Spielminute
Melanie Leupolz zeigt Solidarität bis zur letzten Spielminute
Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Schwäbische.de
Melanie Leupolz‘ Wechsel zum FC Bayern München steht fest. Er ist kein Geheimnis mehr. Dazu äußern will sich die Fußballnationalspielerin aus dem Allgäu dennoch nicht: „Aus Respekt meinem aktuellen Verein gegenüber werde ich erst im Sommer über München reden“, sagt sie, „bis dahin werde ich alles für den SC geben.“ Soll heißen: Dem SC Freiburg im Abstiegskampf zu helfen. Die 19-Jährige wirkt sehr zurückhaltend. „Ich kann es jetzt noch nicht glauben, dass ich Europameisterin bin“, sagt sie sieben Monate nach dem Triumph der Frauen in Schweden. Das Loben übernehmen daher andere, etwa Nationaltrainerin Silvia Neid. „Sie hat sich unheimlich gut entwickelt. Sie ist körperlich stark, hat ein klasse Zweikampfverhalten, ist schnell, beidfüßig und kopfballstark“, sagte die 49-Jährige. Nun nominierte sie die Allgäuerin für den Algarve Cup in Portugal (5. bis 12. März). Kein Wunder, dass der nächste Schritt unmittelbar bevorsteht.
Jugendtrainer loben ihr „Riesentalent“
Rückblick: Bereits im Alter von fünf Jahren packt sie die Fußballleidenschaft. „In der Grundschule habe ich immer mit den Jungs auf der Wiese gekickt“, erinnert sich Leupolz. Es folgt das erste Training beim TSV Ratzenried . „Und dann war ich nicht mehr vom Fußballplatz zu kriegen“, sagt sie. Ihre Jugendtrainer loben ihr „Riesentalent“. In der Altersklasse U-15 wird sie erstmals in die Jugendnationalelf berufen, durchläuft alle DFB-Nachwuchsteams.
Männliche Vorbilder: Schweinsteiger und Özil
Beim TSV Ratzenried spielt sie als einziges Mädchen unter lauter Jungen. Für Melanie Leupolz war das aber eine positive Erfahrung: „Man sollte so lange es geht mit Jungs trainieren. Ich würde sogar behaupten, dass ich jetzt davon profitiere.“ Denn das schnellere und körperlich robustere Spiel habe sie sowohl gefordert als auch gefördert. Auch heute noch schaut sie den Jungs auf die Füße: Zu ihren Idolen zählen mit Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil zwei männliche Kollegen. „Die zwei spielen auf meiner Position, deshalb beobachte ich ihr Spiel ganz genau und schaue mir auch das ein oder andere ab“, sagt sie.
Die Stationen ihrer Karriere führen sie über die Oberliga, der damals höchsten Spielklasse für Mädchenteams, in der B-Jugend des TSV Tettnang zum SC Freiburg in die zweite Bundesliga. Bereits in ihrer ersten Saison dort (2010/11) wird sie Stammspielerin, der Bundesliga-Aufstieg gelingt. „Die Trainer dort haben immer auf junge Spieler vertraut“, sagt Melanie Leupolz. Und fügt hinzu: „Nur so konnte ich Nationalspielerin werden.“ Im vergangenen Jahr erhält sie die Fritz-Walter-Medaille in Gold als beste Nachwuchsspielerin des Jahres. Kurzum: „ Freiburg hat einen riesengroßen Anteil daran, wo ich heute stehe.“
VWL-Studium an der Universität Freiburg
Dazu kommt ein optimales Umfeld. Denn: „Freiburg legt großen Wert auf die schulische Ausbildung und den Fußball.“ An der Eliteschule des Sports legt Melanie Leupolz ihr Abitur mit einem Durchschnitt von 1,6 ab und beginnt zum Wintersemester 2013 ihr VWL-Studium an der Universität Freiburg. Auch da ist der Wechsel nach München kein Problem: „Mein Studium lässt sich ja so gut wie in jeder Stadt fortführen.“
Leupolz ist jedoch nicht nur bescheiden und klug, sondern auch heimatverbunden. Wenn sie zu Besuch bei ihren Eltern im Allgäu ist, sieht sie sich die Spiele des TSV Ratzenried an oder schnürt selbst die Fußballschuhe und trainiert während der Saisonpause ab und zu in der ersten Männermannschaft mit. „Das macht Riesenspaß und die freuen sich da auch“, sagt sie und lacht.
6000 Fans bei Facebook
Auch deshalb zieht es die junge Spielerin in die bayerische Landeshauptstadt, die Fahrtzeit aus dem Allgäu an die Säbener Straße in München-Harlaching ist schließlich etwa eine Stunde kürzer als in die Schwarzwaldstraße in Freiburg. Vor wenigen Tagen hat sie ihren Dreijahresvertrag ab Juli dieses Jahres unterzeichnet. Ein großer Schritt, den sie ihren etwa 6000 Facebook-Fans nicht vorenthält: „Ich wollte euch über meine Zukunft nicht im Unklaren lassen. Sondern so fair mit euch umgehen, wie ihr es immer auch mit mir tut.“ Auf Nachfrage fügt sie hinzu: „Es ist Alltag im Profigeschäft, dass Spielerinnen den Verein wechseln.“ Damit wende sie sich mitnichten gegen ihren Verein, dem sie viel zu verdanken habe. Aber: Tatsache sei, „dass man sich weiterentwickeln möchte.“ Dazu zähle auch, „sich noch mal neu in ein Team kämpfen“ zu müssen.
Bayern-Trainer verlängert Vertrag um drei Jahre
Die Verantwortlichen beim FC Bayern München freuen sich bereits auf die Allgäuerin: „Sie hat sich in Freiburg sehr gut entwickelt. Und ich erhoffe mir, dass sie bei uns noch mehr spielerische Akzente reinbringt“, sagt FCB-Trainer Thomas Wörle, der seinen Vertrag am Donnerstag um drei Jahre verlängerte. Mit dem Wechsel an die Isar ist außerdem die Chance deutlich gestiegen, dass Melanie Leupolz mit Bastian Schweinsteiger eines ihrer Idole persönlich trifft.