Continental Cup, Alpenpokal, Junioren-Weltmeisterschaft, Deutschlandpokal, FIS-Cup, Weltcup – Wanderung zwischen den Skisprungwelten ist der Winter 2018/19 für Agnes Reisch. Erstmals diese Saison vertrat die 19-Jährige aus Missen-Wilhams die Farben ihres WSV Isny am Wochenende in der höchsten Wettkampfserie; auf Oberstdorfs Schattenbergschanze holte sie am Samstag als 25. sechs Weltcup-Punkte, am Sonntag wurde sie 32. Beide Male war Agnes Reisch damit Beste der nationalen Gruppe, die der Deutsche Skiverband beim Heim-Weltcup zusätzlich zur etablierten Mannschaft stellen darf. Zufriedene Beste? „Ich glaub, ich hab ein paar ordentliche Sprünge gezeigt.“
An Leistungsdichte mangelt es nicht im deutschen Skisprung, weiblich. Das ist erfreulich, heißt aber im Spätherbst: Sichtungsspringen. Sechs Weltcup-Startplätze gibt es – und deutlich mehr Ambitionen. Auch Agnes Reisch hatte die, „denn beim Sommer-Grand-Prix war ich eigentlich ziemlich fit. Da fand ich meine Sprünge ganz gut.“ Dann aber habe sie „ein bissel nachg’lassen zur Sichtung hin. Man ist da einfach nervös, weil: Man möchte ja ’s Bestmögliche machen.“
Kein Weltcup-Einsatz zum Auftakt also, da tröstete der Saisonkalender: Gleich in Titisee-Neustadt – Weltcup-Station zwei – war das Dabeisein garantiert: die nationale Gruppe! Nur: Titisee-Neustadt fiel ins (Regen-)Wasser. Und Agnes Reisch fehlte der so sehr erhoffte „Vergleich mit dem Weltcup-Team, dass ich mich da noch mal hätte anbieten können“.
Aus Lahti gelernt
Stattdessen führte ihr Weg über Notodden ( Continental Cup: 26. und Dritte), Schonach (Alpencup: Dritte und Zehnte), Lahti (Junioren-WM: 16., Silber mit dem Team als Schlussspringerin, Bronze mit dem Mixed-Team) und Rastbüchl (Deutschlandpokal: Erste; FIS Cup: zweimal Erste). Nach Oberstdorf, wo Agnes Reisch die Karriere-Weltcups zwölf und 13 sprang. Und Weiten zwischen 99 und 105 Metern bei ihren insgesamt acht Versuchen. Manch einer, so die selbstkritische Rückschau, „war ein bisschen spät, im Wettkampf wollt ich ein bisschen zu viel“. Auf der Positivseite zu verbuchen seien die Trainingssprünge vom Freitag, die Samstagsplatzierung, die sechs Zähler, die Kulisse, die Atmosphäre. Und der Trend seit der November-Sichtung: „Meine Sprünge sind nach und nach immer besser g’worden.“ Mit einem ärgerlichen Zwischentief zwar – den unsauberen Landungen in der WM-Einzelkonkurrenz von Lahti –, aber: „Ich hab probiert, daraus zu lernen und mehr Spannung im letzten Flugdrittel zu halten, sodass ich schöner den Telemark setzen kann.“
Funktioniert seither, soll auch kommendes Wochenende beim Continental Cup in Brotterode, dann wohl beim Deutschlandpokal-Finale in Oberstdorf funktionieren. Mit bundestrainerlichem Lob Andreas Bauers („Wenn junge Mädels aus der nationalen Gruppe in die Weltcup-Punkte springen, dann ist das erst mal ein schönes Zeichen, dass von unten wieder was nachkommt“) als Antrieb. Und einem unumstößlichen Vorsatz für die Wochen danach – die nach dem Skisprungwelten-Wandern: „Dann schreib ich mein Abitur und kann da noch bisschen lernen.“