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Hochzeitsauto

Gemeinsames Schicksal verbindet das Paar

Krauchenwies / Lesedauer: 3 min

Hildegard und Anton Klawitter aus Krauchenwies feiern ihre diamantene Hochzeit
Veröffentlicht:20.11.2012, 18:20

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Das Hochzeitsauto steht in der Werkstatt und der Pfarrer steckt im Schnee fest: Die Ehe von Anton und Hildegard Klawitter begann vor 60 Jahren unter kuriosen Umständen. „In der Kirche wollten sie schon den Blumenschmuck abräumen“, erinnert sich Anton Klawitter schmunzelnd. Doch Pfarrer Monsignore Hermann Liftin, extra aus dem Allgäu angereist, fand sich ein und mit Verspätung wurde am 17. November 1952 in der Mengener Liebfrauenkirche geheiratet.

Auch wenn die Ehe damit einen holprigen Start hatte – umso erfolgreicher gestalteten sich die folgenden sechs Jahrzehnte. Denn die Ehe hält nun schon ein ganzes Leben. Ein Grund dafür: „Wir haben das gleiche Schicksal erlebt“, sind sich Hildegard und Anton Klawitter einig.

Und dieses Schicksal war kein einfaches. Beide sind sie 1926 in Zippnow (Pommern, heute Polen) geboren und gingen in die gleiche Schulklasse. Doch der Krieg machte gemeinsame Pläne zunächst zunichte. Anton wurde 1943 im Alter von 17 Jahren in die Wehrmacht eingezogen. Gerade die letzten Kriegstage waren besonders gefährlich, wie sich Anton Klawitter erinnert. Die deutsche Feldgendarmerie machte Jagd auf diejenigen, die nach Hitlers Selbstmord nicht mehr an dem sinnlosen Töten teilnehmen wollten: „Als ‚Fahnenflüchtige‘ waren wir vogelfrei.“ Wenige Wochen nach der deutschen Kapitulation geriet er in russische Gefangenschaft, wo er viereinhalb Jahre verbleiben musste.

Hildegard Streich – so ihr Mädchenname – arbeitete in Zippnow als Kindergartenhelferin. Im Jahr 1946 wurde sie mit ihrer Familie aus der Heimat vertrieben. Per Schiff ging es über die Ostsee nach Heiligenhafen, dann weiter nach Süddeutschland. Letztlich landete die Familie in Bremen bei Hohentengen. Anton Klawitters Familie hatte es nach Ablach verschlagen. Hier sahen sich Anton und Hildegard an Weihnachten 1949 endlich wieder. All die Jahre über hatten sie mittels Feldpost Kontakt gehalten – und Hildegard hatte auf ihren Anton gewartet.

Nach der Heirat wohnte das Paar zunächst ein Jahr in Mengen, 1953 folgte dann der Umzug nach Krauchenwies. Stolz sind die beiden auf das eigene Haus, das sie mit viel Eigenleistung errichteten und in dem ihre drei Kinder – eine Tochter, zwei Söhne – aufwuchsen. Zugute kam Anton Klawitter dabei sein handwerkliches Geschick. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft hatte er zum Maurer umgeschult. Er arbeitete erst bei einem Bauunternehmen und dann 32 Jahre bei der Firma Lutz in Krauchenwies. Hier war er lange als Vorarbeiter im Betonwerk tätig.

Heute genießt das Paar bei guter Gesundheit den Ruhestand, zusammen mit den drei Kindern und den sieben Enkelkindern. Wünschen tun sie sich laut Anton Klawitter nur noch eines: weiter gesund zu bleiben. „Das ist das, was wir heute noch brauchen für die letzten Jährchen.“