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Karriereende

Das unfreiwillige Ende einer Legende

Ravensburg / Lesedauer: 5 min

Lukas Slavetinsky reagiert enttÀuscht auf sein Aus bei Eishockey-Zweitligist Ravensburg Towerstars
Veröffentlicht:21.03.2018, 16:50

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Wenn Eishockey-Vereine verdienten Spielern nach dem Karriereende eine besondere Ehre erweisen wollen, hängen sie ihnen ihr Trikot in Übergröße unters Hallendach. Ob sich Lukas Slavetinsky so schnell auf diese von den Ravensburg Towerstars angekündigte Geste freuen wird, ob er sich überhaupt darauf einlassen wird, ist im Moment mindestens fraglich. Denn Slavetinsky ist nicht einverstanden damit, wie seine Geschichte bei den Towerstars in der zurückliegenden Woche zu Ende ging. Das Verhältnis zwischen Spieler und Verein ist – vorsichtig formuliert – unterkühlt. „Wenn er es will, dann machen wir es“, verspricht Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan dem Trikot mit der Nummer 50 einen prominenten Platz in der Ravensburger Eissporthalle. Slavetinsky sieht diese Geste „zwiegespalten“. Es sei zwar „etwas Besonderes“, aber: „Ich hätte mir die Wertschätzung in einer anderen Form gewünscht.“

Beim Saisonabschluss am vergangenen Freitag hatte Schan eine lange Liste an Spielern genannt, die dem Verein auch in der neuen DEL-2-Saison erhalten bleiben. Als er diejenigen nannte, die nicht mehr dabei sein werden, war überraschend der Name von Lukas Slavetinsky dabei. Ausgerechnet der „ewige Towerstar“ sollte gehen müssen? Unter den Fans machte sich sogleich Unverständnis breit, auch wenn längst nicht mehr alle davon überzeugt waren, dass der 36-Jährige wegen seines fortschreitenden Alters auch künftig noch volle Leistung bringen kann. Aber Slavetinsky? Ausgerechnet diese Legende des Ravensburger Eishockeys? Der Mann, der über viele Jahre längst nicht nur wegen seiner etwas wilden Mähne eine echte Marke war? Kaum vorstellbar.

Insgesamt zehn Jahre für Ravensburg auf dem Eis

Slavetinsky selbst war einverstanden mit seiner Saison 2017/2018. In den wichtigen Momenten konnten die Fans der Ravensburg Towerstars auch in der abgelaufenen Saison sicher sein, dass er auf dem Eis steht. Ob in Unter- oder Überzahl, der Verteidiger war da – und gab „immer alles“. Zehn Jahre lang trug „Slava“ das Ravensburger Trikot, zuerst das des EVR (2003/2004), dann zweimal das der Towerstars (2008 bis 2014 und seit 2015). So wie es aussieht, wird er es nie wieder tragen.

Dass er keinen neuen Vertrag erhalten hat, ist für Slavetinsky aber nur das eine, das andere ist, wie sich die Vereinsführung ihm gegenüber verhalten hat. „Ich bin im letzten Jahr hingehalten worden“, kritisiert er. Richtig gesprochen unter der Saison habe niemand mit ihm. Trainer Ehrenberger habe ihm in einem lockeren Gespräch mal gesagt, dass er sich „keinen Kopf“ wegen einer Weiterbeschäftigung machen müsse. „Ich habe alles dafür getan, einen neuen Vertrag zu bekommen“, blickt Lukas Slavetinsky auf seine Saison mit 52 Einsätzen zurück.

Die Statistik liefert die Fakten dafür: Nach Sören Sturm war er der zweitbeste Scorer aus der Ravensburger Verteidigung; zu seinen acht Toren kommen 24 Assists. „Mit der Saison war ich durchaus zufrieden“, sagt Slavetinsky. Zum Ende hin sei er zwar krank gewesen, in den Pre-Play-offs deshalb nicht bei 100 Prozent. Vorzuwerfen habe er sich deshalb aber nichts.

Was ihn besonders wundert: Es sei vereinbart gewesen, dass er nach seiner aktiven Karriere in den Verein eingebunden wird. Er habe immerhin zwei Studien abgeschlossen – in Sportmanagement und Sportökonomie. Davon sei nun aber keine Rede mehr gewesen. Das enttäusche ihn sehr, sagt der zweifache Vater, der mit seiner Familie im Eigenheim in der Region lebt. „In Ravensburg wird immer betont, dass man eine Familie ist, das ist aber nicht mehr so“, kritisierte Slavetinsky. Weil er hier so verwurzelt ist, sei er auch hiergeblieben.

Wie es für ihn jetzt weitergeht, hat Lukas Slavetinsky noch nicht durchdacht. Karriereende oder nicht? Er kann es nicht sagen. Zu frisch sind die Eindrücke seines unfreiwilligen Abgangs. „Von den Fans hätte ich mich gerne verabschiedet. Das geht nun nicht mehr“, bedauert er.

Geschäftsführer Schan kann die Enttäuschung des Verteidigers verstehen. „Es sind keine sportlichen Gründe, warum wir ihm keinen neuen Vertrag mehr angeboten haben“, sagt Schan. „Trainer Jiri Ehrenberger und ich sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir das Team verjüngen wollen.“ Zwar hatten Slavetinsky und Schan schon vor Monaten über eine mögliche Zukunft des Verteidigers – eventuell auch im Management der Towerstars – in Ravensburg gesprochen. „Momentan haben wir aber keinen Platz frei“, so Schan. Gerade ist erst Raphael Kapzan vom Eis fest in die Geschäftsstelle der Towerstars gewechselt.

Schan bietet Hilfe für die Suche nach einem Job an

„Er hat sehr viel für den Standort, für die Organisation und für das Ansehen der Towerstars getan“, sagt Schan über Slavetinsky. Zudem habe dieser in der abgelaufenen Saison auch gut gespielt. „Manchmal muss man aber schwere Entscheidungen treffen, und das war eine ganz schwere“, gibt Schan zu. Im November saßen der Geschäftsführer und Slavetinsky zusammen und sprachen über die Zukunft des Verteidigers. „Slava“ hätte wohl gerne einen Zwei-Jahres-Vertrag gehabt, die Towerstars hätten ihm nur ein Jahr gegeben. „Wir konnten uns die gemeinsame Zukunft gut vorstellen“, sagt Schan. Letztlich kam es anders. Gleichgültig ist dem Geschäftsführer Slavetinskys Zukunft natürlich nicht. „Wenn er will, werden wir ihm natürlich bei der Suche nach einem Job abseits des Eises helfen“, sagt Schan. „Wir werden ihn definitiv nicht aus unserem Gedächtnis löschen.“