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Für Freund ist die Vierschanzentournee vorbei

Innsbruck / Lesedauer: 3 min

Noch vor dem Springen in Innsbruck tritt der 28-Jährige wegen eines grippalen Infekts die Heimreise an 
Veröffentlicht:04.01.2017, 12:18

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116,5 Meter am Bergisel, unter den 50 Qualifizierten Rang 47 – der fast prototypisch misslungene Versuch am Dienstagnachmittag sollte Severin Freunds letzter gewesen sein bei der 65. Vierschanzentournee . Am Abend noch informierte der Deutsche Skiverband (DSV) mit Sperrfrist die Nachrichtenagenturen, am frühen Mittwoch machte die Neuigkeit dann die Runde. Er habe sich, so wird Severin Freund in der DSV-Mitteilung zitiert, „von Sprung zu Sprung schlechter gefühlt“ und sich folglich von Teamarzt Mark Dorfmüller untersuchen lassen. „Der diagnostizierte einen grippalen Infekt und hat mir eine Pause und Ruhe verordnet.“ Hieß: Heimreise noch am Dienstag, kein Wettkampf in Innsbruck, keiner in Bischofshofen. „Es ist das erste Mal", so der Gesamtzweite des Vorjahres weiter, „dass ich aus einer laufenden Tournee aussteigen muss.“ Beim zehnten Dabei-Sein. „Das ist zwar bitter, aber da es in der Saison noch einiges zu holen gibt, wäre es unklug, nicht auf den eigenen Körper zu hören.“

22. war der 28-Jährige vom WSV DJK Rastbüchl nach durchwachsenen Auftritten in Oberstdorf (Platz 20) und Garmisch-Partenkirchen (Platz 21) im Tournee-Halbzeitklassement gewesen. Aufgrund einer Hüftarthroskopie mit einem Defizit an Trainingssprüngen in die Saison gegangen, hatte er überzogene Erwartungen stets mit Nachdruck gebremst: Der unverhofft starke Weltcup-Auftakt auf seiner Lieblingsschanze in Kuusamo mit Rang zwei und einem Sieg könne kein Maßstab sein, sagte Severin Freund. Geduld sei gefordert, auch und gerade bei der Tournee: „Mein Ziel ist es, an der Stabilität meiner Sprünge zu arbeiten und über den Tourneeverlauf besser zu werden. Mein Fokus liegt ganz klar auf einem nachhaltigen Formaufbau.“

Den gab es nicht. Zu lange brauchte die Umstellung auf das jeweils nächste Schanzenprofil, zu weit weg waren die Freund'schen Versuche in Training und Qualifikation von einem tragenden Fundament. Allenfalls Schadenbegrenzung war so in den Wertungsdurchgängen noch möglich. Den Schaden kennen Bundestrainer und Athlet: die Sprungauslösung, an Höhe fehlt es gleich nach dem Tisch. Werner Schuster : „Severin verliert den Schwerpunkt und muss dann immer eine Kompensationsbewegung machen. Dadurch kommt er viel zu flach weg und muss in der Luft kämpfen wie ein Löwe.“

Ohne jeden Erfolg in Innsbruck . 116,5 Meter! Verflogen war danach auch der letzte Rest Optimismus. „Im Moment ist arg viel Zufall dabei. Das nervt extrem.“ Also Heimreise. Gesund werden, Kopf frei(er) bekommen. Und wann wieder einsteigen? Die Nordische Weltmeisterschaft in Lahti beginnt am 22. Februar. Sie bleibt das Ziel. Mit Werner Schusters Worten: „Ich habe keinen Grund, grundsätzlich daran zu zweifeln, dass Severin bis zur WM in Form kommt. Ob er dann wirklich in Medaillenform ist, steht noch in den Sternen.“

Das weiß auch Severin Freund nicht. Was der allerdings weiß: „Aufgesteckt wird auf keinen Fall!“