Zusammenstoß
Zugunglück nahe Ulm: Welche Schuld kommt dem Busfahrer zu?
Blaustein / Lesedauer: 5 min

Nach dem Zusammenstoß eines Regionalzuges mit einem Linienbus in Arnegg nahe Ulm am Dienstagmorgen ermitteln die Behörden zur Unfallursache. Dabei will die Polizei vor allem der entscheidenden Frage in dem Fall nachgehen, warum sich der Bus zu dem Zeitpunkt, als die Bahnschranken zufielen, überhaupt auf dem Bahnübergang befand.
Der Mann habe durch sein Verhalten sich und andere in Gefahr gebracht, sagte eine Sprecherin der Polizei am Mittwoch. Bei den laufenden Ermittlungen werde deshalb auch geprüft, inwiefern der 39 Jahre alte Busfahrer gegen das Gesetz verstoßen habe. Jedoch kann die Ursache für das Zugunglück auch ein Defekt an den Schranken gewesen sein. Diesen Fragen gehen die Ermittler derzeit nach. Dafür werden zunächst Zeugen befragt, auch die Passagiere, die sich im Zug befanden, sollen vernommen werden.
Durch den Unfall entstand laut Polizei ein Sachschaden von ingesamt rund 1,4 Millionen Euro, am Omnibus ein Schaden von rund 250.000 Euro und am Triebfahrzeug von circa einer Million Euro. An den Gleisen und der dortigen Bahnanlage entstand Sachschaden in Höhe von weiteren ca. 150.000 Euro.
Die Fahrbahn war zum Zeitpunkt der Unfallaufnahme gesperrt. Rettungskräfte und Notfallseelsorger kümmerten sich um die Verletzten. Gutacher wurden beauftragt und rekonstruieren den Unfallhergang.
Bahnstrecke weiter gesperrt
Die K 7387, die von der B 28 Richtung Arnegg führt, war aufgrund der Bergungsarbeiten bis Mittwochmorgen gesperrt, ist inzwischen aber wieder befahrbar.
Anders verhält es sich bei der Bahnstrecke . Der Abschnitt zwischen Ulm und Blaubeuren bleibt nach Auskunft der Bahn mindestens bis Freitag gesperrt. Das teilte das Unternehmen bei Twitter mit. Dort müssen nach dem Unglück zuerst die Gleise repariert werden.
Inzwischen befindet sich der Busfahrer außer Lebensgefahr, wird aber weiterhin in einer Klinik behandelt. Auch der Zugfahrer musste in ein Krankenhaus gebracht werden.
Ein Regionalzug war am Dienstagmorgen nahe Ulm am Bahnübergang im Blausteiner Teilort Arnegg mit einem Linienbus kollidiert. Über mehrere Stunden war die Bundesstraße deshalb gesperrt. Die Deutsche Bahn richtete in kurzer Zeit Ersatzbusse ein, da die Bahnstrecke voll gesperrt werden musste. Doch die Folgen dieses Unglücks werden noch Tage lang zu spüren sein.
Es scheint eine Aneinanderreihung äußerst unglücklicher Umstände zu sein, die an diesem Dienstagmorgen zu dem Unglück führen. Der Bahnübergang in dem kleinen Dorf Arnegg bei Ulm befindet sich nahe einer Kurve, ist für den Lokführer also nicht sofort einsehbar. Den ganzen Morgen hat es geregnet, die Fahrbahn ist nass und vor allem am Bahnübergang rutschig.
Verkehr kommt wegen Unfall ins Stocken
Ein 53-jähriger Motorradfahrer schätzt die Straßenverhältnisse an diesem Morgen wohl falsch ein, verliert am Bahnübergang die Kontrolle über sein Fahrzeug und stürzt. Schnell eilen Einsatzkräfte mit einem Rettungshubschrauber herbei, wollen den Schwerverletzten versorgen.
Der Verkehr, der in Arnegg zu Stoßzeiten sowieso nie wirklich gut fließt, stockt deshalb noch mehr als sonst. Mittendrin auch ein Linienbus, der wohl wenige Minuten zuvor noch Schulkinder transportiert hatte, zu dem Zeitpunkt aber glücklicherweise leer ist.
Bahnschranken gehen zu
Der 39-jährige Busfahrer fährt an dem Unfallort mit dem verunglückten Motorradfahrer vorbei. Wieso genau er mitten auf den Gleisen anhält, ist gegenwärtig noch nicht geklärt. Doch der Umstand sollte folgenreich sein.
Denn genau in dem Moment springt die Ampel auf Rot und die Bahnschranken fallen zu. Und dann muss alles ganz schnell gegangen sein - sowohl für den Busfahrer als auch für den Zugführer.
Der Zug nähert sich dem Teilort Arnegg aus der Kurve, ein Zusammenstoß ist nicht mehr zu verhindern. So kommt es gegen 8.35 Uhr zur Kollision. Der 39-jährige Busfahrer reagiert nicht auf die Rufe von Polizei und Rettungskräften, fährt zwar ein Stück nach vorne, doch der Zug erfasst den hinteren Teil des Busses dennoch. Der Aufprall ist so heftig, dass der Bus sofort Feuer fängt und am Ende komplett ausbrennt. Der Zug rollt noch rund 150 Meter weiter, entgleist dann schließlich und kommt auf dem Kiesbett zum Stehen.

Der Busfahrer wird bei dem Aufprall aus dem Bus geschleudert und erleidet lebensgefährliche Verletzungen. Laut Bundespolizei musste er noch am Unfallort reanimiert werden.
Auch der 33-jährige Zugfahrer wird schwer verletzt. Der Rettungsdienst meldet elf weitere Verletzte. Von den 74 Fahrgästen im Zug wurden alle aber ohne schwerere Verletzungen in eine naheliegende Mehrzweckhalle gefahren und dort von Sanitätern sowie Notfallseelsorgern versorgt.
Die Bundesstraße war bis in den Nachmittag hinein gesperrt, auch die Bahnstrecke musste sofort gesperrt werden. Ersatzbusse kommen zwischen Herrlingen und Blaubeuren zum Einsatz. Die Bergung des Zugs dauert laut Deutsche Bahn noch an, die Bahnstrecke könnte deshalb noch länger gesperrt bleiben.
Einschränkungen im Straßenverkehr aufgehoben
In Folge des Zugunglücks am Bahnübergang bei Arnegg kam es zu Einschränkungen und Umleitungen. Der Verkehr auf der B 28 zwischen Gerhausen und Herrlingen im Bereich der Unfallstelle war teilweise nur einspurig befahrbar und wurde durch eine Ampel geregelt.
Zugwrack in der Nacht geborgen
Erfolgreich war die Bergung des Zugwracks in der Nacht zum Mittwoch über die Bühne gegangen. Dafür benötigte die Bahn einen Spezialkran, den sie aus dem hessischen Fulda angefordert hatte. Als dieser eintraf und im Bahnhof Blaustein-Herrlingen für seinen Einsatz vorbereitet wurde, dauerte die Bergung am Unglücksort selber nur wenige Minuten.
Der Kran hob den demolierten und entgleisten Zug wieder auf die Schienen. Danach konnte dieser abgeschleppt werden. Unterstützung erhielten die Bahnspezialisten bei ihrem nächtlichen Einsatz vom Technischen Hilfswerk (THW), welches die Einsatzstelle mit Hilfe mehrerer LED-Fluter ausleuchtete, damit ein sicheres Arbeiten in der Nacht möglich war.