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Traumelf

Das ist die Traum-Elf der SZ

Sport / Lesedauer: 8 min

Ravensburgs Trainer Wolfram Eitel über die besten Fußballer aus dem wilden Süden, dem Gebiet der Schwäbischen Zeitung
Veröffentlicht:15.07.2014, 23:25

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Wie hätte sich eine Traumelf der Schwäbischen Zeitung bei der Weltmeisterschaft in Brasilien geschlagen? Das haben wir – nicht unbedingt bierernst – Wolfram Eitel (38) gefragt, den Trainer des Oberligisten FV Ravensburg, der zuvor den 1. FC Heidenheim II in neun Jahren von der Bezirksliga in die Verbandsliga führte. Eitel stammt aus Biberach, wo er auch lebt. Entscheidend für die Zugehörigkeit zum Kader war der Geburtsort innerhalb des Verbreitungsgebiets der Schwäbischen Zeitung, das von Aalen bis zum Bodensee reicht und von Tuttlingen bis nach Wangen im Allgäu – mit zwei Ausnahmen: Bayern-Verteidiger Holger Badstuber ist zwar außerhalb der SZ-Gefilde in Memmingen geboren, aber nur deshalb, weil dort von Rot an der Rot aus gesehen das nächstgelegene Krankenhaus liegt. Hoffenheims Andreas Beck kam zwar im russischen Kemerowo zur Welt, verbrachte aber ab dem Alter von drei seine komplette Jugend in Aalen. Nachfolgend der Kader mit Alter, Geburtsort und aktuellem Verein – und Eitels Kommentar respektive Informationen des SZ-Redakteurs.

Tor: Erol Sabanov (40/Aalen/ Heidenheim )

Eitel: Erol mag zwar 40 sein, er hat auch gerade aufgehört, aber da ich Trainer dieser Auswahl bin, hätte er Brasilien noch mitgenommen. Ich kenne Erol aus Heidenheim, er hat riesigen Anteil am Aufstieg in die 2. Bundesliga. Angesichts unseres jungen SZ-Teams wäre er als Routinier und Stütze enorm wichtig – deshalb würde ich ihm den Vorzug geben vor dem Biberacher Loris Karius (21) vom Erstligisten FSV Mainz. Der hat sicher mehr Talent, aber ich setze auf der Torhüterposition auf Erfahrung. Erol ist sensationell auf der Linie, hat eine unglaubliche Präsenz auf dem Platz. Für eine große Karriere war er mit seinen 1,83 vermutlich einen Kopf zu klein – aber er ist ein richtig guter Typ.

Linksverteidiger: Andreas Beck (27/Kemerowo/Hoffenheim)

Eitel: Beck hat ja schon neun Länderspiele gemacht, bei mir wäre er bei einer WM dabei. Bloß würde er Linksverteidiger spielen, rechte haben wir halt nicht so viel im wilden Süden. Vor allem offensiv spielt Beck bravourös in Hoffenheim, er ist ja auch Kapitän und Anführer dort. Beck hatte großen Anteil am Aufschwung der Hoffenheimer und daran, dass sie nicht abgestiegen sind und sich etabliert haben.

Innenverteidiger: Ömer Toprak (24/Ravensburg/Leverkusen)

Eitel: Laut Kicker war Ömer letzte Saison nach Noten der sechstbeste Feldspieler in der Bundesliga, das sagt ja schon alles. Ebenso, wie er sich nach seinem schlimmen Kart-Unfall und seinen Verbrennungen 2009 wieder hochgekämpft hat. Er hat sich nicht beirren lassen und einen Riesen-Rückschlag weggesteckt. Wenn man ganz nach oben will, ist das die Tugend, die man braucht. Bei mir wäre er gesetzt – deshalb hätte er sich auch nie für die Türkei entschieden, sondern für den wilden Süden. Sein Bruder Harun spielt ja schon bei mir im Oberligateam. Ömer hat ein gutes Tempo, eine starke körperliche Präsenz, er ergänzt sich sehr gut mit meinem zweiten Innenverteidiger Holger Badstuber . Mit diesen beiden, da könnte ich bei 'ner WM echt gut schlafen.

