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Aussöhnung

Ein Beitrag zur Aussöhnung der Völker in Europa

Meersburg / Lesedauer: 3 min

Landrat Lothar Wölfle würdigt bei der Vergabe des Bundesverdienstkreuzes an Monika Taubitz ihre Verdienst
Veröffentlicht:10.01.2014, 13:00

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Lang hat der Beifall für die Autorin Monika Taubitz am Donnerstagabend beim Neujahrsempfang der Stadt Meersburg in der Festhalle im Sommertal gedauert. Wenige Minuten zuvor hatte sie aus den Händen von Landrat Lothar Wölfle das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Sichtlich gerührt nahm die 76-jährige Meersburgerin die hohe Auszeichnung von Bundespräsident Joachim Gauck an. Das Bundesverdienstkreuz sei laut Wölfle bereits am 24. März des vergangenen Jahres von Gauck unterzeichnet worden. „Wir haben den richtigen Zeitpunkt zur Verleihung ausgesucht“, sagte der Landrat.

„Es ist für mich eine ehrenvolle Aufgabe“, sagte Wölfle zu Beginn seiner Laudatio. Bevor er direkt auf Monika Taubitz zu sprechen kam, richtete er den Blick auf den Beginn des Ersten Weltkriegs, der sich am 1. August zum hundertsten Mal jährt. Dieses Unglück sei nur durch den Zweiten Weltkrieg und all seinen Folgen übertroffen worden. „ Europa war gespalten, und es bedurfte Menschen, die die Gräben zu schließen halfen“, leitete er seine Laudatio zu der Geehrten über.

Monika Taubitz sei in Meersburg keine Unbekannte. Sie sei in Breslau geboren und daher habe er den Brückenschlag zu den beiden Weltkriegen gezogen. Auf Umwegen sei sie 1965 nach Meersburg gekommen. Als Lehrerin an der Sommertalschule sei sie bis 1997 häufig auch nach Schulschluss Ansprechpartnerin für Lehrer, Schüler und Eltern gewesen: „Auf Sie war immer Verlass“, sagte Wölfle über ihr „ausgleichendes Wesen“, mit dem sie immer wieder Konflikte bereinigt habe.

Zudem habe sie viel geschrieben und veröffentlicht. Dabei sei die Stadt immer wieder ein Thema in ihrer Prosa und Lyrik gewesen. „Sie haben zwölf bis 15 Lesungen und Vorträge pro Jahr und Schlesienfahrten organisiert“, sagte Wölfle. Ihr sei die Kontaktpflege zu jungen polnischen Wissenschaftlern und Künstlern eine Herzensangelegenheit gewesen, für die sie sich in besonderer Weise eingesetzt habe. Das sei das Entscheidende für die Aussöhnung der Völker gewesen, „dass man nicht nur über die Völker, die Polen oder die Deutschen redet, sondern das man über ganz konkrete Menschen aus Polen, aus Deutschland spricht“. Damit habe sie ihren Beitrag zur Aussöhnung beigetragen.

In Anlehnung an Annette von Droste-Hülshoff betonte Monika Taubitz, dass Meersburg die „zweite Hälfte ihrer Heimat“ sei. Seit fast einem halben Jahrhundert würde sie nun in der Stadt am Bodensee leben. Fast alle ihre Veröffentlichungen seien in Meersburg entstanden, von hier aus sei sie auf Reisen „in die weite Welt gefahren“.

Aber es gebe auch eine „erste Hälfte ihrer Heimat, und diese sei über Jahrzehnte durch den Eisernen Vorhang weit entfernt gewesen. 1972 habe sie trotzdem ihre erste Reise nach Schlesien unternommen. Doch bis zum Fall der Mauer habe es gedauert, bis sie Polen wieder besucht habe. „Inzwischen bin ich jährlich dort“, sagte Monika Taubitz. Durch ihren kleinen Anteil habe die Literatur eine Brücke geworden, die dazu beitrage „Abgründe und zuvor unüberwindlich Erscheinendes zu überwinden“. Das sei eines der Wunder, die „ich noch erleben darf“.

Als Dank für die Auszeichnung wird sie am 20. Januar um 19.30 Uhr im Klosterkeller eine Lesung aus ihrem neuen Buch halten und dabei auch einige ihrer Texte aus Meersburg vortragen. „Betrachten sie dies als meinen Geschenk und Dank an Sie, die Meersburger wie auch die Freunde unserer Stadt“.