StartseiteRegionalRegion Ulm/Alb-DonauUnterwachingen50 Jahre Kammermusikkreis Unterwachingen

Unterwachingen

50 Jahre Kammermusikkreis Unterwachingen

Unterwachingen / Lesedauer: 3 min

Eine vollbesetzte Kirche St. Cosmas und Damian fand am Samstag der Kammermusikkreis Unterwachingen zum Jubiläumskonzert vor.
Veröffentlicht:02.10.2023, 11:18

Von:
  • Friedrich Hog
Artikel teilen:

Eine vollbesetzte Kirche St. Cosmas und Damian fand am Samstag der Kammermusikkreis Unterwachingen zum Jubiläumskonzert vor. Gefeiert hat der Kreis 50 Jahre seines Bestehens. Werke von Dvorak, Bach und Schumann fanden beim Publikum großen Anklang.

Als 1973 das historische Unterwachinger Pfarrhaus erstmals als Treffpunkt für den Kammermusikkreis gedient hat, muss es seitens der Einwohnerschaft zunächst argwöhnische Blicke gegeben haben. Seinen Respekt hat der Kreis sich freilich rasch erarbeitet, durch wunderbare Konzerte in der „zweitschönsten Dorfkirche der Welt“. Die einstigen Studenten, die als Exoten angesehen wurden, sind längst in die besten Jahre gekommen und verjüngen sich ständig durch die Aufnahme neuer Mitglieder. Auch der Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Neubrand verdankt der Kreis seinen gelungenen Start. Die Konzerte der Bläser und Streicher fanden teilweise gemeinsam mit Chören statt. Wenn anfangs Bach auf dem Programm stand, musste dies bei der damals noch notwendigen Genehmigung durch die Diözese als „concerto grosso“ getarnt werden, denn der größte Kirchenmusiker der Geschichte war Protestant.

Mit viel Humor blickte der Kammermusikkreis beim 50. Jubiläum auf seine Geschichte zurück. Dabei ist aktuell kein Musiker aus Unterwachingen im Kreis aktiv, die Mitglieder kommen aus ganz Deutschland und darüber hinaus, zum Beispiel aus Kopenhagen oder Paris. Das Symphoniekonzert zum Jubiläum war selbst für den versierten Kammermusikkreis Unterwachingen gigantisch, waren doch namhafte Gastmusiker mit an Bord. Gemeinsam geprobt wurde am Freitagabend und den kompletten Samstag hindurch. Das Ergebnis klang grandios.

Elf Musikerinnen und Musiker haben sich für Anton Dvorak (1841‐1904) begeistert, den weltberühmten tschechischen Komponisten der Romantik. Auf dem Programm stand die Serenade für zehn Bläser, Violoncello und Kontrabass, die er 1877 in nur 14 Tagen komponiert hat. Die Inspiration holte sich der Meister in Wien, wo er eine der Serenaden Mozarts gehört hat. Mit viel Können und Freude haben sich die neun Bläserinnen und Bläser mit Violoncello und Kontrabass durch Moderato, Minuetto, Tempu di Minuetto ‐ Trio Presto, Andante von moto sowie Finale, Allegro molto gespielt. Unterhaltungs- und Kunstmusik kamen hier zusammen, neben der bekannten Streicherserenade erklangen viele folkloristische Elemente. Die Leitung hatte Annette Winkler, eine freischaffende Fagottistin mit langjähriger Erfahrung mit konzertanter Bläser-Kammermusik.

Fast alle der rund 40 Musikerinnen und Musiker fanden sich zusammen für den barocken Komponisten Johann Sebastian Bach. Auf dem Programm stand sein sehr bekanntes Konzert für Oboe und Violine in der Fassung in d-Moll, Allegro, Adagio, Allegro. Alexander Ott, langjähriger Solooboist des SWR-Orchesters, war der Solist an der Oboe, seine Tochter Andrea Ott die Solistin an der Violine.

Das Plenum trat zusammen für Robert Schumann (1810‐1856). Geboten war das Konzertstück für vier Hörner und Orchester. Unter der Leitung von Alexander Ott traten Marc Noetzel, Horst Ziegler, Benno Trautmann und Pascal Arets vom SWR-Orchester für die extrem anspruchsvollen Partien als Solohornisten hervor. Das Stück war in zwei lebhafte Abschnitte und dazwischen eine Romanze unterteilt. Schumann selbst bewertete das Stück wegen seiner einzigartigen Besetzung als „etwas ganz curioses“, aber auch als eines seiner besten Stücke.

Tosender Applaus folgte der Musik, die zunächst für die Einkehr innerer Ruhe gesorgt hat, ehe sie die Zuhörerinnen und Zuhörer mit sehr lebhaften Passagen für den Nachhauseweg wieder aufbaute. Dabei waren viele Gäste von auswärts nach Unterwachingen gereist, etwa zehn bis 15 Prozent des Publikums war aus Unterwachingen selbst gekommen. Beim anschließenden Fest im Pfarrhaus konnten unter den versierten jungen Amateuren und den Profis viele Anekdoten ausgetauscht werden.