WANGEN/AMTZELL - Die Fassungslosigkeit bei allen, die ihn kannten, ist groß: Jürgen Gauß, Kämmerer der Gemeinde Amtzell, seit 25 Jahren Geschäftsführer des Zweckverbands Interkommunales Gewerbegebiet und seit 20 Jahren Dirigent des Musikvereins Schwarzenbach, verstarb am Donnerstag vergangener Woche völlig überraschend.


Jürgen Gauß kam als ältestes von drei Kindern 1968 in Wangen zur Welt und wuchs in Schwarzenbach auf. Nach dem Abitur am Wangener Rupert-Neß-Gymnasium begann er im September 1987 seinen Vorbereitungsdienst für den gehobenen Verwaltungsdienst bei der Gemeinde Amtzell. Im November 1991 trat er seinen Dienst bei der Gemeinde Kißlegg an und wurde ein Jahr später wieder nach Amtzell versetzt. Seither war er dort Kämmerer.
„Jürgen Gauß war zuverlässig, menschlich top und ein absolut kompetenter Fachmann, der alle Zusammenhänge kannte“, sagt Hans Roman, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Amtzell. In einer Zeit, in der der alte Bürgermeister, Clemens Moll, nicht mehr und die neue Bürgermeisterin, Manuela Oswald, noch nicht in der Gemeinde tätig ist, oblag es ihm, die Mitarbeiter der Gemeinde zu informieren: „Alle sind zutiefst betroffen. Er war bei all seinen Kollegen sehr beliebt.“
„Ich bin fassungslos und schockiert“, sagt auch Amtzells Ex-Bürgermeister Clemens Moll. Er beschreibt Gauß als „superfleißigen und loyalen Mitarbeiter, der sich in unterschiedlichste Themen akribisch eingearbeitet hat“ und als „einen Kämmerer, so wie man es sich als Bürgermeister wünscht“. Auch das Amtzeller Gewerbe sei Gauß ans Herz gewachsenen: „Jürgen Gauß verstand sich immer als Ansprechpartner der Gewerbetreibenden.“
Neben seiner Familie war die größte Leidenschaft von Jürgen Gauß die Musik. Im Laufe seines Lebens hat er bei diversen musikalischen Großprojekten mitgewirkt, wie beispielsweise dem Landesblasorchester, dem Sinfonischen Blasorchester Württembergisches Allgäu oder den Choryphäen. Nachdem er früh Trompete und Flügelhorn gelernt hatte, trat er zunächst dem Musikverein Neukirch und 1979 dem Musikverein Schwarzenbach bei. Seit 2002 wirkte Gauß als Dirigent der Schwarzenbacher, die er mit unerschöpflicher Begeisterung sowie mit künstlerischem und zwischenmenschlichem Gespür bereicherte.


Er war ein absolut einmaliger Mensch, musikalisch ein Perfektionist, tolerant und hatte für jeden ein offenes Ohr“, sagt Klaus Hinderhofer, Vorsitzender des Musikvereins: „Seine Art hat uns alle extrem motiviert.“ Daneben beschreibt Hinderhofer ihn als Visionär und Gestalter: „Er war maßgeblich an der Neugestaltung und Belebung der Schwarzenbacher Dorfmitte mit Dorfplatz und Dorfgemeinschaftshaus beteiligt. Vieles geht auf seine Ideen zurück.“
Auch bei Konzerten habe Jürgen Gauß immer wieder neue Wege beschritten. Dazu gehört beispielsweise der Israel-Besuch der Schwarzenbacher 2018 und der Gegenbesuch im Jahr darauf. Für den Musikverein sei der plötzliche Tod von Jürgen Gauß ebenfalls ein Schock gewesen, sagt Klaus Hinderhofer. An zwei Abenden versammelten sich die Musikanten, um gemeinsam trauern zu können und füreinander da zu sein.
Jürgen Gauß’ Liebe galt nicht zuletzt der Natur: Besonders dem Wald, den Bergen und dem Montafon war er stets tief verbunden. Er wurde 54 Jahre alt und hinterlässt seine Frau Monika, vier Töchter im Alter zwischen 17 und 28 Jahren, ein Enkelkind – und überall, wo er gewirkt hat, eine unersetzliche Lücke. Susi Weber