So positioniert er sich
OB Gunter Czisch zum Wahlkampf: „Gemeinschaftsgefühl ist unser Trumpf“
Ulm / Lesedauer: 3 min

Selina Ehrenfeld
Die Ulm Bürger wählen am 3. Dezember ihren Oberbürgermeister ‐ oder ihre Oberbürgermeisterin. Fünf Kandidaten stehen zur Wahl: Amtsinhaber Gunter Czisch (CDU), Lena Schwelling (Grüne), Martin Ansbacher (SPD) sowie Daniel Langhans und Thomas Treutler, beide parteilos. Vorab stellen wir alle Kandidaten und ihre Ziele für die Stadt Ulm vor. In der heutigen Ausgabe steht Amtsinhaber Gunter Czisch Rede und Antwort.
Mit welchen Erfolgen kann Ulm 2030 bei der Eröffnung der Landesgartenschau dank Ihnen als OB prahlen?
Die Landesgartenschau ist der Lohn für die jahrelangen Anstrengungen und Einschränkungen. Ulm hat einen neuen Stadteingang bekommen. Die Dominanz der Verkehrsachse ist einem grünen, lebendigen Stadtraum gewichen. Die Gartenschau lädt zum Verweilen ein.
Beim Bier in der Kneipe spricht Sie ein Gast auf die nicht enden wollenden Baustellen und Umleitungen in Ulm und die damit schlecht erreichbaren Geschäfte an. Was entgegnen Sie ihm?
Alle unsere Anstrengungen zielen darauf ab, die Belastungen möglichst gering zu halten. Gerade unsere Brücken sind in die Jahre gekommen und wir müssen sie sanieren. Früher, als wir uns das gewünscht haben. Aber: ohne leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur gibt es keinen wirtschaftlichen Erfolg.
Wie sicher ist Ulm? Was entgegnen Sie einer Frau, die Ihnen sagt, dass sie abends nicht mehr alleine durch die Ulmer Innenstadt laufen möchte, weil die Schlagzeilen in den Medien sie so verunsichern?
Ich nehme das sehr ernst, gerade weil die Welt in Unordnung ist. Wir unternehmen viel, um sichtbar das Sicherheitsgefühl zu stärke: mehr städtische Ordnungskräfte, neue Lösungen zum Beispiel mit Licht, in der Gestaltung des öffentlichen Raums und mehr Polizeipräsenz.
Ukraine-Krieg, Nahost-Konflikt, Inflation: Wie herausfordernd sind derartige globale Themen aktuell für Ulm und was macht das mit der Gesellschaft? Wie wollen Sie als OB Ihren Bürgern hier Zuversicht schenken?
Ulm ist eine weltoffene und lebenswerte Stadt. Unser Gemeinschaftsgefühl ist unser Trumpf. Deshalb sind Vollbeschäftigung, eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und unsere innovative Wissenschaftsstadt genauso wie ein gut funktionierendes Gemeinwesen gute Gründe, in diesen herausfordernden Zeiten zuversichtlich zu sein. Damit die Stadt weiterhin gut dasteht, müssen wir uns anstrengen und zusammenhalten. Das schafft man am besten, wenn man die Chancen betont und sie auch ergreift.
Ein anderes Problem, das nicht nur Ulm hat: die Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen. Wie viel kann Ulm Ihrer Ansicht nach noch stemmen und was kann sich mit Ihnen als OB an der aktuell schon herausfordernden Situation bessern?
Seit Beginn des Ukraine-Konflikts haben, wir getragen von großer Solidarität, alles Mögliche unternommen, um die Geflüchteten unterzubringen und zu versorgen. In den letzten Wochen haben wir auch in Ulm die Belastungsgrenze überschritten.
Deshalb fordere ich mit vielen Stadtoberhäuptern schnelles Handeln und einen kompletten Richtungswechsel der bundesdeutschen Politik im Umgang mit Geflüchteten. Nur so kann der deutlich abnehmenden Aufnahmebereitschaft und Akzeptanz der Bevölkerung begegnet werden.
Wer ist Ihr politisches Vorbild und warum?
Das eine Vorbild gibt es nicht, denn ich will niemand nachahmen. Hingegen gibt es viele Weggefährten in der Kommunalpolitik, von denen ich viel gelernt habe.
Welche TV-Sendung oder Serie haben Sie zuletzt geschaut?
Regelmäßig Tagesthemen und Heute Journal ‐ und immer Tatort im Ersten.
Welchen skurrilen Gegenstand besitzen Sie daheim und warum ist der Ihnen wichtig?
Eine Trommel aus Ton und mit Kamelfell, die immer noch etwas streng riecht. Meine verstorbene Tante brachte sie mir aus Afrika mit und erzählte von ihren Mühen, sie in der Flugzeugkabine mitnehmen zu dürfen.
Über was mussten Sie zuletzt so richtig herzhaft lachen?
Bei Hannes und der Bürgermeister muss ich immer herzhaft lachen und ein wenig schmunzeln, weil die beiden Geschichten erzählen, die sich so ähnlich früher in kleinen schwäbischen Dörfern hätten abspielen können. Das ist der wirklich knitze schwäbischer Humor. Es ist die Fortsetzung der „Schwäbischen Geschichten“ mit Willy Reichert und Oskar Heiler aus den 1960er Jahren.