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Riesenvorteil

Hitzlsperger vor Hannover-Spiel: „Ich suche einen Kaderplaner“

Stuttgart / Lesedauer: 5 min

Sportvorstand Thomas Hitzlsperger beim „VfB im Dialog“ über die Zukunft des Clubs
Veröffentlicht:01.03.2019, 23:21

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„Das Spiel ist für uns ganz entscheidend und richtungweisend. Beide Mannschaften müssen gewinnen. Wer in Führung geht, hat einen Riesenvorteil, das wäre sehr wertvoll für uns“, sagt VfB-Trainer Markus Weinzierl . Und doch: Selbst bei einem Sieg am Sonntag (15.30/Sky) im Kellerduell gegen Hannover 96 wäre der VfB Stuttgart, der wieder auf Verteidiger Timo Baumgartl zurückgreifen kann, noch nicht überm Berg – mit einem eventuellen Klassenerhalt durch Platz 15 oder nach der Relegation Ende Mai auch nicht. Denn die großen Fragen bleiben: Wer plant eigentlich den Kader für die nächste Saison, für die erste oder auch zweite Liga? Wo will der Verein hin? Beim Fantalk „VfB im Dialog“ am Donnerstagabend gab Sportvorstand Thomas Hitzlsperger Auskunft über die drängendsten Fragen.

Hitzlsperger auf die Frage, ob Weinzierl auch am Montag noch Trainer ist:

„Die Tendenz ist ganz gut. Aber gegen Hannover steht viel auf dem Spiel. Wir wollen diese drei Punkte unbedingt holen. Man kann nie in die Zukunft schauen, das wäre vermessen. Wir müssen am Sonntag ein gutes Spiel abliefern. Dann kann ich die Frage wieder besser beantworten. Eins ist klar: Wir brauchen Kontinuität im Verein. Deswegen wäre es mir recht, wenn wir lange in dieser Konstellation arbeiten könnten. Trotzdem müssen wir immer wieder reagieren, wenn wir das Gefühl haben, dass wir unser Ziel in der Konstellation nicht erreichen. Es ist meine Pflicht, den Trainer zu unterstützen, wo ich kann, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich das Gefühl habe, es wird nicht mehr funktionieren. Aber an dem Punkt bin ich nicht. Jeder Spieler muss wissen, was mit und was ohne Ball zu tun ist – da sind wir schon weiter gekommen. Aber: Wir werden bis zum letzten Spieltag kämpfen müssen.“

Hitzlsperger über Stuttgarts Suche nach einem Sportdirektor (bereits Vorgänger Michael Reschke wollte die Position besetzen, suchte allerdings keinen Kaderplaner. Auf dem Markt wären mit Jonas Boldt, Sven Mislintat und Christian Heidel zahlreiche Hochkaräter):

„Ich suche einen Sportdirektor, der den Nachweis erbracht hat, Kader planen zu können, der auch mal den Kader durchgeht und sagt, wie man ihm eine neue Struktur geben kann. Ich habe telefoniert, Leute getroffen. Die bisherigen Gespräche waren gut und ich bin hoffnungsvoll, dass wir noch in dieser Saison jemanden dazubekommen, dem ich brutal viel zutraue. Ich bin erstaunt, wie viele kompetente Leute sich bei mir gemeldet haben, die sich für den VfB interessieren. Aber gute Leute sind auch von anderen begehrt. Das wird noch ein paar Wochen dauern. Ob wir Ballbesitzfußball oder Gegenpressing spielen wollen, das möchte ich erarbeiten mit wenigen Fußballexperten, die mich umgeben werden in den nächsten Monaten. Dann können wir unsere Spielphilosophie planen und sagen: Das wird der VfB der Zukunft sein. Ich alleine kann und will das nicht machen, es wäre anmaßend zu sagen: Thomas Hitzlsperger bestimmt die Philosophie des VfB Stuttgart . Also geben Sie mir noch ein paar Monate Zeit.“

Hitzlsperger über die zahllosen Trainerwechsel beim VfB:

„Meine Beobachtung war, dass meistens der Sportvorstand gesagt hat: Der richtet's, der macht es jetzt. Und dann hat er es vielleicht mal gut gemacht, mal weniger gut und dann musste er wieder gehen. Aber ich habe zu meinen Vorstandskollegen gesagt: Ich will das nicht mehr alleine entscheiden.

Einige Clubs haben uns voraus, dass sie sehr klar darin sind, welche Spieler und Trainer sie holen. Wenn wir darüber Bescheid wissen, wie wir Fußball spielen wollen, welche Anforderungsprofile die Trainer brauchen, dann tun wir uns leichter in der Auswahl. Aber wir haben es immer wieder so gemacht: Wir holen einen Trainer, der nimmt sein Trainerteam mit, der wünscht sich ein paar Spieler – und wenn der Trainer weg ist, ist der halbe Kader für den neuen Trainer wieder uninteressant. Wenn wir als Verein viel stärker werden und vorgeben, welche Spieler wir holen und welche Spielidee das Trainerteam umsetzen soll, dann machen wir uns nicht mehr abhängig von Einzelnen. Und die Werte, die wir verköpern, müssen auch für die Spieler zählen.“

Hitzlsperger über die Tatsache, dass kaum junge VfB-Talente im Kader stehen:

„Wir haben Ältere im Kader, die bei uns ausgebildet wurden, aber ich weiß: Jeder möchte den nächsten 17-Jährigen sehen. Antonis Aidonis und Leon Dajaku sind 2001 geboren. Ich weiß nicht, ob es einen Bundesligisten gibt, der zwei Spielern aus diesem Jahrgang in dieser Saison Einsatzzeiten gegeben hat. Das darf man nicht unterschlagen. Beide sind auf dem Schirm, sie müssen noch geduldig sein und sind derzeit nicht im Kader, weil Markus Weinzierl Spieler haben will, die den Abstiegskampf kennen. Die Karriere entscheidet sich nicht mit 17 oder 18 Jahren, sondern wir wollen, dass sie mit 20, 21 fester Bestandteil dieser Truppe sind, und zur neuen Saison werden sie das auch sein. Das Potenzial haben sie. Dahinter gibt es noch ein paar, die sehr talentiert sind.“