Vorteile statt Vorurteile: Gegen diese Klischees hat das Handwerk zu kämpfen - sieben Mythen

Vorteile statt Vorurteile: Gegen diese Klischees hat das Handwerk zu kämpfen - sieben Mythen

in Mythos lautet, das Handwerk sei eine reine Männerdomäne ist - das ist längst nicht mehr so. FOTOS: COLOURBOX

24.01.2023

Handwerker sind unpünktlich, Sauberkeit ist nicht ihre Stärke und ohne Alkohol geht auf der Baustelle nichts. Die Geschichte des Handwerks ist gespickt mit Fehleinschätzungen. Diese Vorurteile sind sicher falsch.

REGION - Wer ein Handwerk ausübt, muss sich wenig Sorgen um Arbeitslosigkeit machen. Die Arbeitslosenquote unter Handwerkerinnen und Handwerkern ist wesentlich geringer als in den meisten akademischen Berufen. Alle 130 Handwerksberufe haben beste Zukunftsaussichten, denn alle bieten gute Aufstiegs- und Karrierechancen. Dazu gehören nicht nur ein guter Verdienst, sondern auch attraktive Karriere- und Fortbildungsmöglichkeiten sowie die Option, später selbst sein eigener Chef sein zu können. Rund 70 000 Unternehmen werden im Handwerk jährlich erfolgreich gegründet und machen das Handwerk quasi zur Mutter aller Start-Ups.

Warum ist es dann trotzdem so, dass viele Fachkräfte fehlen, obwohl die Zukunftsaussichten gerade im Handwerk rosig sind? Vielleicht liegt es auch daran, dass die Branche gegen so manches Vorurteil zu kämpfen hat. Daher ist höchste Zeit, mit diesen alten Klischees aufzuräumen: ist das ist längst nicht mehr so.

Klischee 1: Dreck und Schmutz folgen dem Handwerker auf dem Fuße. Falsch gedacht! Aufräumen ist eines der wichtigsten Stichworte im Handwerk. Jeder Lehrling lernt im ersten Ausbildungsjahr, dass Ordnung und Sauberkeit das A und O für die Ausführung seiner Tätigkeit sind. So arbeitet ein guter Handwerker immer ohne dreckige Hinterlassenschaften für den Auftraggeber. Gleiches gilt etwa beim Metzger oder in der Werkstatt.

Klischee 2: Als Handwerker arbeitet man ausschließlich körperlich und nicht mit dem Kopf. Genau, und Polizisten jagen den ganzen Tag Bankräuber. Außerdem ist jeder Koch dick und alle Lehrer tragen Cordhosen - Klischees gibt es für jedes Berufsfeld. Man braucht schon ein gewisses Händchen in den Gewerken. Aber ohne Köpfchen geht es eben auch nicht. In den heutigen Feldern braucht es zudem Kreativität.

Klischee 3: Handwerk ist reine Männersache. Dass in Deutschland unter den rund 5,8 Millionen Handwerkern mehrheitlich Männer sind, heißt noch lange nicht, dass Frauen in dieser Branche nichts zu sagen haben. Aus manchen Gewerken wie dem Bauzeichner sind Frauen heute nicht mehr wegzudenken. Darüber hinaus gibt es auch Handwerksberufe, die von Frauen dominiert werden, besonders hoch ist die Zahl der weiblichen Beschäftigung in der Gewerbegruppe für Gesundheits- und Körperpflege sowie im Nahrungsmittelgewerbe. Trotzdem sollen noch mehr Frauen dazu ermuntert werden, sich für das technische und naturwissenschaftliche Arbeitsfeld zu motivieren. Zum Beispiel gibt es Angebote wie den Girls Day" einen Aktionstag, an dem Schülerinnen die Möglichkeit bekommen, in Handwerksberufe zu schnuppern.

Klischee 4: Kaltes Bier gehört auf jede Baustelle. Dieses Vorurteil über Handwerkerberufe - vornehmlich auf der Baustelle ist längst Geschichte. Aus einem guten Grund: Die Arbeit mit schweren Maschinen erfordert höchste Konzentration. Damit ist Alkohol nach Vorgabe der Genossenschaften während der Arbeitszeit strikt verboten. Gesellige Augenblicke mit ein einem Bier genießen Handwerker erst zum Richtfest oder am Feierabend.

Klischee 5: Das Handwerk hat keine Zukunft. Qualitätsarbeit und handwerkliche Fachkompetenz stehen hoch im Kurs und so konzentriert sich die Branche bereits auf die Anforderungen von Morgen. Heutzutage findet die Digitalisierung von der Ausbildung über die täglichen Arbeitsabläufe bis in die strategischen Kompetenzfelder eines Handwerksbetriebs aktiv statt. Das frühere Verständnis von Handwerk als ein Gewerbe, das im Wesentlichen mit den Händen und mit nur wenigen, einfachen. Werkzeugen ausgeübt wird, hat sich in der heutigen Zeit vielfach gewandelt. Die Handwerksberufe mit Zukunft finden im Smart Home und mit 3D-Drucker statt.

Klischee 6: Handwerker haben schlechte Karrierechancen. Es gibt vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten für Gesellen. Die Handwerkskammern zum Beispiel bieten verschiedene Qualifizierungen - Fortbildung zum Fachkaufmann, Fachwirt, Energieberater oder Servicetechniker. Durch diese Maßnahmen wird es meist ermöglicht, leitende Positionen in Betrieben einzunehmen. Des Weiteren werden einige dieser Abschlüsse als Teil der Meisterprüfung anerkannt. Wer sich der Meisterprüfung in einem der zulassungspflichtigen Gewerbe laut Handwerksordnung unterzieht und diese auch besteht, ist berechtigt, seinen eigenen Betrieb zu gründen und Lehrlinge auszubilden. Meister haben außerdem die Möglichkeit auf eine Weiterbildung zum Beatriebswirt und dürfen in einigen Bundesländern auch ohne Abitur studieren. Ein duales Studium kann ein weiteres Sprungbrett für Handwerker sein. Bei diesem berufsbegleitenden Studium wird auf das Erlernen praktischer und theoretischer Kenntnisse gleichermaßen Wert gelegt. Dass Handwerker nicht auch die Karriereleitern erklimmen können, ist also Unsinn.

Klischee 7: Handwerkliche Berufe sind Knochenjobs und werden schlecht bezahlt. Noch bevor man in Rente geht, hat man sich kaputt gearbeitet und davon leben kann man auch nicht. Diese Annahme stimmt nicht. Das Gehalt kann sich im Handwerk zwar deutlich unterscheiden, aber es gibt auch unter den Handwerkern Top-Verdiener und jeder kann viel dafür tun, immer weiter aufzusteigen. Mit Weiterbildungen zum Techniker oder Meister ist in den meisten Fällen auch ein höheres Gehalt verbunden.

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