Innenverteidiger: Holger Badstuber (25/Memmingen/FC Bayern)

Eitel: Holger ist für mich neben Mats Hummels der überragende deutsche Abwehrspieler, wenn wir über Passspiel und Spieleröffnung sprechen. Er ist auch unheimlich zweikampfstark. Er hat zwar Schnelligkeitsdefizite, die gleicht er aber mit seinem überragenden Stellungsspiel aus. Mit dem Holger, da hat der Hermann (Badstubers verstorbener Vater, einst eine Trainer-Legende in Oberschwaben, d. Red.) alles richtig gemacht. Nach seinen Knie-Verletzungen wird es nicht leicht für ihn, sich an Hummels, Jérôme Boateng, Per Mertesacker und Benedikt Höwedes wieder vorbeizuschlängeln. Aber ich traue es ihm in jedem Fall zu.

Rechtsverteidiger: Alper Bagceci (30/Ulm/Heidenheim)

Eitel: Das mag eine Überraschung für viele sein, aber wie gesagt, viele Rechtsverteidiger hab’ ich nicht. Da der Leutkircher Heiko Butscher (33/Bochum) und der Überlinger Uwe Möhrle (34/Cottbus) nicht mehr die Jüngsten sind, setze ich auf Alper, den ich auch von Heidenheim kenne und als Mensch sehr schätze. Alper spielt eigentlich eher rechts offensiv, aber er kann auch defensiv agieren. Er ist einer der wenigen, der den Weg in Heidenheim von der Oberliga bis in die 2. Liga mitgemacht hat. Seine Entwicklung ist noch nicht zu Ende.

Defensives Mittelfeld: Nicolas Höfler (24/Überlingen/Freiburg)

Eitel: Höfler hat ab dem Alter von 15 die berühmte Freiburger Fußballschule besucht und dort wie alle immens viel gelernt. Ich kenne ihn nicht soooo gut, ich weiß aber, dass er im August 2013 in seinem zweiten Bundesligaspiel in der 86. Minute gleich den 1:1-Endstand gegen den FC Bayern erzielt hat. Allein das qualifiziert ihn natürlich schon für meine Truppe.

Mittelfeld links: Sebastian Kerk (20/Bad Wurzach/Freiburg)

Eitel: Kerk ging mit 14 von Ravensburg nach Freiburg, seit Mitte 2013 gehört er zur Profielf, seither hat er 20 Bundesligaspiele bestritten, außerdem insgesamt 23 Junioren-Länderspiele. Der nächste Freiburger in meinem Kader ist übrigens auch schon in Sicht: Hendrik Hofgärtner (18), der im defensiven Mittelfeld spielt. Auch er hat schon sieben Junioren-Länderspiele, auch er kommt aus Bad Wurzach, auch er wechselte vom FVR zum SC.

Mittelfeld rechts: Simon Zoller (23/Friedrichshafen/Köln)

Eitel: Er ist eigentlich ein gelernter Stürmer, hat aber ein unglaubliches Tempo, deshalb kann man ihn auch gut als Rechtsaußen bringen, der harmoniert bestimmt prächtig mit Gomez und Haberer im Sturm. Präsent, wie er ist, tut Simon Zoller jeder Mannschaft gut. Er wechselte gerade von Kaiserslautern nach Köln und wird sich in der Ersten Liga garantiert durchsetzen.

