Südbahn
Fahrplanwechsel: Pro Bahn warnt vor neuen Engpässen auf der Südbahn
Ulm, Friedrichshafen, Ravensburg, Biberach, Lindau / Lesedauer: 2 min

Der neue Fahrplan der Deutschen Bahn ab 11. Dezember bringt nach Einschätzung des Fahrgastverbands Pro Bahn massive Probleme für Bahnreisende in Oberschwaben und am Bodensee mit sich. Grund dafür sei die Inbetriebnahme der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm, sagt Ulrich Arndt , der bei Pro Bahn für Fahrplanfragen zuständig ist.
Der Süden Baden-Württembergs hat durch die Neubaustrecke zunächst einmal wenig Vorteile, aber handfeste Nachteile.
Die Neubaustrecke wird künftig zwischen Ulm und Wendlingen von Nahverkehrszügen bedient, mit einem neuen Bahnhalt in Merklingen. Auch Teile des Fernverkehrs werden über diese Trasse geleitet.
IRE3 und RE5 tauschen Zeiten
Dadurch ergeben sich Änderungen im Fahrplan auch für die Südbahn. Diese hatte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) Ende September mit Vertretern der Bahn vorgestellt. Demnach fährt der RE5, der bisher von Stuttgart nach Lindau verkehrt, nur noch von Stuttgart nach Friedrichshafen. Der IRE3, der bisher die Strecke Ulm-Friedrichshafen bedient, fährt künftig von Ulm bis Lindau. Außerdem tauschen beide Züge die Fahrlage, also die Zeiten, zu denen sie im Taktverkehr auf der Südbahn unterwegs sind.
So will die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg einen Engpass in Plochingen vermeiden, der durch das Einfädeln des Fernverkehrs von der Neubaustrecke auf das bestehende Gleisnetz bedingt ist. Dieser Engpass besteht bis zur Inbetriebnahme von Stuttgart 21 mit dem neuen Tiefbahnhof.
Kapazität nicht halb so groß
Pro Bahn kritisiert nun, dass der IRE3 künftig die „Hauptlast“ auf der Südbahn trägt, was die Anschlüsse vor allem in Ulm, in Friedrichshafen Richtung Basel und auch in Lindau-Reutin Richtung Österreich anbelangt. Diese wurden bisher vom RE5 bedient – einem Zug mit vier Doppelstockwagen. Die Züge des IRE3 hingegen seien kurze Züge, die eigentlich für den S-Bahn-Verkehr konzipiert seien. Ihre Kapazität ist nicht einmal halb so groß wie die der Doppelstockzüge.
„Auf dem Fahrplan sieht das harmlos aus. Aber wenn Sie wissen, mit welchen Fahrzeugen der Betrieb laufen soll, dann ist das eine Katastrophe“, kritisiert Arndt. Die Werkstatt der Bahn in Ulm schaffe es schon jetzt nicht, die Züge für die Südbahn ordentlich zu warten. Mit den neuen Anforderungen an den IRE3 werde die Strecke zur „Achillesferse“. Was, wenn hier noch kürzere Ersatzzüge verkehren müssen?“
Diesel-Züge unter Oberleitung: Bahn verspricht Besserung
Während der Sommermonate waren auf der Südbahn immer wieder ersatzweise Dieseltriebwagen statt E-Loks im Einsatz, obwohl die Strecke seit einem Jahr elektrifiziert ist. „Warum lässt sich Oberschwaben das gefallen?“, fragt Arndt. „Wo bleibt der Aufschrei der Bürgermeister, der Industrie- und Handelskammern, der Landräte?“
Eine Bahn-Sprecherin versicherte auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“, zum Fahrplanwechsel könnten alle für die Südbahn vorgesehenen Züge tatsächlich auch eingesetzt werden.