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Leberkäswecke

„Der Laden ist eine Aufwertung für die Ortschaft“

Aulendorf / Lesedauer: 4 min

„Der Laden ist eine Aufwertung für die Ortschaft“
Veröffentlicht:29.04.2013, 17:10

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Erwin Wiest betritt das Dorflädele in Zollenreute und bestellt einen Leberkäswecken. „Ich bin froh, dass der Laden wieder geöffnet ist. Wenn ich vorbeifahre hole ich mir kurz was“, sagt er und hält ein kurzes Schwätzchen mit Patricia Domek. Sie betreibt seit rund sechs Wochen den Laden in der Mochenwanger Straße, der mehr als ein Jahr leerstand.

Vor rund einem Jahr war Domek nach Esbach gezogen und war auf der Suche nach einer neuen Aufgabe. „Ich bin jeden Tag am Laden vorbeigefahren und da hat es bei mir angefangen zu rumoren. Wenn ich einen leeren Laden sehe, dann gehen bei mir die Überlegungen schon los“, erzählt sie. Domek selbst nennt sich einen „Ladenmensch“. In Bad Waldsee hatte sie „s’Flohmärktle“ am Stadtsee betrieben. Statt CDs, Porzellanfiguren, Bücher und Gartenzwerge, verkauft sie jetzt Brot, Brötchen, Milch, Eier, Nudeln und vieles mehr.

Doch bevor Domek das Abenteuer Dorflädele wagte, erkundigte sie sich bei den Vermietern, bei den vorherigen Betreibern und bei Bäcker Werner Leser. Letztendlich habe sie sich für die Eröffnung entschieden. „Ich habe ein relativ geringes Risiko, da ich die Bestände kleinhalte und ich habe super Lieferanten, die sehr kulant sind. Das sind die Eckpfeiler. Alles andere muss man sehen“, sagt sie. Reich werde sie mit dem Lädele jedoch sicher nicht.

In der ersten Woche seien nur wenige Kunden gekommen, doch nach und nach steige der Umsatz. „Wenn ein Laden so lange zu ist, dann sucht sich jeder eine neue Quelle für seinen Einkauf. Das dauert eben bis man sich die Kunden wieder herangezogen hat“, sagt Domek. Und wie sind die bisherigen Reaktionen? „Die meisten Leute sind froh und haben sich gefreut. Sie haben gesagt, dass sie den Laden unterstützen wollen und mir Mut zugeredet“, sagt Domek und berichtet von einer älteren Dame, die in Aulendorf zum Einkaufen war. Ihre Milch habe sie aber bewusst in Dorflädele gekauft. „Das hat mich gefreut und motiviert. Wenn mehr Leute so denken würden, wäre es super“, sagt Domek.

Ihr ist es wichtig, dass ihr Laden mehr ist, als nur eine Verkaufsstelle. „Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch. Ich liebe es mich mit Menschen austauschen zu können“, sagt Domek. Daher sei sie offen für Ideen und Anregungen. „Ich will nicht, dass es stillsteht. Ich freue mich über Ideen, die kommen und dann muss man schauen, ob sie machbar sind“, sagt Domek. Ein Kunde habe beispielsweise angeregt, dass sie Gemüse und Obst vom Dornahof anbieten könnte. „Nun fahre ich einmal die Woche zum Dornahof und hole die frische Ware. Das läuft ganz gut“, sagt Domek. Madeleine Pfleiderer aus Esbach freut sich, dass sie Mittwochs Kartoffeln, Möhren, Salat oder Tomaten direkt in Zollenreute kaufen kann. „Es ist nur positiv, dass der Laden wieder auf hat. Wenn ich mal was vergessen habe, ist es geschickt und ich muss nicht mehr selbst rausfahren zum Dornahof“, sagt sie.

An eigenen Ideen mangelt es bei Domek nicht. „Wenn die Saison losgeht, möchte ich ein Salat-Buffet zwei Mal in der Woche anbieten. Wer ins Büro fährt, kann sich dann vorher einen Salat abfüllen“, sagt sie.

Einmal in der Woche hat Domek Unterstützung im Laden. Denn ihre Tage beginnen bereits morgens um halb drei mit dem Zeitungsaustragen. Anschließend geht es für sie im Laden weiter. „Das ist toll und ich will beides nicht missen, aber man braucht auch seine Auszeit“, sagt Domek. Sabine Rude kommt aus Zollenreute und steht Mittwochs im Laden. „Ich würde mir wünschen, dass er noch mehr angenommen wird“, sagt sie und bedient eine weitere Kundin, die Brötchen holt. „Ich habe Schulkinder. Wenn Montags das Brot aus ist, kann ich jetzt immer kurz hier vorbei kommen“, sagt sie. Das Dorflädele sei eine Bereicherung für den Ort. Auch Siegfried Hornung, Ortsvorsteher von Zollenreute, ist froh über den Laden. „Er erhöht die Lebens- und Wohnqualität in Zollenreute. Denn die Leute haben dadurch kurze Wege für Backwaren und Grundnahrungsmittel. Der Laden ist eine Aufwertung für die Ortschaft. Ich bewunder den Mut. Das braucht es und ich hoffe, dass die Bürger ihn honorieren“, sagt er. Damit der Laden überleben kann, brauche es die Zollenreuter.

Geöffnet ist das Dorflädele täglich von 6 bis 13 Uhr – also auch sonntags. „Ich habe mich an die Erfahrungswerte gerichtet. Herr Leser und meine Vorgänger hatten mir die Öffnungszeiten empfohlen“, sagt Domek. Sollte sich herausstellen, dass andere Öffnungszeiten Sinn machen, sei sie flexibel.