StartseiteRegionalRegion LindauLindauHergatz will Strom aus Österreich

Stromversorgung

Hergatz will Strom aus Österreich

Westallgäu / Lesedauer: 3 min

Acht Gemeinden im Westallgäu planen Energieversorgung mit Vorarlberger Kraftwerken
Veröffentlicht:13.05.2013, 16:00

Artikel teilen:

Die Stromversorgung im Westallgäu steht vor erheblichen Änderungen. Die Stadt Lindenberg und acht Gemeinden, unter ihnen auch Hergatz, wollen sich mit jeweils 25 Prozent am Allgäuer Stromnetz der Vorarlberger Kraftwerke (VKW) beteiligen. Dazu bringen sie zusammen fast acht Millionen Euro auf. Geplant ist eine gemeinsame Netzgesellschaft mit den VKW, die sich um Betrieb, Wartung, und Funktionsfähigkeit des Stromverteilernetzes kümmert. Die acht kleineren Gemeinden werden sich für ihre Beteiligung zu einem Zweckverband zusammenschließen.

Bei einer Versammlung mit rund 100 Gemeinderäten ist das Modell für eine regionale Stromnetzgesellschaft in Weiler vorgestellt worden. Es ist das Ergebnis von intensiven Verhandlungen, die mit dem Auslaufen der Konzessionsverträge im Jahr 2011 begonnen haben.

Seitdem war hinter verschlossenen Türen um die Zukunft des Stromnetzes gerungen worden. Zwei wesentliche Ziele seien so erreicht worden, sagt Lindenbergs Bürgermeister Johann Zeh. „Die Kommunen sind am Netz beteiligt, und die Betreuung bleibt so, wie es die Menschen gewohnt sind.“ Auch Dr. Christof Germann , Vorstand der VKW, sieht in dem Modell eine „gute Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in den nächsten Jahren“.

Das Unternehmen wird an der Netzgesellschaft 50 Prozent der Anteile halten, 25 Prozent übernimmt die Stadt, die restlichen 25 Prozent teilen sich die acht Gemeinden. Angesichts der Beteiligungsverhältnisse sprechen Pfanner und German von einer „Partnerschaft auf Augenhöhe“. Das Sagen haben wird freilich die VKW. Grund: Bei Stimmenpatt im Aufsichtsrat und der Gesellschafterversammlung hat der Versorger eine „Jokerkarte“, sprich: Die Stimme der VKW entscheidet. Zudem bestimmt das Unternehmen den Geschäftsführer der Gesellschaft. Viele Dinge sind im Netzbereich aber ohnehin gesetzlich vergegeben, beispielsweise die Entgelte, die für eine Nutzung der Leitungen fällig werden.

Finanzielle Zugeständnisse

Im Gegenzug hat das Unternehmen weitreichende finanzielle Zugeständnisse gemacht. Über die geplante Vertragsgestaltung werde das Risiko für die Gemeinden „minimiert“, umschreibt das der Weilerer Bürgermeister Karlheinz Rudolph. Weil das Netz bisher den VKW gehört, müssen sich die Kommunen finanziell beteiligen. Grundlage sind entsprechende Gutachten von Wirtschaftsprüfern. Lindenberg und die acht Gemeinden bringen jeweils 3,8 Millionen Euro auf. Im Gegenzug sagen die VKW den Kommunen eine hohe Verzinsung zu. In den ersten fünf Jahren gibt es eine Dividende von 7,5 Prozent unabhängig vom Geschäftsverlauf. In den 15 Jahren danach werden die Anteile mit mindestens fünf Prozent verzinst, lässt es die Gewinnlage zu auch höher. Auf diese Weise bekommen die Gemeinden ihre Einlagen über 20 Jahre praktisch zurückbezahlt. Damit tragen die VKW „das komplette wirtschaftliche Risiko“, wie es Germann formuliert.

Das ist auch der Grund, weshalb sich das Unternehmen bei strittigen Fragen die letzte Entscheidung vorbehalten hat. Zeh und Germann gehen aber davon aus, dass es kaum zu Kampfabstimmungen kommen wird.

Denkbar gewesen wären auch andere Modelle mit mehr Mitsprachemöglichkeiten der Kommunen, wie Karlheinz Rudolph auf entsprechende Nachfrage von Thomas Kühnel (Lindenberg) einräumte.

Dann aber hätten die Gemeinden auch „ein höheres Risiko eingehen müssen“ (Rudolph). Das aber wollten gerade die kleineren Orte nicht. „Es geht uns um die Sicherstellung der Stromversorgung im Westallgäu . Dann kommt lange nichts. Dabei sind wir mit den VKW gut beraten“, sagt der Heimenkircher Bürgermeister Markus Reichart. Für die VKW entscheidend: Der Versorger wird weiter den Strom ins Westallgäu liefern. Das wäre bei einem Regionalwerk nicht unbedingt der Fall gewesen. Und: Das Allgäuer Netz bleibt zusammen.