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Handball-Vizepräsident Hanning: Mehr als nur bunte Pullover

Hamburg / Lesedauer: 3 min

Der umtriebige Funktionär sorgt abseits des Spielfelds für Aufmerksamkeit und bringt seinen Sport voran.
Veröffentlicht:25.01.2019, 23:06

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Manchmal wirkt es, als wäre er auf dem Weg auf die Bühne des legendären Ally Pally und würde gleich in London um die Darts-WM kämpfen oder auch zusammen mit Kai Ebel aus der Boxengasse der Formel 1 berichten. Wenn er mit seinen auffällig bunten und oft extravaganten Oberbekleidungen durch die Handballhallen dieser Welt schreitet oder sich in Talkshows zu seinem Sport positioniert, ist Bob Hanning meistens die optische Ausnahmeerscheinung – und würde gut neben die farbenprächtigen Pfeilewerfer oder die Glitzersakkos des Kult-Rennsport-Reporters passen.

Doch ist Bob Hanning nicht irgendein Sportler oder Experte. Hanning ist Funktionär eines großen Sportverbandes. Er ist Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Handballbundes ( DHB ) und hätte zumindest aus Gründen der Aufmerksamkeit diese modischen Wagnisse nicht nötig. „Er hat den Handball extrem nach vorn gebracht und wird dies auch weiter tun“, sagt Andreas Michelmann. Der wiederum ist der Präsident des DHB. Michelmann ist eher der in sich ruhende, sachliche und bodenständige Typ und steht genau für das, was auch der Handballsport so gerne als sein Charakteristikum betrachtet. Neben Michelmann werden auf der Homepage des DHB insgesamt neun (!) Vizepräsidenten gelistet. Dass gerade Hanning so heraussticht, geht – außer mit seinem Kernbereich – vor allem mit seiner Art und seiner Leistung einher. Der DHB-Boss ist dafür da, alles zusammenzuhalten, Hanning ist der für die Veränderungen.

Dass der Laden des DHB so glänzend läuft, liegt vor allem an Hanning. Der nur 1,68 Meter große Macher zieht im Verband die Fäden, seit er 2013 das Amt angetreten hat. „Wenn ich seine Rolle mit einer Spielerposition erklären würde, dann wäre das Aufbau und Kreis. Er dirigiert und geht in die Spitze“, sagt Michelmann .

Hannings Ziel: den Sport professioneller und populärer machen. Dazu sind ihm alle Mittel recht, was ihm nicht nur Freunde einbringt. So überwarf sich der Manager des Bundesligisten Füchse Berlin (das ist er bereits seit 2005) nach seinem Amtsantritt erst mit Ex-DHB-Präsident Bernhard Bauer und dann mit Ikone Heiner Brand, unter dem der 50-Jährige einst selbst als Co-Trainer gearbeitet hat. Hanning habe eine „narzisstische Persönlichkeitsausprägung“, sagte Brand. Michelmann formuliert das Ganze etwas anders: „Er ist absolut handballverrückt, sehr erfolgsorientiert und sehr empathisch gegenüber denen, die Leistung bringen wollen.“

Extrovertiert und handballverrückt

Und dem ordnet Hanning alles unter. 2014 setzte er Dagur Sigurdsson als Bundestrainer durch, unter dem zwei Jahre später der EM-Triumph gelang. Nach dem Abgang des Isländers holte er Christian Prokop für eine Ablöse von 500 000 Euro vom SC DHfK Leipzig und hielt auch nach der desaströsen EM 2018 an ihm fest – was sich trotz der Halbfinal-Niederlage bereits ausgezahlt hat. Das sieht auch Hanning so: „Erfolg ist planbar, wenn es die richtigen Leute tun“, sagt er und meint wohl auch sich selbst: „Jetzt sind wir konzeptionell genau dort, wo ich hinwollte.“ Man beachte: nicht „wir“, sondern „ich“. Hanning, frisch von Ex-Sprintstar Katrin Krabbe getrennt, weiß um seinen Status und genießt ihn, vergisst bei aller Extrovertiertheit aber nie seinen Sport.

„Jetzt können wir es Deutschland auf dem Tablett präsentieren, dass wir eine leidenschaftliche und bodenständige Sportart sind“, sagt der DHB-Vize und schiebt selbstironisch hinterher: „Von einigen Pullovern abgesehen.“ Auch DHB-Chef Michelmann hat sich mit dem extravaganten Modegeschmack Bob Hannings arrangiert, meint dazu nur: „Wenn du die A-Seite haben willst, musst du auch die B-Seite mitnehmen.“