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„Es gibt kaum noch Nachwuchs“

Tuttlingen / Lesedauer: 2 min

Die Oberministranten der Kirche Maria Königin müssen stark um Neulinge werben
Veröffentlicht:14.05.2013, 14:10

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Den Sonntagvormittag in der Kirche verbringen? Für die meisten Kinder und Jugendliche gibt es wohl weit attraktivere Beschäftigungen, denen sie am Wochenende gern nachgehen. Silas Herceg (17) und Flavius Avram (20) sehen das ein bisschen anders.Die beiden sind Oberministranten in der Gemeinde Maria Königin. Im Interview mit Dorothea Hecht erzählen sie, warum man als Ministrant nicht unbedingt fromm sein muss.

Wie seid ihr Ministranten geworden?

Silas: Bei mir war schon meine Schwester dabei, da hab ich nach der Erstkommunion auch angefangen.

Flavius: Bei mir war es mein Bruder. Das ist bei vielen so. Wir verteilen in der dritten Klasse Werbebriefe und wer dann Ministrant wird, dessen Geschwister oder Eltern sind meistens in der Kirche aktiv.

Also wolltet ihr das gar nicht selber, es ist nur eine Art Familientradition?

Flavius: Doch, ich wollte es auf jeden Fall. Als ich angefangen habe, gab es noch jede Woche eine Gruppenstunde, außerdem haben wir viele Freizeitaktivitäten gemacht, Basteln, Zelten und sowas. Aber es hat den Start leichter gemacht, nicht allein zu sein.

Gibt es inzwischen keine Freizeitaktivitäten und Treffen mehr?

Silas: In Sankt Gallus schon, aber in Maria Königin kaum noch. Es gibt einfach kaum noch Nachwuchs, das Problem haben nicht nur wir, sondern auch die Pfadfinder und andere Organisationen. Aber zusätzlich liegt es auch am Einzugsgebiet der Gemeinde. Hier leben viele, die nicht katholisch sind. Die werden natürlich auch nicht Ministranten.

Kriegt ihr denn eure Dienstpläne überhaupt voll?

Silas: Die Einteilung müssen wir nicht machen, dass nehmen uns die Kirchengemeinderäte ab. Für die Gottesdienste unter der Woche wird inzwischen gar niemand mehr eingeteilt, nur noch am Wochenende. Da geht es meistens.

Warum fehlen Ministranten?

Silas: Viele sind einfach nicht gekommen, obwohl sie eingeteilt waren, andere haben einfach keine Zeit. Ich spiele zum Beispiel Fußball, da bin ich immer im Training und habe am Wochenende ein Spiel.

Wer übernimmt dann die Ministranten-Arbeit?

Flavius: Die übernimmt meistens der Mesner. Er bereitet die Gaben vor und sie stehen vor der Messe schon auf dem Altar.

Wie wollt ihr Nachwuchs anwerben?

Flavius: Wir haben dieses Jahr nicht nur Zettel verteilt, sondern sind auch direkt auf die Erstkommunionkinder zugegangen. Vielleicht hilft das mehr, sie persönlich anzusprechen, damit wir zumindest wieder eine Gruppe von fünf oder sechs zusammenkriegen. Wir wollen auch Ausflüge machen, das reizt mehr als Kirche.

Was braucht man denn, um Ministrant zu werden? Muss man dafür besonders fromm und gläubig sein?

Silas: Nein, überhaupt nicht. Jeder, der katholisch ist, kann bei uns mitmachen.

Flavius: Viele denken, das wäre langweilig oder man muss besonders fromm sein. Mir macht es einfach Spaß.