Rund vier Jahre haben die Glocken geschwiegen und in der Ehinger Stadtpfarrkirche St. Blasius konnte kein Gottesdienst gefeiert werden. Grund war ein von der Decke gefallenes Stück Putz, das eine umfangreiche Renovierung der Kirche nach sich zog. Am 16. Oktober konnte die Wiedereröffnung der Kirche gefeiert werden. „Dass die Gemeinde wieder in ihre Kirche zurückgekehrt ist, war ein berührendes Erlebnis", sagt Pfarrer Harald Gehrig.
EHINGEN - Als im Advent 2018 ein Stück Putz von der Decke der Stadtpfarrkirche fiel, musste das Gotteshaus zwar sofort geschlossen werden, aber zunächst wurde nicht mit einer so langen Renovation gerechnet. Im Laufe der Zeit habe sich ergeben, dass die erforderlichen Maßnahmen umfänglicher sind, als zunächst angenommen und dass die Sanierung komplexer werden wird, erinnert sich Stadtpfarrer Harald Gehrig.
Die notwendige und langwierige Sanierung der Kirche nutzte die Kirchengemeinde auch um die Technik von St. Blasius auf den neuesten Stand zu bringen. So erhalten Menschen mit Hörbeeinträchtigung jetzt eine deutlich bessere akustische Versorgung und die Beleuchtung der Kirche kann, wenn es der Anlass bietet, farblich verändert werden. ,,Außerdem wurde die Glockensteuerung digitalisiert", sagt der Pfarrer.
Nachdem die Kirche und ihre Umgebung digital vermessen worden war, wurde für die notwendige Deckensanierung ein mehrstöckiges Gerüst in der Kirche aufgebaut. Zudem wurde der Dachstuhl, der mit einem Holzschutzmittel belastet war, sorgfältig gesäubert. Zuletzt wurde die Kirchenorgel gestimmt und einzelne liturgische Geräte von einem Gold- und Silberschmid gereinigt. "Zur Wiedereröffnung strahlte unsere Stadtpfarrkirche in neuem Glanz und wir konnten ein großes, tolles Gemeindefest feiern", freut sich Pfarrer Gehrig. Die vierjährige Schließung der Kirche sei eine Zäsur für die Kirchengemeinde gewesen.
,,Jetzt haben wir St. Blasius als Mitte unserer Kirchengemeinde und als Ort der Begegnung wieder zurückgewonnen", sagt der Pfarrer und betont, dass es ein erhebender Moment gewesen sei, als ,,die Glocken, nach ihrem vierjährigen Schweigen, endlich wieder geläutet haben". Die Kirche, die 750 Sitzplätze bietet, sei zur Wiedereröffnung ,,bis auf dem letzten Platz gefüllt" gewesen, erinnert sich der Stadtpfarrer. „Es war ein wirklich berührendes Gefühl und ein besonderes Erlebnis, als die Gemeinde und auch zahlreiche auswärtige Gäste in so großer Zahl zum Tag der Wiedereröffnung zusammenkamen", betont Pfarrer Harald Gehrig.
Mit dem Geleit der Ehinger Bürgerwache ist Pfarrer Gehrig mit seinen Konzelebranten und der großen Ministrantenschar vom Pfarrhaus am Marktplatz vorbei zur Wiedereröffnung in die neu renovierte Kirche eingezogen. Dort wurde ein Festgottesdienst gefeiert, bei dem die Krönungsmesse in C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart zu hören war. Anschließend begann das Fest der Begegnung" mit Mittagessen im Marienheim und auf dem Kirchhof. Später gab es Kaffee und Kuchen, für Kinder gab es ein buntes Nachmittagsprogramm, samt Kasperletheater. Am Nachmittag wurden eine Orgelführung und ein Orgelkonzert angeboten und wer wollte, konnte den Kirchturm besteigen. ,,Das war ein bunter und fröhlicher Festtag, der zum Ausdruck gebracht hat, wie sehr sich die Ehinger Katholiken über die Wiedereröffnung ihrer Stadtpfarrkirche freuen", sagt Pfarrer Gehrig.
Die Ehinger Stadtpfarrkirche St. Blasius gehört zu den bedeutendsten barocken Gotteshäusern in Oberschwaben, zudem gilt St. Blasius, abgesehen von Klosterkirchen, als eine der größten Kirchen der Diözese Rottenburg-Stuttgart. ,,Eine der größten und reichhaltigsten Barockkirchen Oberschwabens und ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung", urteilen Fachleute über die Ehinger Stadtpfarrkirche.
Die Renovierung der Kirche, die sich im Besitz der Kirchengemeinde befindet, hat insgesamt 2,4 Millionen Euro gekostet. ,,Dazu gab es aber hohe Zuschüsse", sagt Pfarrer Gehrig. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart bezahlte 1,1 Millionen Euro und die Stadt Ehingen übernahm 240 000 Euro. Außerdem flossen Gelder von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg und dem Denkmalamt. ,,Rund 402 000 Euro musste die Gesamtkirchengemeinde selbst aufbringen", sagt Harald Gehrig. ,,Mein Dank gilt allen, die zur erfolgreichen Renovation beigetragen haben, und die den schönen Tag der Wiedereröffnung durch ihr Mitwirken ermöglicht haben", betont der Stadtpfarrer. khb