Zum einen sind da natürlich die jüngsten Ereignisse in der Politik und mit Erdogan. Ich kann mir schon vorstellen, dass es da Meinungsverschiedenheiten geben kann. Aber dazu möchte ich eigentlich nichts sagen. Zum anderen war da natürlich das Thema Mesut Özil. Ich finde es einfach nur schade, dass Özil nicht mehr für die Nationalmannschaft spielt – aus sportlichen Gründen. Er ist einfach ein super Fußballer.

Sportlich ist Galatasaray ganz ordentlich in die Saison gestartet. Worauf müssen Sie aufpassen?

Das Team hat extrem viel Qualität. Wir müssen versuchen, jeden Einzelnen zu stoppen. Da muss sich in der Verteidigung jeder an die Nase fassen und sagen: So, heute kommt keiner an mir vorbei. Und wenn wir das als Kollektiv machen, haben wir schon mal einen großen Schritt gemacht.

Bei den Ulmern läuft es bisher noch nicht so gut. Von drei Spielen gingen drei verloren. Woran liegt’s?

Wir haben jedes Mal das Spiel gut mitgespielt und am Ende im vierten Viertel dann doch verloren. Dafür gab’s in allen Spielen unterschiedliche Gründe. Wir müssen einfach hintenraus die Intensität hochhalten und versuchen, das Spiel zu Ende zu bringen.

2017 wurden Sie zum Nachwuchsspieler des Jahres gewählt. Damals spielten Sie aber noch für Alba Berlin. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Entwicklung in Ulm ?

Zufrieden ist ein schwieriges Wort. Sagen wir mal: Es geht in die richtige Richtung. Ich will mit Ulm so viele Spiele wie möglich gewinnen, in die Play-Offs kommen, am besten natürlich die Meisterschaft holen. Aber das sollte das Ziel jedes Sportlers sein.

Seit vergangenem Jahr spielen Sie in der deutschen Nationalmannschaft. Was ist das Ziel mit Deutschland?

Wir haben uns ja für die WM qualifiziert. Das ist natürlich groß. Die Quali ist aber noch nicht zu Ende. Wir wollen sie als Erster beenden, so dass wir mit einer guten Position in die Weltmeisterschaft starten. Dann wollen wir die WM so gut es geht beenden. Und mit einem Auge schaut man natürlich schon auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

In der Nationalmannschaft haben Sie sich mit Dennis Schröder angefreundet. Der spielt für Oklahoma in der nordamerikanischen Basketballliga NBA. Wie tickt Schröder?

Dennis ist ein sehr witziger Typ. Hat immer einen Spruch auf den Lippen. Auf dem Spielfeld ist er ein unglaublicher Kämpfer. Er hat viel Ehrgeiz, ist ein guter Anführer. Off the court sorgt er immer dafür, dass alle auch ein bisschen Spaß haben.