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Sturm und Drang und Überschwang

Ulm / Lesedauer: 3 min

Die Ulmer Basketballer zeigen gegen Bayern München Stärke – und behebbare Probleme
Veröffentlicht:30.09.2018, 19:45

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Die jüngste Mannschaft seit sieben Jahren habe man zusammengestellt, verkündeten Ulms Basketball-Macher diese Woche stolz. Was all der Sturm und Drang bewirkt, sah man am Freitagabend im ersten Saisonspiel gegen Meister FC Bayern. Sie haben eine neue Sportart erfunden an der Donau, das Dampfhammerdunking, zumindest taten Javonte Green und David Krämer exakt das – sie schlugen den Ball in zwei Szenen in den Korb, als wollten sie die beiden Spielgeräte mit einem Handstreich vernichten. Eine Geste, die auch an den Gegner gerichtet war: Seht her, wir haben mehr Testosteron, mehr Energie, mehr Leidenschaft, mehr Kraft als ihr.

Am Ende, nach dem 77:83 gegen den großen Titelfavoriten, mussten die Ulmer aber erkennen: Es gibt auch andere Tugenden im Basketball als nur Kraft und Tempo, etwa das Filigrane: Stefan Jovic (17 Punkte) und Scharfschütze Petteri Koponen (18, 4/7 Dreier) etwa zeigten bei den Bayern, dass man auch virtuos und luftig leicht aus der Ferne treffen kann.

Ulm selbst hatte gezeigt, dass man die scheinbar einfachen Dinge auch nicht unterschätzen sollte – die Korbleger nämlich. Gleich acht simple Nahdistanzwurfe versemmelt, das war zu schwach. „Hätten wir nur vier davon verwandelt, hätten wir gewonnen. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, wir haben das Spiel wohl eher selbst verloren als dass Bayern es gewonnen hat“, räumte Trainer Thorsten Leibenath danach ein. Vor allem Aufbauspieler Patrick Miller (2/9), der elf Minuten mehr Spielzeit erhielt als Kapitän Per Günther, und Dwayne Evans (2/7) hatten sich beim Scheitern unterm Korb hervorgetan.

Energie von Beginn an

Schwächen, die Thorsten Leibenath auch auf die Jugend zurückführte: „Wir waren heute ein Stück weit zu nervös. Aber lieber übermotiviert als untermotiviert. Das sah heute weit besser aus als das Auftaktspiel im Vorjahr gegen Berlin. Und ich kann mich kaum an ein Spiel erinnern, in dem wir dem Gegner elfmal den Ball geklaut haben. Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, macht Mut für die Zukunft.“

Tatsächlich hat Leibenath, der nach dem Verpassen der Play-offs im Sommer auch mit sich selbst scharf ins Gericht gegangen war, Grund zum Optimismus. Vor allem Katin Reinhardt (5/7 Dreier), Green, der mit ebenfalls 15 Punkten zum besten Mann der Ulmer gewählt wurde, Isaac Fotu und Günther überzeugten gegen die 25-Millionen-Truppe aus München. Und alle im Team haben noch Luft nach oben. Im Finale nach dem 72:73 war Bayern den berühmten Tick cleverer, ausgebuffter. „Wir sind jung, die Bayern sehr abgebrüht, eines der erfahrensten Bundesliga-Teams. Wir wollten manchmal zu viel, aber positiv ist, dass wir von Beginn an Energie auf dem Platz hatten“, sprach David Krämer. „Und jetzt freuen wir uns auf Belgrad.“ Dort, bei Roter Stern, beginnen die Ulmer am Dienstag (19 Uhr) ihr Eurocup-Abenteuer.