Ein ,,roter Riese" im Ort und die Verleihung des European Energy Award waren für Sigmaringendorfs Bürgermeister Philip Schwaiger zwei der Highlights 2022. Dazu gehört auch die unterschriebene Kooperationsvereinbarung für einen flächendeckenden Glasfaserausbau.


Was waren aus Ihrer Sicht die drei Highlights 2022 in Sigmaringendorf?
Philip Schwaiger: Einer der großen Punkte war sicherlich die Erneuerung der Eisenbahnbrücke über die Lauchert durch die Deutsche Bahn AG. Historisch kommt dies nur alle rund 100 Jahre vor.
Seit 2017 liefen die Planungen der Bahn, seit Frühjahr 2022 die Vorbereitungen vor Ort. Vom 27. August bis 5. September fand dann die ,,heiße Phase" statt. In Tag- und Nachtarbeiten wurde die alte Brücke (Baujahr 1873) mit einem 72 Meter hohen, wirklich gigantischen Raupenkran, ,,roter Riese" genannt, ausgehoben, die Widerlager erneuert und die neue, rund 245 Tonnen schwere und 47,4 Meter lange Bahnbrücke sodann eingehoben. Ein Spektakel, das die ganze Bevölkerung begeisterte und welches es so häufig nicht gibt, zumindest die nächsten 100 Jahre sicher nicht mehr.

Ein weiteres Highlight war definitiv die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung mit der OEW Breitband GmbH zum flächendeckenden Glasfaserausbau in unserer Gemeinde Sigmaringendorf. Den Förderantrag für das GraueFlecken-Programm des Bundes haben wir zum Glück noch rechtzeitig vor dem Förderstopp in der ersten Oktoberhälfte gestellt und hoffen noch in diesem Jahr die Förderzusage zu erhalten. In Verbindung mit der Landesförderung können so go Prozent des rund 16 Mio. Euro teuren Breitbandausbaus in unserer Gemeinde abgedeckt werden. Der Rest wird über die OEW getragen. Bis spätestens Ende 2027 soll der Ausbau abgeschlossen sein. Das ist ein ganz wichtiger Schritt.
Zudem durfte ich für die Gemeinde nach erfolgreicher Rezertifizierung von Staatssekretär Dr. Andre Baumann in der Stadthalle in Reutlingen die European-Energy-AwardAuszeichnung entgegennehmen. Besonders punkten konnten wir mit unserem 2021 eingeführten Loggersystem bei der Wasserversorgung, mit welchem wir unseren Frischwasserverlust im Leitungssystem binnen einen Jahres von 50 Prozent auf rund 10 Prozent senken konnten! Darauf dürfen wir stolz sein, aber die Auszeichnung des EEA's ist zugleich Ansporn, im Bereich Klimaschutz weiter noch besser zu werden. Unter anderem ist für 2023 die Ausstattung unserer kommunalen Gebäude mit PV-Anlagen vorgesehen, ein Investitionsvolumen von rund 600 000 Euro. Im Herbst 2022 setzte der Gemeinderat dafür mit dem Beschluss des PV-Anlagen-Konzepts die Basis.
Was werden aus Ihrer Sicht 2023 die drei wichtigsten Ereignisse in Sigmaringendorf sein?
Einen großen Step vorangekommen sind wir bei der Planung der Feuerwehrhaussanierung. Nachdem wir diese 2018 noch mit dem vorherigen Gemeinderatsgremium begonnen hatten, mussten wir 2019 bis 2021 aufgrund der schwierigen finanziellen Situation innerhalb des Gemeindehaushalts unterbrechen. 2022 ging es dann aber richtig voran, noch im Oktober konnten wir das Baugesuch einreichen. Nun sollen parallel die Förderanträge gestellt werden. 2023 wird über die Ausschreibung entschieden. Mit rund 2,2 Mio. Euro ist dies eines unserer großen zu schulternden Projekte.
Sehr froh sind wir daneben über den erfolgreichen Abschluss des Panfeststellungsverfahrens für die 2023 vorgesehene Realisierung des Rückhaltedamms am Hüttenberg. Ende 2022 erfolgten hierzu noch die Ausschreibung und die Vergabe der Leistungen. Der Weg ist nun also frei, der „Startschuss" gesetzt. Nach fünfjähriger Planungsphase kommt im nächsten Jahr sodann ein Mammutprojekt der Gemeinde zum hoffentlich erfolgreichen Abschluss, um die darunter wohnende Bevölkerung wirksam vor Starkregenereignissen schützen zu können.
Des Weiteren werden wir 2023 drei zusätzliche Neubaugebiete ausweisen, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Genutzt werden sollen dabei die noch befristet bis 31. Dezember 2024 bestehenden planungsrechtlichen Vereinfachungen des Baugesetzbuches. Die Bauplätze werden jedoch nicht gesammelt erschlossen und zur Veräußerung gebracht. Vielmehr wird der Gemeinderat eine mehrjährige Zeitspanne zur schrittweisen zur Verfügungsstellung von Bauland festsetzen. Auch soll es erstmals eine Vergaberichtlinie für bauwillige Interessenten geben.