StartseiteRegionalRegion Ulm/Alb-DonauUlmProtest gegen Rodung: Klimaaktivisten besetzen erneut Ulmer Eichenwald

Rodung

Protest gegen Rodung: Klimaaktivisten besetzen erneut Ulmer Eichenwald

Ulm / Lesedauer: 3 min

Alte Eichen im Uni-Wald sollen einem fünfstöckigen Bettenhaus weichen. Um das zu verhindern, setzen die Aktivisten ihren Protest von Februar nun fort. Sie fordern eine Alternative.
Veröffentlicht:05.10.2022, 11:18

Von:
  • Schwäbische.de
Artikel teilen:

Die Baumfällsaison hat begonnen. Auch im Ulmer Eichenwald ist die Rodung einiger Bäume für einen geplanten Übergangsbau der Uniklinik Ulm vorgesehen. Das wollen Klimaaktivisten verhindern, weshalb sie den Wald seit kurzem wieder besetzt haben.

Hintergrund der Rodungspläne ist der geplante Bau eines Bettenhauses, das wegen Renovierung anderer Gebäudeteile des Universitätsklinikums errichtet werden soll. Mit dem Bau hätte eigentlich schon Ende 2021 begonnen sollen, ein neues Datum wurde noch nicht festgelegt.

Frühere Pläne sahen zwar noch einen Erhalt des Waldes und den Bettenhausbau auf dem kaum benutzten Parkplatz nebenan vor. Doch die Pläne dazu wurden wieder geändert, laut Klimaschützer ist dieser Schritt öffentlich nicht nachvollziehbar. „Es ist falsch, ohne demokratischen Diskurs Fakten zu schaffen und Eichen zu fällen, die um Vielfaches älter sind als man selbst“, begründet die junge Ulmerin Charlie Kiehne ihre Teilnahme an der Aktion.

Was dort geplant ist

Laut Stadt mussten die Pläne nach Absprachen mit dem Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg geändert werden. Inzwischen sehen die Pläne vor, in dem Interimsbau nicht nur Krebs-Patienten, sondern auch eine Tumor-Forschung und die Krankenhauslogistik unterzubringen.

Bereits im Februar prangerten die Klimaaktivisten die geplanten Rodungen der mehr als 150 Jahre alten Eichen auf etwa 300 Quadratmeter Fläche an. Als Protestmaßnahme bauten sie, dem Vorbild der Besetzung im Hambacher Wald entsprechend, provisorische Baumhäuser auf. Die Aktion führte dazu, dass die Bäume zunächst stehen blieben, bis die Rodungssaison Ende Februar endete. Außerdem war eine öffentliche Diskussion um das Thema in Ulm entbrannt, was für weitere Aufmerksamkeit sorgte.

Auch Anwohner protestieren mit

Seit 1. Oktober dürfen Bäume wieder gefällt werden, weil dann keine Vögel brüten. Damit am Ende aber nicht doch noch gerodet wird, haben sich die Aktivisten deshalb erneut positioniert. Mit dabei sind dieses Mal auch Anwohner, die den Wald ebenfalls schützen möchten. Sie protestieren aus ihren zwei Baumhäusern in rund 20 Metern Höhe für den Erhalt des Eichenwalds und für Flächenentsiegelung im Allgemeinen und sind fest entschlossen, die Rodung hinauszuzögern, wenn nötig, bis Ende Februar. Von der gewonnenen Zeit erhoffen sich die Baumretter, dass Pläne der Stadt durch ein Gericht am Ende als rechtswidrig verurteilt werden.

Ob es rechtens ist, was die Klimaaktivisten tun, ist derzeit noch unklar. In einem ähnlich gelagerten Fall in Sachsen-Anhalt entschied das dortige Oberverwaltungsgericht zwar, dass eine Waldbesetzung vom Versammlungsrecht geschützt sei, eine gerichtliche Überprüfung im Ulmer Fall, in der Frage nach dem Versammlungsstatus der Waldbesetzung, steht aber noch aus – genauso wie in der Frage nach der Zulässigkeit der Rodung.