Versuchter Mord in vier Fällen
Mann will nach der Trennung das gemeinsame Haus anzünden: Neun Jahre Haft
Ulm / Lesedauer: 2 min

Schwäbische.de
Drei Verletzte, drei ausgebrannte Autos und ein Großeinsatz der Feuerwehr waren die Folgen einer Rachetat Anfang April am Ulmer Eselsberg. Am Montag ist der 44-jährige Täter wegen vierfach versuchten Mordes, schwerer Brandstiftung und wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Der Mann zeigte sich vor dem Landgericht geständig und gab zu, dass er nicht nur die Tiefgarage, sondern auch seine ehemalige Wohnung mitsamt der Bewohner anzünden wollte.
Statt Scheidung einreichen, will er das Haus anzünden
Als „das traurige Ende einer Beziehung“ bezeichnete der Vorsitzende Richter Wolfgang Tresenreiter bei der Urteilsverkündung die Tat. Nach einer gescheiterten Ehe sei die Ehefrau weiter in der gemeinsamen Wohnung geblieben, habe dort mit ihrem neuen Partner gelebt.
Tresenreiter zeigte Verständnis dafür, dass in solch einer Situation „eine Welt zusammenbricht“. Doch die Scheidung einzureichen, habe sich der Täter ein Jahr nach der Trennung rächen wollen ‐ und deshalb die Straftat verübt.
Diese Tat wurde offenbar lange geplant, so fragte der Verurteilte auch einen Arbeitskollegen, ob er ihm eine Schusswaffe besorgen kann.
Trotz Alkoholkonsum noch voll schuldfähig
Überraschend hatte das Gericht am Montag nochmals die Beweisaufnahme gestartet, um zu hinterfragen, wie stark der Täter alkoholisiert war. Ein Polizist legte dazu nach einer Pause etliche Quittungen verschiedener Tankstellen vor. Drei Dosen Bier und ein Kanister voller Benzin wurden gekauft, doch mit dem Bier blieb er deutlich unter zwei Promille und ist damit voll schuldfähig.
Wolfgang TresenreiterSie sind sehr zielgerichtet vorgegangen.
Außerdem stellte der Vorsitzende Richter die Frage in den Raum, ob ein Polizeibeamter am Tattag falsch gehandelt haben könnte ‐ und womöglich die Tat habe verhindert werden können. Denn nur kurze Zeit vor der Tat hatte der Verurteilte wohl bei der Polizei angerufen. An das 48 Sekunden lange Telefonat habe sich der zuständige Polizist aber nicht erinnern können.
„Sie sind sehr zielgerichtet vorgegangen“, warf Tresenreiter dem Verurteilten vor, denn der Täter zündete erst in der Tiefgarage mit dem mitgebrachten Benzin das Auto seiner Frau und das Auto des neuen Freundes an ‐ „ohne Rücksicht auf Verluste“ so Tresenreiter. Die Tiefgarage ist bis heute nicht wieder nutzbar, der Sachschaden liegt bei rund einer halben Million Euro.
Alleine dafür gab es eine Strafe von dreieinhalb Jahren. Mit dem restlichen Benzin wollte der verbitterte Ehemann dann über den Garten zum ehemaligen gemeinsamen Haus. Dort lieferten er und der neue Partner der Ehefrau sich einen Faustkampf.
Benzin war bereits verschüttet, doch ein Brand wurde nicht ausgelöst. Als die Polizei eingreift, wollte sich der 44-Jährige erst mit einer Glasscherbe umbringen, um sofort danach mit der Glasscherbe nach einer Polizistin zu stechen. Vergebens. Nun wandert er ins Gefängnis.