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Weltmeisterschaft

Der geölte Blitz steigt ins Kanu

Pfullendorf / Lesedauer: 3 min

Tongaischer Langläufer Pita Taufatofua sagt Teilnahme an Ski-WM ab – Trainer aus Pfullendorf reist als Tourist an
Veröffentlicht:16.01.2019, 14:56

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Unmittelbar nach dem gemeinsamen Abenteuer bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang ist Trainer Thomas Jacob aus Pfullendorf noch sehr zuversichtlich gewesen, mit Pita Taufatofua, dem geölten Blitz, auch bei der Weltmeisterschaft in Seefeld ein Jahr später anzutreten. Kurz vor Weihnachten hat sich diese Erwartung aber zerschlagen. Der weltberühmte tongaische Langläufer habe ihm abgesagt, teilte Jacob mit.

„Pita hätte eigentlich am 7. Januar ankommen sollen, um das Training aufzunehmen“, sagt ein etwas trauriger Thomas Jacob: „Er hat kurz vor Weihnachten abgesagt, weil er sich auf Tokio 2020 fokussieren will.“ Tokio 2020? Da finden die nächsten Olympischen Sommerspiele statt. Schon vor vier Jahren war Pita Taufatofua in Rio de Janeiro als Taekwandoka für Tonga angetreten. Als oberkörperfreier, gut eingeölter Fahnenträger wurde er schlagartig weltberühmt. Zwei Jahre später wiederholte er diesen Auftritt bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Direkt hinter ihm laufend: sein Trainer Thomas Jacob. Schon bei der Nordischen Ski-WM 2017 waren die beiden in Lahti ein Team gewesen.

Einen weiteren Auftritt bei den Titelkämpfen in Seefeld wird es nun nicht geben. Ganz vorbei ist diese Erfolgsgeschichte aber nicht. „Es ist eine Freundschaft“, sagt Jacob über das Verhältnis zu Taufatofua. Eventuell ergebe sich noch einmal die Chance auf einen gemeinsamen Start bei einem Großereignis.

Zwei Ferienwohnungen schon vor zwei Jahren gebucht

Schon im vergangenen Herbst habe er gespürt, dass das Interesse Taufatofuas womöglich nicht mehr so ausgeprägt ist. Im Gegensatz zu den Vorjahren seien keine technischen Fragen an ihn als Trainer von seinem Athleten gekommen. Wer Taufatofua in sozialen Netzwerken folgte, sah ihn überwiegend im Freizeitlook, gerne mit freiem Oberkörper, aber nie auf Skatingskiern. „Da habe ich schon was gespürt“, sagt Jacob. Von der Absage seines berühmten Schützlings will er sich, ganz offiziell Nationaltrainer der tongaischen Langlaufnationalmannschaft, aber nicht aufhalten lassen. „Ich habe schon vor zwei Jahren für meine Familie zwei Ferienwohnungen in Leutasch, einem Nachbarort von Seefeld, gebucht.“ Sicher ist sicher, sei sein Motto schon damals gewesen, erklärt Jacob. Jetzt fahre er eben als Tourist nach Seefeld. Ohne Pita Taufatofua. So ganz unbefangen werde er die Titelkämpfe aber wohl nicht beobachten: „Ich bin noch Trainer, jedoch ohne Athlet.“

Auch abseits der Wettbewerbe wird es Thomas Jacob eher nicht langweilig werden. Seefeld beziehungsweise Leutasch sei so etwas wie seine zweite Heimat. Deshalb kennt er unter anderem die Loipen in der Gegend ganz gut. Wenn schon nicht Pita Taufatofua, der mittlerweile 35-jährige geölte Blitz, die Pisten unsicher macht, so will wenigstens sein Trainer ein paar Kilometer auf Langlaufskiern machen.

Pita Taufatofua will kein Taekwandoka mehr sein

Und sein Schützling aus Tonga? Der übe sich gerade als Kanufahrer, sagt Thomas Jacob. Als solcher wolle er es für Tonga nach Tokio schaffen. Taekwando sei ihm mit fortschreitendem Alter inzwischen zu gefährlich, habe ihm Taufatofua gestanden. Er will jetzt lieber ins Wasser.