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Karriereende

Hochmut kommt vor dem Fall

Sport / Lesedauer: 1 min

Hochmut kommt vor dem Fall
Veröffentlicht:26.02.2020, 17:17

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Vor 23 Jahren, fünf Jahre vor seinem Karriereende, veröffentlichte Lothar Matthäus ein einigermaßen narzisstisches Tagebuch, in dem so brisante Dinge standen wie „Jürgen Klinsmann und ich werden keine Freunde mehr“. Dass dieser Klinsmann, den man für cleverer hielt als Matthäus, nun selbst ein Protokoll führen ließ, das auf dubiosem Weg öffentlich wurde und in dem er kein gutes Haar an seinem Ex-Arbeitgeber lässt, ist extrem unglücklich – und macht Klinsmann im deutschen Fußball künftig zum Schwervermittelbaren. Vielleicht hatte der Ex-Bundestrainer mit dem Gros seiner Kritik ja recht, aber er hat bei Hertha auf falsche Freunde gesetzt – und steht jetzt öffentlich so da, als sei er auf einem Kohlhaas-schen Rachefeldzug. Gut möglich, dass der Club da im Zusammenspiel mit Medien versucht, den Schwarzen Peter einfach an Klinsmann weiterzureichen. Kabale ohne Liebe.

Die Öffentlichkeit hat somit ein eher narzisstisches, unsympathisches Bild dieses einst so lieb lächelnden Jürgen Klinsmann erhalten. Eines Mannes nämlich, der keinen neben sich duldet, der sich im Besitz der reinen Wahrheit wähnt und nun verbrannte Erde hinterlässt. Andererseits darf man Klinsmann durchaus glauben, dass bei der Hertha vieles im Argen liegt. Manager Michael Preetz ist also gefordert. Sein Team liegt nach dem 0:5 gegen Köln am Boden, der Clubfrieden ist gestört, Preetz ist zudem Opfer seiner eigenen Hybris. Unter Trainer Pal Dardai war Berlin fünf Jahre lang nah am Optimum, aber man will ja immer mehr haben, schillernder, nicht mehr so bieder sein. Hochmut kommt vor dem Fall, das dürften nun beide Streitparteien erkennen.

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