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Romantische Kirchenmusik in der St. Ulrichskirche

Ratzenried / Lesedauer: 2 min

Raritäten aus Frankreich und Deutschland
Veröffentlicht:31.10.2022, 19:04

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Die Chorgemeinschaft Isny mit ihrem Leiter Berthold Büchele hatte bei den Konzerten in der Nikolaikirche Isny und der St. Ulrichskirche Wangen vorwiegend unbekannte Kostbarkeiten der deutschen und französischen Romantik auf dem Programm. Eine Ausnahme bildete das eher bekannte, zu Beginn gesungene „Locus iste“ von Anton Bruckner, sehr zart gesungen und hochkonzentriert die Spannung haltend. Mit drei Werken war Charles Gounod vertreten: Im ersten, „O salutaris hostia“, gestaltete Annika Goergens Ruhe ausstrahlend ihre Altpartie. In bewährter Manier sorgte ein regionales Kammerorchester für den klanglich ausgewogenen, wohl-intonierten instrumentalen Part. Solistisch besetzt und zugleich atmosphärisch dicht gelang das Prélude zum Oratorium „Redemption“ von César Franck. Es folgte Gounods zweites „Wort“ aus seiner Komposition „Sieben Worte des Erlösers“, im alten Stil komponiert und a capella gesungen. Höchst sensibel reagierten die Stimmen auf das umsichtige Dirigat ihres Chorleiters. Entrückt und geradezu sphärisch erklang Jules Massenets Engelschor aus seinem Oratorium „La vierge“: Drei Solo-Frauenstimmen und ein Frauenchor ließen ihre Qualitäten aufleuchten, unterlegt von einem berückenden Pianissimo-Teppich der Instrumente. In Robert Schumanns „Tota pulchra es“ aus seiner Messe schwebte über einem Streichquintett-Satz rein und klar der Sopran von Heike Heilmann. – Beim ergreifend schön gesungenen „Selig sind die Toten“ aus dessen Oratorium „Die letzten Dinge“ harmonierte das Soloquartett fein abgestimmt. Eine weitere Perle: Das „Qui Mariam absolvisti“ aus dem Requiem des französisch-deutschen Saarländers Théodore Gouvy. Es ist eine geniale, eindringliche Komposition von überirdischer Schönheit.

Höhepunkt der Darbietungen war ein drittes Werk von Charles Gounod: Teile seines Oratoriums „Mors et vita“. Der Chor wuchs über sich hinaus, das gesamte Ensemble musizierte mitreißend und sorgte für Gänsehautmomente. Hier konnten noch zusätzlich die Solisten Markus Kimmich (Tenor) beim überirdischen Sanctus und der Bassist Hermann Locher mit prophetischer Stimme glänzen.

Als Zugabe, von allen gemeinsam gespielt und gesungen: „Da nobis pacem“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Berthold Büchele hatte das Stück aus aktuellem Anlass ausgewählt und las die vertonten Worte Martin Luthers vor: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten.“