Investition von rund 3,5 Millionen Euro

Investition von rund 3,5 Millionen Euro

Investition von rund 3,5 Millionen Euro

Oberbürgermeister Michael Lang und Urs Geuppert, Leiter der Stadtwerke Wangen im Allgäu, heben das Schütz an, der den Zufluss aus der Argen zum Fischpass in Epplings ermöglicht. FOTOS: SUSANNE MÜLLER

26.01.2021

Es war ein bedeutsamer Moment in der Geschichte der Wasserkraft in Wangen: Am Dienstag, 7. Juli 2020, gegen 15.30 Uhr setzte Oberbürgermeister Michael Lang den Probebetrieb des Wasserkraftwerks T4 im ehemaligen NTW-Gelände in Gang. Es dauerte rund sechs Wochen, in denen das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten getestet und optimiert wurde.WANGEN - Von der Inbetriebnahme des Kraftwerks am Wehr zwischen Vorderem Ebnet und Argeninsel bis zu diesem Zeitpunkt sind genau sechs Jahre vergangen. In dieser Zeit wurden von den Stadtwerken Wangen insgesamt vier Wasserkraftanlagen ertüchtigt oder neu gebaut, wie Oberbürgermeister Michael Lang sagte. „Diese große Leistung war nur möglich, weil wir an den Baustellen hervorragende Planer, Ingenieure und Mitarbeiter mit großer Begeisterung für die Wasserkraft und dem entsprechenden Wissen darüber hatten.“

Die gesamte Baustelle zog sich vom Wehr in Epplings zum Kanal, der mittels eines Dükers unter der Oberen Argen angebunden wurde, bis hinunter zum Turbinenhaus der ehemaligen NTW. „Der Düker ermöglichte die Reaktivierung des Kanals, die wiederum für die Bewohner des Bereichs „Am Kohlplatz“ ein Mehr an Sicherheit bedeutet. Denn bei Hochwasser kann es auch keinen Rückstau mehr geben“, sagt Urs Geuppert, Leiter der Stadtwerke Wangen. Das Pfingsthochwasser 1999 hatte die damalige Kanalbrücke zerstört. Auch der Bolzplatz in Epplings müsste künftig von Hochwasser verschont bleiben.

Bereits eine halbe Million Kilowattstunden erzeugt

Während die Außenanlagen noch fertiggestellt werden, wird die optisch schöne und technisch anspruchsvolle Baustelle nun in ihren Funktionen getestet. Dies kann auch bedeuten, dass kurzzeitig das Wasser im Kanal nochmals abgelassen wird. Schon jetzt ist sichtbar, wie sehr das Gebiet von der neuen Anlage profitieren wird. Ökologisch aufgewertet wird sie durch den Bau eines Umgehungsgewässers und die Abgabe einer hohen Mindestwassermenge. So wurde rechts eine Fischaufstiegshilfe und links beim Geschiebeschütz eine Abstiegshilfe gebaut. 330 Liter pro Sekunde müssen für den Fischaufstieg vorhanden sein und 800 Liter pro Sekunde müssen am Wehr in die Argen abgegeben werden. Oberbürgermeister Michael Lang und Urs Geuppert legten beide Hand an, um das Schütz anzuheben, das die Fischaufstiegshilfe mit Wasser versorgt. Im Hochwasserfall wird es abgelassen und damit der Zufluss gestoppt. Neben der technischen Anlage auf der flussabwärts gesehen linken Seite führt eine Treppe hinunter an die Obere Argen auf eine Kiesbank, die sicher in den kommenden Wochen gerne für kleine Badeausflüge genutzt werden wird.

Daneben befindet sich - ganz ähnlich wie an der Argeninsel – ein Rechen und ein Geschiebeschütz. Der Rechen sorgt dafür, dass Schwemmgut und Fische nicht in den Kanal geraten. Das Geschiebeschütz daneben ist groß genug, um auch dickes Geröll durchzulassen. Der alte Wehrkörper im Fluss wurde neu aufbetoniert und durch ein Schlauchwehr ergänzt. Der Schlauch wird mit Hilfe einer Pumpe mit Wasser auf bis zu einem Meter Höhe aufgefüllt und kann bei Hochwasser ganz einfach abgelassen werden.

Vom Wehr führt ein angenehmer Fußweg vorbei an den alten Balken und einem alten Schütz von der Vorgängeranlage von 1873, dem Bolzplatz und Schrebergärten, die von den Nutzern mit großer Sorgfalt angelegt wurden. Ein oberirdischer kleiner Bach wird gespeist von einem Gewässer vom Atzenberg. Darunter liegt eine Rohrleitung mit einem Durchmesser von 2,70 Metern, durch die das Argenwasser zum Düker und in den offenen Kanal geleitet wird.

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Der Probebetrieb ist inzwischen abgeschlossen. Das Kraftwerk läuft ruhig und ohne Störungen und hat inzwischen schon eine halbe Million Kilowattstunden erneuerbaren Strom aus Wasserkraft erzeugt.

Die Betonqualität des Kanals hatte sich nach dem Säubern als so gut erwiesen, dass nur punktuell größere Reparaturen notwendig waren. Die restlichen Kanalwände wurden nur verputzt. In einer Wand fand sich sogar die Unterschrift eines Arbeiters im Beton mit der Jahreszahl 1910. Dort, wo der Kanal in das Krafthaus mündete, wurden Gebäudeteile abgebaut, die für das neue Gebäude hinderlich sind. Zu sehen waren unter anderem rote Backsteinwände, die vom Vorgängerbau aus dem Jahr 1873 stammen und die in die neue Infrastruktur integriert wurden. „Wir haben zunächst die alte Turbine ausgebaut und werden sie später ausstellen - ähnlich wie in der ERBA. Strom erzeugen wir an dieser Stelle jetzt mit einer leistungsfähigen, doppelt geregelten Kaplanturbine“, sagt Geuppert. Sie wird voraussichtlich 1,7 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern.

Die Stadtwerke Wangen investieren rund 3,5 Millionen Euro in die Anlage. Zunächst sind die Stadtwerke mit ihrem Strom über die Lechwerke als Direktvermarkter am Strommarkt vertreten. Rein rechnerisch wird zukünftig die Stadt die eigenen Liegenschaften zu rund 80 Prozent mit Strom aus eigenen Wasserkraftanlagen versorgen.

Der Probebetrieb ist inzwischen abgeschlossen. „Das Kraftwerk läuft ruhig und ohne Störungen und hat inzwischen schon eine halbe Million Kilowattstunden erneuerbaren Strom aus Wasserkraft erzeugt“, sagt Urs Geuppert zufrieden. „Das würde reichen, um mit einem Elektroauto mehr als 80 Mal um die Erde zu fahren.“ (sum)

Auf einen Blick

Diese Sonderveröffentlichung gibt es auch im Internet unter www.schwaebische.de/wangen

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