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Parteitag

Bei der Südwest-SPD kommt der Nachwuchs nicht zum Zug

Heilbronn / Lesedauer: 3 min

Gernot Erler und Katja Mast führen Landesliste für die Bundestagswahl an
Veröffentlicht:03.03.2013, 21:35

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Nils Schmid gab sich nach dem SPD-Landesparteitag in Heilbronn entspannt. „Das ist gut gelaufen“, meinte der Parteichef am Samstagabend nach elf Stunden. Grund: Die Delegierten waren der Parteispitze und den Führungsgremien insbesondere bei der Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl gefolgt.

Lange Gesichter gab es letztlich nur im Lager der Jusos. Der Ravensburger Hannes Munzinger (24) hatte als vom Parteinachwuchs vorgeschlagener Spitzenmann schon beim Wahlvorschlag mit Platz 29 einen ersten Dämpfer erhalten. Sein Versuch, noch in einer Kampfkandidatur auf Rang 23 vorzukommen, scheiterte dann aber vor allem an der Uneinigkeit innerhalb der Jusos.

Vermeintlich gut austariert hatte die SPD ihren Listenvorschlag – mit sicheren Plätzen für alle Bundestagsmitglieder, die wieder antreten. Bis Rang 28 war es auch geglückt, das angestrebte Reißverschlusssystem der beiden Geschlechter durchzuhalten. Mehr als 14 Frauen aber wollten nicht kandidieren. Erstmalig schickt die SPD ein Spitzentandem ins Rennen – mit dem Freiburger Gernot Erler (69) als Nummer eins (97,7 Prozent Zustimmung) und Generalsekretärin Katja Mast (84,4 Prozent) als Nummer zwei.

Schon auf Rang vier findet sich die Ulmer Parteilinke Hilde Matheis, die daraus die Erkenntnis ableitet, „dass ich mit meinen Themen angekommen bin“. Die Sozialexpertin jedenfalls kann sich nicht erinnern, bei einem Parteitag so viel Zuspruch erhalten zu haben. Aufgewertet fühlt sich auch der Biberacher Martin Gerster, der mit Listenplatz neun zum ersten Mal in den einstelligen Bereich vorrückte. 2005, bei seiner ersten Kandidatur für den Bundestag, war er von Rang 20 aus ins Rennen gegangen. 23 SPD-Vertreter aus dem Land kamen dann durch. Den Aufstieg in der Partei führt Gerster auch darauf zurück, dass mittlerweile sein Prinzip der Hausbesuche sogar auf Bundesebene starke Beachtung findet. Generalsekretärin Andreas Nahles hat sogar für interne Schulungen ein Interview mit Gerster drehen lassen.

Hoffen auf 22 Mandate

Für 2013 errechnet sich die Landes-SPD nach dem schwachen Ergebnis von 2009 Chancen auf sichere 22 Mandate im nächsten Bundestag. Geht die Rechnung auf, wird dann auch der Wahlkreis Sigmaringen-Zollernalb durch die gebürtige Griechin Stella Kirgiane-Efremidis vertreten sein. Die 47-Jährige, seit 27 Jahren in der SPD in ihrem Hauptwohnsitz Weinheim aktiv, hat für die Direktkandidatur ihren Zweitwohnsitz nach Sigmaringen verlegt. Denn dort ist sie aufgewachsen. „Das war auch für meine Familie immer die erste zweite Heimat neben Griechenland“, betont die Mutter dreier Kinder. Eine persönliche Begegnung mit Willy Brandt im Alter von 16 Jahren bezeichnet sie als ihr Schlüsselerlebnis, sich politisch zu engagieren.

Enttäuscht trat dagegen der Ravensburger Hannes Munzinger die Heimreise an. „Die Stimmung ist getrübt“, gestand er auch noch gestern ein. Beherzt hatte der 24-Jährige tags zuvor versucht, sich auf Rang 23 vorzuarbeiten – als offizieller Kandidat der Jusos . Am Ende sprang dann doch nur der Platz 29 heraus , weil in der Nachwuchsorganisation alte Grabenkämpfe aufgebrochen waren.

So blieb Munzinger lediglich der Trost, dass er unter anderem auch von Nils Schmid für seine Bewerbungsrede gelobt worden war. „Ja, ich bin jung“, hatte Munzinger betont. Ein Parlament müsse aber ein Spiegelbild der gesamten Gesellschaft sein. Ein Viertel der Bevölkerung sei jünger als 30, aber nur zwei Prozent der Abgeordneten gehöre dieser Generation an. Vor Munzinger liegt noch Claudia Sünder (Platz 24) aus dem Wahlkreis Aalen-Heidenheim. Ergun Can (Platz 33/Rottweil-Tuttlingen) und Jochen Jehle (Platz 37/Bodenseekreis) befinden sich hinter ihm.