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Gefahr für Mensch und Natur

Riesiges Feld mit Giftpflanze bei Ulm entdeckt - jetzt hilft nur noch eines

Ulm / Lesedauer: 3 min

Giftpflanzen auf einer Fläche so groß wie drei Fußballfelder: In einer Waldschneise bei Ulm wird der Bärenklau zur Gefahr für Mensch und Natur.
Veröffentlicht:11.05.2023, 08:51

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Giftpflanzen auf einer Fläche so groß wie drei Fußballfelder: Das haben Forstarbeiter bei Ulm entdeckt. In einer Waldschneise wächst der Riesenbärenklau und wird zur Gefahr für Mensch und Natur. Mit ungewöhnlichen Maßnahmen soll dem Kraut nun Einhalt geboten werden.

Jeder hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.

Daniel Nägele

Vorkommen von Riesenbärenklau sind nicht ungewöhnlich. Auch im Bereich Salenhau im Ulmer Stadtteil Eggingen war bekannt, dass die Giftpflanze vereinzelt wächst. Was die Mitarbeiter von Forst BW aber hinter einer Hecke entdeckten, konnten sie kaum glauben. „Jeder hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen“, erzählt Daniel Nägele vom Forstbezirk Ulmer Alb.

„Absolut imposant im negativen Sinne“, sagt Revierleiter Bastian Polzer. Auf rund 2,4 Hektar wucherte meterhoch giftiger Riesenbärenklau.

Warum die Pflanze in einem Waldgebiet wächst

Dass die Pflanze überhaupt in einem Waldgebiet wächst, ist ungewöhnlich. Doch der Standort am Salenhau bietet ideale Bedingungen: Denn hier führt eine breite Schneise durch den Wald, in der Stromtrassen verlaufen. Der Bärenklau bekommt somit reichlich Licht und vermehrt sich ungehindert.

Zur Gefahr von Menschen und anderen Pflanzen: Wer die Pflanze berührt, kann schwerste Verbrennungen davontragen oder stark allergisch reagieren. Besonders stark wirken die Gifte aus dem Pflanzensaft in Verbindung mit Sonnenschein.

Doch auch für Tiere und andere Pflanzen ist das Unkraut bedenklich: Hunde können zum Beispiel schwere Ausschläge bekommen. Und die meterhohe Pflanze mit ihren großen Blättern raubt allen anderen Pflanzen das Licht zum Wachsen. „Darunter kommt bestimmt nichts mehr“, sagt Daniel Nägele.

Was bereits unternommen wurde

Die vergangenen Wochen hat Forst BW genutzt, um eine Lösung zu finden, gemeinsam mit Experten der Behörden und der Naturschutzverbände. Einig jedenfalls sei man sich gewesen, dass es eine vergleichbar große Fläche mit Bewuchs in der Region noch nicht gegeben hat.

Bereits im Januar war die Fläche gemulcht worden, um den Bewuchs etwas zu bremsen. Aufhalten aber kann dies die Giftpflanze nicht. Und das Mulchgerät musste aufwendig gereinigt werden, um die Samen nicht weiterzuverbreiten.

Letztes Mittel Pflanzenschutz

Auch eine Ziegenbeweidung wäre möglich, doch diese müsste häufig erfolgen. „Wir wüssten derzeit gar nicht, wo wir auf die Schnelle so viele Ziegen herbekommen“, sagt Thomas Herrmann, Forstbezirksleiter der Ulmer Alb.

Eigentlich nutzen wir seit 15 Jahren keine Spritzmittel mehr.

Thomas Herrmann

Und es gibt Erfahrungen, dass die Beweidung nur bei geringen Vorkommen funktioniere. Schafe hingegen hätten einen zu empfindlichen Magen, „Wahrscheinlich würden sie das gar nicht fressen.“

Forst BW will daher zum letzten Mittel greifen: Pflanzenschutzmittel. Mit einer Ausnahmeregelung der Unteren Forstbehörde dürfen sie das Mittel ausbringen. „Eigentlich nutzen wir seit 15 Jahren keine Spritzmittel mehr“, sagt Herrmann. Doch im Kampf gegen den Bärenklau soll ein spezielles Herbizid zum Einsatz kommen. Schon in wenigen Wochen soll es losgehen. Schilder sollen dann Waldbesucher vor der Giftpflanze und dem Schutzmittel warnen.

Worin das Ziel besteht

Forst BW betont: Das Mittel wirke nur gegen spezielle Pflanzen, Gräser werden dagegen geschont. In der Landwirtschaft komme es bereits vielfach zum Einsatz.

Der Riesenbärenklau werde wohl langsam absterben und sich gelb verfärben. Bis ein tatsächlicher Erfolg sichtbar ist, werde es aber dauern. Und voraussichtlich muss das Vorgehen auch mehrmals wiederholt werden.

Das Ziel: In wenigen Jahren soll auf der Fläche eine Blühwiese entstehen. Mit einer wertvollen Blütenpracht. Daniel Nägele aber sagt: „Bis dahin brauchen wir noch einen langen Atem.“

Am Ende, so hofft er, sollen aus dem Einsatz auch Informationen gewonnen werden, wie man künftig mit solchen Vorkommen umgehen kann.