Offensives Mittelfeld: Patrick Mayer (26/Wangen/Heidenheim)

Eitel: Schon wieder ein Heidenheimer, ich weiß, aber Patrick ist ein sensationeller Typ: bodenständig, unglaublich ehrgeizig. Er hat nur ein Problem: Sein Körper macht ihm ständig einen Strich durch die Rechnung. Er muss nur mal die Chance bekommen, seine Qualitäten auch mal zu zeigen, dann schafft er auch den Durchbruch. Vor drei Jahren war er mit 19 Treffern bereits Torschützenkönig in der 3. Liga, aber kaum war er in Augsburg, war er verletzt. Jetzt ist er zurück in Heidenheim und immer noch relativ jung. Patrick hat großes Potenzial, deshalb spielt er – und zwar auf der 10, mit allen Freiheiten nach vorne, und als Kopfball-Waffe für die Standards.

Sturm: Mario Gomez (29/Riedlingen/Florenz)

Eitel: Das überrascht jetzt nicht wirklich, dass ich den Mario aufstelle. Allzuviele Weltklassestürmer hab’ ich ehrlich gesagt nicht. Mario wäre für mich der Büffel da vorne. Er hat ein unglaubliches Tempo, einen wahnsinnigen Torinstinkt, er kann Fußballspielen – er wäre absolut gesetzt. Warum er bei Löw nicht dabei war? Weil er angeschlagen war, allein deshalb. Am Ende zählt nur der Erfolg: Löw ist Weltmeister geworden, also hat er alles richtig gemacht. Für Mario ist das natürlich bitter. Er hat vorher fast alle Spiele gemacht, so viel Qualität, eine unglaubliche Torquote. Aber er wird wieder kommen. Er wird sich halt wie immer gegen Klose durchsetzen müssen. Ich bin sicher, dass Miro bis 2016 weitermacht. Der ist so fit, der lebt ja nur für den Sport.

Sturm: Janik Haberer (20/Wangen, Hoffenheim)

Eitel: Den kenne ich zwar nicht, aber ich glaube, das dürfte sich ändern. Wenn die Hoffenheimer auf den setzen, hat er Qualität. Janik ist achmaliger Junioren-Nationalspieler, er hat Tempo, ist jung und dynamisch – perfekt, um Druck aufzubauen. Ich hätte zwar noch Manuel Fischer aus Aalen, der inzwischen in Großaspach spielt, aber der ist auch ein prima Joker.

SZ : Sabanov – Beck, Toprak, Badstuber, Bagceci - Höfler, Kerk, Zoller - Mayer, Gomez, Haberer.

Das liest sich doch ganz gut, Herr Eitel. Um Kamerun oder Brasilien zu schlagen hätte das wohl gereicht bei der WM, oder?

Eitel (lacht): Naja. Sagen wir mal so: Ein, zwei Buden hätten wir gegen die Brasilianer in ihrer überragenden Halbfinal-Form auf jeden Fall gemacht. Beim 1:7 gegen Deutschland hatte Brasilien so unglaublich viele Löcher, da würdest du dir gegen jede Mannschaft der Welt herb tun. Ein Zu-Null wäre natürlich schwer geworden (lacht). Sicher ist: Meine Südländer können auch Fußball spielen, die hätten mit einigen schwächeren Teams bei der WM mithalten können. Punkt- und torlos wären wir nicht ausgeschieden. Mit dem Titel wäre es natürlich knapp geworden, aber: Wir wären mit fliegenden Fahnen untergegangen, das kann ich versprechen.

Der Rest des SZ-22er-Kaders

12. Loris Karius (21/Biberach/Mainz), 13. Patrick Funk (24/Aalen/Wehen), 14. Thomas Geyer (23/Ehingen/Wehen), 15. Alexander Schnetzler (35/Rohrdorf/Pfullendorf), 16. Stefan Buck (33/Saulgau/Bayern II), 17. Uwe Möhrle (34/Überlingen/Cottbus), 18. Heiko Butscher (33/Leutkirch/Bochum), 19. Andreas Ludwig (23/Ulm/Aalen), 20. Fabio Kaufmann (21/Aalen/Aalen), 21. Fabian Weiß (22/Aalen/Aalen), 22. Manuel Fischer (24/Aalen/Großaspach).