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Bügeleisen

Ohne Bügeleisen geht gar nichts

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Die Textil-Collagen, die Gabriele Janker-Dilger im Kunstverein Justitia zeigt, wirken wie gemalt
Veröffentlicht:30.09.2013, 10:58

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Vielen ist die Textilkünstlerin Gabriele Janker-Dilger bekannt als Preisträgerin der Kreiskunstausstellung des Landkreises Ravensburg von 2010 und 2011 durch die Beteiligung auf Schloss Achberg in der Ausstellung „Schau mal, mach mal“. Jetzt ist sie im Kunstverein Justitia im Landgericht Ravensburg mit einer Einzelschau vertreten. Unter dem Titel „Auf verschlungen Pfaden“ bieten sich an die 30 Textilcollagen dem Besucher dar.

Bewegen sich die frühen Arbeiten aus den Jahren 2006 bis 2009 eher noch innerhalb der gewohnten rechteckigen Bildgrenzen, werden die jüngeren immer freier und greifen in den Raum hinein. Sie sprengen geradezu das Geviert, dehnen sich zu amorphen Flächengebilden aus und weisen gelegentlich auch reliefplastische Höhen und Buckel auf. Faszinierend auf das Auge wirkt ihre ganz und gar malerische Ausstrahlung. Das soll heißen, auf den flüchtigen Blick scheinen sie mehr Malerei als Collagiertes zu sein. Erst nach und nach realisiert der Schauende, dass hier eine Textilkünstlerin am Werk ist. Richtig mit der Maschine genäht sind aber nur die linearen Strukturen. Das meiste andere ist mittels eines ausgeklügelten Verfahrens aufgebügelt. Ohne dieses Gerät würde nichts davon funktionieren, beteuert die 1961 in München geborene und in Ravensburg aufgewachsene Janker-Dilger. Bildende Kunst wollte sie ursprünglich studieren, Daraus wurde das Fach Modedesign an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim. Nur interessierte sie sich weniger für die Mode als für den Stoff und so ist sie nun Textilkünstlerin. Mit weit auseinander gezogenen Netzstrumpfresten, Gesticktem, Stoffbedrucktem und in den ganz unteren Schichten schemenhaft erkennbaren Fotografien hantiert und experimentiert sie solange, bis ein bildharmonisches Ganzes heraus kommt. Der Prozess des Wachsens und sich Entfaltens spielt eine entscheidende Rolle bei dem Gedanken an Mikro- und Makrokosmen, an den Urknall und an mythologische Weltenbilder von Uranos, Gea und Phönix. Mehr intuitiv denn wissenschaftlich hinterfragt. Es herrscht eine unglaubliche Freiheit, die sich der Betrachter aber Stück für Stück erarbeiten muss, sagt Kunsthistorikerin Andrea Dreher über die Werke. Es gibt applizierte, gedruckte, bebügelte und geklebte Stellen, es gibt Vorderseiten und Rückseiten, es gibt viele Lagen, die aufeinander reagieren. Diese Collagen sind sehr subtil angelegt und stecken voller Geheimnisse, resümiert sie. Alle Arbeiten tragen Titel, die es aber genau genommen gar nicht braucht, meint auch Janker-Dilger. Mit „Erde Raum Himmel“, „Verpuppung“, „Herzkammer“ oder „Submarine“ geben sie lediglich eine mögliche Richtung vor. Gefragt nach einer tieferen Bedeutung verweist sie am Beispiel von „Pangea“ auf die fünf voneinander getrennten Teile, die aber doch durch ähnliche Motive im Sinne gemeinsamer Gene verbunden sind. Das Zufallsprinzip entscheidet mit über die aufwändige, wochenlang andauernde Gestaltung. Darin liegt ihre Anziehungskraft – zwischen Chaos und Ordnung und der daraus geborenen Leichtigkeit.

Info: Die Ausstellung „Auf verschlungenen Pfaden“ mit Textilcollagen von Gabriele Janker-Dilger im Kunstverein Justitia im Landgericht Ravensburg, Marienplatz 7, dauert bis 31. Oktober 2013. Sie ist geöffnet montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr, freitags von 8 bis 16 Uhr sowie an der Ravensburger Kunstnacht am Freitag, 27. September von 19 bis 23 Uhr.