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Neuer Fahrplan mit Tücken: Was sich im Südwesten ab Dezember auf der Schiene ändert

Ulm / Lesedauer: 5 min

Der Fahrplanwechsel der Bahn am 11. Dezember bringt viele neue Verbindungen – und ein paar Nachteile
Veröffentlicht:15.10.2022, 05:00

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Jährlich in der Adventszeit erneuert die Deutsche Bahn ihren Fahrplan. Stichtag ist der 11. Dezember. In diesem Jahr gibt es im Südwesten besonders viele Änderungen, unter anderem weil die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm in Betrieb geht. Doch der Fahrplan hat auch seine Tücken – etwa auf der Gäubahn und der Südbahn. Ein Überblick.

Neubaustrecke Wendlingen-Ulm:

Die Neubaustrecke wird künftig sowohl vom Fern- als auch vom Nahverkehr genutzt. Im Fernverkehr gibt es laut Bahn unter anderem mehr und schnellere Verbindungen zwischen Stuttgart und München. Der Zeitgewinn beträgt 15 Minuten.

Im Nahverkehr pendeln Züge zwischen Ulm und Wendlingen und bedienen dabei auch den neu gebauten Bahnhof in Merklingen. Die Region auf der Alb sei ein großer Gewinner der neuen Fahrplans, sagt auch Ulrich Arndt vom Fahrgastverband Pro Bahn .

Allerdings fahren die Züge auf der Neubaustrecke nicht bis Stuttgart durch. Reisende müssen in Wendlingen in die Züge der Linie Tübingen-Stuttgart umsteigen. Der Grund dafür ist ie hohe Auslastung der Strecken um die Landeshauptstadt; in der Abwägung wurde einer umsteigefreien Verbindung Tübingen-Stuttgart der Vorzug gegeben.

Deutlich schneller ist künftig unterwegs, wer von Tübingen nach Ulm reist, oder umgekehrt. Statt in Plochingen steigen Fahrgäste dann in Wendlingen um – die Reisezeit verkürzt sich um 30 bis 40 Minuten.

Südbahn:

Auf der Südbahn müssen Reisende einige Kröten schlucken. Als Folge der Inbetriebnahme der Neubaustrecke werden die Linien IRE3 und RE5 neu sortriert. Dadurch entfallen unter anderem die Direktzüge Lindau-Stuttgart. Außerdem erreicht man die meisten Anschlusszüge in Ulm, Friedrichafen und Lindau-Reutin künftig zeitlich günstiger mit dem IRE.

Dieser Zug, ein Triebwagen der Baureihe 425, müsse künftig die „Hauptlast“ auf der Südbahn tragen, sei dafür aber gar nicht geeignet, heißt es von Pro Bahn . „Den Fahrplan, der dann auf der Südbahn gefahren wird, den hätte man schon zu Dieselzeiten fahren können“, beklagt Verbandsvertreter Arndt.

Gemessen an den technischen Möglichkeiten ist das fürchterlich enttäuschend.

Zumal auch beim Fernverkehr auf der Südbahn weiterhin nicht viel läuft: Es gibt je Richtung einen Intercity täglich und einen Railjet der österreichischen ÖBB.

Pro Bahn sieht einen Grund für den schwachen Fernverkehr auf der Südbahn in den Vorgaben an die Deutsche Bahn, dass der Fernverkehr eigenwirtschaftlich erfolgen muss und plädiert für eine „pragmatischere Herangehensweise“. So könnte das Land theoretisch mit einem Teil der Regionalisierungsmittel, die es vom Bund für die Organisation des Nahverkehrs bekommt, zusätzliche Fernverkehrszüge auf der Südbahn finanzieren, schlägt Arndt vor.

Im Gegenzug könnten dann, wie dies bei der Gäubahn schon der Fall ist, Nahverkehrstickets auch im Fernverkehr gelten. „Im Fernverkehr gibt es vom Bodensee nach Norden morgens gar nichts“, beklagt Arndt. „Es müsste doch im volkswirtschaftlichen Interesse sein, dass die Leute Bahn fahren statt über die A96 oder mit dem Privatjet ab Friedrichshafen fliegen.“

Allerdings beklagen die Bundesländer ohnehin schon, dass der Bund ihnen zu wenig Regionalisierungsmittel zukommen lässt. Zwischen Bund und Ländern wird gerade um eine Erhöhung der Mittel gerungen. Kommt diese nicht zustande, könnten angesichts steigender Energie- und Personalkosten eher Angebote gestrichen als ausgeweitet werden.

Gäubahn:

Auf der Strecke Stuttgart-Zürich müssen Fahrgäste bislang bei jeder zweiten Verbindung in Singen umsteigen, weil die Züge, diue die Deutsche Bahn dort einsetzt, nicht den Anforderungen des Schweizer Schienennetzes genügen. Die langen Fahrzeiten zwischen Stuttgart und Zürich sind weit langem ein Streitpunkt zwischen Deutschland und der Schweiz; die Bundesregierung hat sich vertraglich schon vor langer Zeit zu einer Fahrzeitverkürzung verpflichtet, tut aber nach Ansicht der Eidgenossen viel zu wenig dafür.

Nun sollen aber nach und nach mehr neue Züge vom Modell Kiss des Herstellers Stadler zum Einsatz kommen, die dann auch bis Zürich durchfahren können. „Die Doppelstock-Intercityzüge zeichnen sich durch hohe Qualität und Komfort aus“, teilt die Bahn mit. Direkt nach dem Fahrplanwechsel gibt es noch viele Verbindungen, bei denen ein Umstieg in Singen notwendig ist, die neuen Züge kommen erst im Laufe des Jahres 2023 sukzessive auf die Schiene.

Und den ganzen Sommer über gibt es sogar erst einmal gar keine Direktverbindungen mehr. „Von Juni bis Oktober 2023 finden auf der internationalen Verbindung Stuttgart–Singen–Zürich im Gäubahn-Abschnitt Horb–Neckarhausen wichtige Baumaßnahmen für den zweigleisigen Ausbau statt“, teilt die Bahn mit.

Reisende müssen in den Schienenersatzverkehr umsteigen oder aber im Fernverkehr weiträumige Alternativen nutzen: Das Buchungssystem der Bahn bietet für diesen Zeitraum auf der Strecke Stuttgart-Zürich Verbindungen über Karlsruhe-Basel sowie über Ulm-Memmingen an.

Aus Sicht von Pro Bahn hätte die DB eine Gäubahn-Vollsperrung vermeiden können, indem sie stattdessen etwa Nachtbaustellen einrichtet. Nach Angaben einer Bahn-Sprecherin war unter anderem die Rücksichtnahme auf Anwohner ein Grund dafür, dies nicht zu tun zumal die Arbeiten noch länger dauern würden, wenn man sie auf die Nacht beschränkt.

Weitere Bauarbeiten:

„Auch im Jahr 2023 geht die Sanierung des Schienennetzes unvermindert weiter“, kündigt die Bahn an. Wann und wo genau gebaut wird, darüber will der Konzern im Dezember informieren.