Auf einmal tief in den roten Zahlen: Im April wollte eine junge Frau aus einem Weißenhorner Ortsteil per Online-Banking die Rechnung für ein neues Kinderzimmer bezahlen – doch als die werdende Mutter ihren Kontostand abrief, traf es sie wie ein Paukenschlag. Von ihrem Geld war nichts mehr übrig, das Konto um Tausende Euro überzogen.
Nur langsam dämmerte der Frau, was passiert war. Betrüger hatten Zugangscodes ergaunert und insgesamt 9200 Euro auf ein bulgarisches Konto abgebucht. Etwa die Hälfte der Summe bekam sie zwar inzwischen zurück – doch um die andere streitet sie bis heute mit der Volksbank in Senden.
Die hält das Vorgehen der Frau jedoch für „grob fahrlässig“, sagt Dr. Henning von Sethe, der Leiter der Rechtsabteilung der Volksbank Ulm /Biberach. Für ihn wirft der Fall noch viele Fragen auf.
An den Abend im April erinnert sich die junge Frau noch ganz genau. Wenn sie davon erzählt, füllen sich ihre braunen Augen noch heute mit Tränen. „Es war ein Schock.“ Wie gewohnt meldete sie sich auf der Homepage ihrer Bank an. Der Monitor zeigte das gleiche Bild wie immer. „Es sah alles ganz normal aus, die Farbe, die Schrift“, berichtet die Frau. Doch dann öffnete sich im Programm ein Fenster. Ihre Anmeldung sei dreimal fehlgeschlagen, hieß es. Nun müsse sie „aus Sicherheitsgründen“ 20 sogenannte Transaktionsnummern (TAN) eingeben, also geheime Einmalpasswörter aus mehreren Ziffern, die bei Überweisungen abgefragt werden. Gutgläubig tippte die Frau die Zahlenkombinationen ein und gelangte schließlich zu ihrem Konto. Alles wie immer, dachte sie. Etwa zwei Wochen später erlebte die werdenden Mutter aber eine böse Überraschung. Sie wollte einen größeren Betrag für ein neues Kinderzimmer überweisen, öffnete wie immer ihr Programm – und erschrak. „Das Konto war 5000 Euro im Minus.“
Unbekannte hatten mit zwei Überweisungen insgesamt 10 000 Euro auf ein bulgarisches Konto gebucht. Tags darauf suchte der Ehemann die Volksbank in Senden auf. Die zweite Überweisung über 4300 Euro konnten Mitarbeiter noch zurückbuchen. Doch bei der Ersten über 4800 Euro kamen ihnen die Gauner zuvor, sie hatten die Summe bereits abgehoben. Mit dem Verhalten des Kreditinstitutes sind die Eheleute überhaupt nicht zufrieden.
Die Bank habe die Abzocke verschlafen: „Wenn mal Geld auf dem Konto ist, dann wollen sie einem gleich etwas andrehen. Aber so hohe Abgänge fallen niemandem auf“, ärgert sich die Geschädigte. Inzwischen haben die Eheleute die Bank gewechselt und einen Anwalt eingeschaltet. Sie fordern Ersatz für den Schaden. Ihr Vorwurf: Das Kreditinstitut habe ein Jahr zuvor ohne zu Fragen den Überziehungskredit vergrößert. „Deshalb war der Schaden so hoch.“
Henning von Sethe, Chefjurist der Volksbank Ulm/ Biberach , gibt den Schwarzen Peter zurück. Es sei „sehr leichtsinnig“ gewesen, die Nummern einzugeben. Eine Verpflichtung seiner Bank zum Schadensersatz könne er daher nicht erkennen. Allenfalls sei gegenüber dem Ehepaar eine kleine Zahlung „aus Kulanz“ denkbar.“