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Zukunftslösung

Die Zukunftslösung für den Fußball: zwei Sportarten

Sport / Lesedauer: 3 min

Der Fußball ist in der Krise. Fans wollen die Wende zurück, die Entscheider immer mehr Neuerungen. Da gibt es nur eine Lösung, findet unser Redakteur.
Veröffentlicht:17.10.2021, 20:49

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Es sind zwei Enden einer Leidenschaft, die so gar nicht zusammengehen wollen. Zwei so konträre Ansichten, die nicht einmal den kleinsten Schimmer eines Kompromisses am Horizont erahnen lassen: der Konflikt zwischen modernem und traditionellem Fußball. Vor allem seit der Einführung des Videobeweises (kurz VAR) eskaliert der Streit allwochenendlich in den Arenen Europas. Hier ein Großteil der Fans, die das Rad der Entwicklung am liebsten zurückdrehen wollen – und selbst bei Überprüfungen zugunsten des eigenen Teams skandieren: „Das hat mit Fußball nichts zu tun“. Dort vor allem die Fußball-Entscheider, die ihr Produkt vermarkten wollen. Schnell soll alles gehen (klappt beim VAR schon mal meistens nicht), automatisch ablaufen, digital erlebbar sein und vor allem weitestgehend ohne große Überraschungen. Adieu Zufall, Grüß dich ganz große Fußball-Show.

Doch ist das Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht. Die jüngsten Aussagen und Entwicklungen lassen erahnen, dass der Konflikt der beiden Gruppen nicht etwa befriedet wird, sondern viele Fans wohl zeitnah noch mehr ertragen müssen. Die Unterschiede zum Spiel ihrer Kindheit und zum Geschehen auf den Amateurplätzen der Republik drohen noch größer zu werden. Julian Nagelsmann allerdings ist ein Fan von „technischen Gadgets“ und zeigt sich offen für weitere Neuerungen. Live-Video-Analyse mit Tablet auf der Trainerbank – wie mittlerweile in vielen Bundesliga-Stadien – reichen dem Trainer des FC Bayern München nicht. Der 34-Jährige sprach sich zuletzt für eine direkte Audio-Verbindung zwischen Trainern und Spielern aus, analog zum American Football, wo dies bereits seit Jahren praktiziert wird. Der kleine Mann im Ohr beziehungsweise der brüllende Nagelsmann, der etwa Joshua Kimmich anleitet und sagt: „Nun lass dich etwas zurückfallen“, „Jetzt schalte dich offensiv ein“ und am besten noch „da links steht einer frei“ ins Ohr flüstert. Schöne neue Welt für manche, krude Horrorvorstellung für viele. Auch bei BVB-Coach Marco Rose stößt der Vorstoß auf wenig Gegenliebe: „Ich halte wenig davon, Roboter aus den Spielern zu machen, die wie auf Knopfdruck reagieren. Ich habe für mich den Eindruck, dass es nicht auch noch meine Stimme am Trikot des Spielers braucht.“ Vernünftig.

Doch müsste Rose noch viel mehr Kollegen rügen. So möchte Trainer-Legende Arsène Wenger nicht nur die WM alle zwei Jahre stattfinden lassen, sondern auch die Abseitsentscheidungen ausschließlich der Technik überlassen. Der ehemalige Arsenal-Boss denkt trotz seiner 71Jahre vermeintlich fortschrittlich und sieht gar eine „gute Chance, dass Abseits bei der WM 2022 in Katar automatisiert wird“. Und damit hört es nicht auf. Viele tolle Dinge warten noch auf die Fans. Auch die Dauer der Halbzeitpause kommt auf den Prüfstand. Der südamerikanische Verband votierte bei der FIFA für eine Verlängerung der Halbzeitpause von 15 auf 25 Minuten. Dadurch sollen bessere Halbzeitshows möglich sein und wiederum in den Pausen höhere Einschaltquoten erzeugt werden. Beispiel dafür ist die längst von vielen als Kult angesehene Halbzeitshow beim Super Bowl im American Football in den USA.

Aus Fußball soll also mehr Football werden, eine große Show. Doch ist das alles noch nicht weit genug gedacht, spaltet die Lager nur umso mehr. Wie gut, dass der Schreiber dieser Zeilen für all jene Probleme eine Lösung parat hätte: Statt den Fußball zu modifizieren, wäre es einfacher, ihn komplett neu zu erfinden. Unter einem neuen Namen dürfte sich das neue, hippe Spektakel ohnehin besser zelebrieren lassen. Allen anderen bliebe dann die traditionelle Originalvariante – nennen wir sie Fußball classic – und die Gewissheit, endlich Ruhe zu haben.