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Kunstwelt trauert um Allmendinger Künstler

Allmendingen / Lesedauer: 4 min

Helmut Braig stirbt im Alter von 90 Jahren – Er brachte es zu Weltruhm
Veröffentlicht:13.12.2013, 19:25

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Der am 16.März 1923 in Allmendingen geborene Künstler Helmut Braig ist am vergangenen Mittwoch im Alter von 90 Jahren gestorben.

Wenn man Helmut Braig nach seinem Beruf fragte, gab er eine etwas eigentümliche Antwort: „Ich bin kein Maler, kein Autor, kein Skulpteur, kein Regisseur – ich bin ein Experimentator.“ Doch in diesem Satz verstecken sich alle Berufe und Leidenschaften, die das Leben des Experimentators geprägt haben. Geboren und bis zu seinem 14. Lebensjahr aufgewachsen in Allmendingen, musste Helmut Braig eine schwierige Kindheit hinter sich bringen. „In Allmendingen habe ich das Licht und die Schatten der Welt erblickt“, erinnerte sich Braig. Er war der Sohn des in Allmendingen legendären Kragenschneiders, ein Vater, der seinen Sohn an sehr strenge Zügel nahm.

Erlebnisse verdrängt

„Ich habe meine schlechten Erlebnisse sehr lange verdrängt. Meinen Vater habe ich gehasst“, betonte Braig. Erst mit 14 Jahren, als das künstlerische Talent des Jungen immer mehr sein Leben bestimmte, war es Baron Konrad von Freyberg, der erkannte, dass Braig in die weite Welt ziehen muss. Freyberg war es auch, der Braig einen Kontakt zum weltberühmten Stofftierhersteller Steiff vermittelte – ein künftiger Förderer des jungen Künstlers aus Allmendingen. Steiff persönlich kam damals nach Allmendingen, um Helmut Braig mit in die weite Welt zu nehmen. Was folgte, war eine Ausbildung in dessen Firma Steiff und ein Studium an der Kunstakademie in Stuttgart. Doch dann kam der Zweite Weltkrieg, der nicht nur die Welt veränderte, sondern auch den jungen, vor Ideen sprudelnden Mann aus Allmendingen. Denn Braig kämpfte Zeit seines Lebens gegen Gewalt und gegen die Schrecken des Kriegs. Als Gegenpol dafür widmete sich Braig in seinem künstlerischen Schaffen der Erotik und der Liebe. „Die Erotik ist immer noch Brachland, denn die Befreiung hat nur an der Oberfläche stattgefunden. In der Volksseele ist sie aber immer noch verkümmert und verschüttet“, bemerkte der Schöngeist, der in Giengen wohnte.

Seine Schaffenskraft in den vergangenen Jahrzehnten hat Helmut Braig den verschiedensten Richtungen der Kultur gewidmet. Herausragend dabei ist die Tatsache, dass es er war, der den weltberühmten Schlümpfen eine Heimat gegeben hat. Denn der Allmendinger hat Schlumpfhausen erfunden und war damit in den 1950er Jahren bei der Weltausstellung in Tokio.

Er hat Filme wie „Der Ameisenkrieg“ und „Romanze im Müll“ zu verantworten, er hat in Bartholomä in einer Gutsscheune sein Braighausen erschaffen, in das schon viele Allmendinger Bürger gepilgert sind.

Zuletzt offiziell in Allmendingen war Braig im Jahre 2009, als er sein Buch „Bruchstücke“ in der Schlossmühle vorstellte. Davor blieb Braig rund sieben Jahrzehnte seiner Heimat Allmendingen fern.

„Ich habe auch schon davor öfters mit Braig Kontakt gehabt“, erzählt Allmendingens Bürgermeister Robert Rewitz, der sich noch gut und vor allem gerne an den Besuch Braigs im Jahr 2009 erinnert. „Er hat mir viel von seiner Jugendzeit in Allmendingen erzählt. Ich habe ihn als Künstler mit vielen Schattierungen erlebt, der in der Tat geprägt war von seiner Allmendinger Jugendzeit“, sagt Rewitz, der fasziniert war von der Aura des selbsternannten Experimentators. „Er war mir gegenüber sehr offen. Als er in Allmendingen war, hat er noch viele Menschen aus seiner Jugend getroffen“, so Rewitz, der Braig als „einen der größten Söhne Allmendingens“ bezeichnet. „Braig hat nie seine Wurzeln verleugnet, auch wenn er einen gewissen Bruch mit Allmendingen hatte“, betont Rewitz.

Ob es posthum in der Geburtsgemeinde Braigs eine Ausstellung geben wird, die das Leben und Wirken Braigs widerspiegelt, bleibt laut Rewitz abzuwarten. „Das ist natürlich denkbar. Wir müssen aber abwarten, wie sein Nachlass um sein künstlerisches Erbe geregelt ist. Ich werde diesbezüglich auch mal Kontakt mit meinem Giengener Amtskollegen aufnehmen.“ Denn in Giengen an der Brenz lebte Braig und wurde dort als „Giengener Tausendwasser“ oder „Leonardo’le vom Brenztal“ bezeichnet.