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Kettenacker Windkraftaktivisten gründen einen Verein

Kettenacker / Lesedauer: 3 min

Ehemalige Bürgerinitiative verfolgt weiterhin dieselben Ziele: Artenschutz und einen Abstand von 2000 Metern
Veröffentlicht:09.08.2013, 18:25

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Aus der Bürgerinitiative Kettenacker, die sich vornehmlich dem Protest gegen den geplanten Windpark im Süden ihres Dorfes verschrieben hat, ist der Verein für Mensch und Natur Kettenacker geworden. Nun könne jeder Interessierte Mitglied werden, „wenn er sich ebenso wie wir um die heimische Tierwelt sowie unsere Natur und Landschaft sorgt“, schreibt der neue Vorsitzende Jürgen Roos in einer entsprechenden Mitteilung. Dahinter verbirgt sich aber nach wie vor insbesondere ein Ziel: „Wir fordern zwei Kilometer Abstand der Windkraftanlagen zur Wohnbebauung“, sagt er.

Die Liste der Vereinszwecke ist dennoch lang, auch wenn sich die unterschiedlichen Punkte inhaltlich ähneln. So geht es den derzeit 24 Mitgliedern nach eigenen Angaben unter anderem um die Förderung des Umwelt- und Landschaftsschutzes, den Schutz und Erhalt der Kulturlandschaft als Freiraum für die Menschen in einem dicht besiedelten Land und den Schutz der Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. All das ist in den Augen von Jürgen Roos in Gefahr: „Milane und Fledermäuse gibt es in dem Gebiet definitiv“, sagt er. „Wir sind stinkig, dass das einfach konsequent ignoriert wird.“

Auch die Gefahr, die von sogenannten Infraschallwellen für die menschliche Gesundheit ausgehe, werde kontinuierlich heruntergespielt. „Sogar die Weltgesundheitsorganisation hat sich sicherheitshalber für einen Abstand von 2000 Metern zwischen Windkraftanlagen und Wohnhäusern ausgesprochen“, sagt Roos, der wirtschaftliche Interessen hinter den Windparkplänen vor seiner Haustür vermutet. Wie die SZ berichtete, werfen die Vereinsmitglieder Bürgermeister Holger Jerg sogar vor, hinter dem Rücken der Bürger eigene Interessen zu verfolgen, was dieser jedoch stets vehement als unwahr zurückgewiesen hat.

Die Fronten scheinen jedenfalls verhärtet – und die Causa Kettenacker hat als Präzedenzfall sogar inzwischen deutschlandweites Interesse ausgelöst: Nach dem SWR hat sich nun auch die ARD für Dreharbeiten angekündigt, „die kommen Ende August“, sagt Roos. Auf diesen Besuch bereitet sich der neue Verein natürlich gründlich vor – schließlich sei eine 30-minütige Dokumentation geplant. „Dort wollen wir aufzeigen, dass bei uns geschützte Tiere leben und dass man den Naturschutz nicht einfach ignorieren kann.“

Ansonsten wollen die Mitglieder auch weiterhin Informationen beschaffen und verbreiten sowie „Industrieanlagen in schützenswerten Gebieten“ verhindern. Und Windkraftanlagen sind für Jürgen Roos „mit ihren riesigen Ausmaßen“ durchaus als Industrieanlagen anzusehen. All das solle aber nicht heißen, dass der Verein gegen die Energiewende sei. „Wir sind alle Atomkraftgegner“, sagt Roos. „Man kann ja Windräder bauen – aber bitte in gebührendem Abstand. Man kann nicht einfach insgesamt Hunderttausende Menschen beeinträchtigen.“

Der Verein für Mensch und Natur Kettenacker ist für neue Mitglieder offen. Vereinssitz ist an der Feldhauser Straße 22 in Gammertingen. Wer möchte, kann eine E-Mail schreiben:

[email protected]