Event-Manager packt ‚Hammer‛ aus und bringt Magier in die Bredouille
Ulm / Lesedauer: 4 min

Ein Markenzeichen von Florian Zimmer (39), Star–Magier aus Ulm, sind spektakuläre Entfesselungs–Nummern. Vor Jahren ließ er sich auf dem Münsterplatz in eine Holzkiste sperren, auf die dann ein tonnenschweres Auto krachte. Zimmer entkam der Todesbox rechtzeitig — die Menge jubelte. Nun steckt Zimmer wieder in der Klemme, jedoch im echten (Geschäfts-)Leben. Und die Frage stellt sich: Wird er sich abermals befreien können?
Zimmer wirkt angespannt
Für Zimmer steht einiges auf dem Spiel, das war ihm anzumerken, als er am Freitagmorgen Saal 126 des Ulmer Landgerichts betrat. Er wirkte angespannt.
Ganz anders der Mann, der ihn vor Gericht gebracht hat und der früher einer seiner besten Freunde gewesen sein soll: Michael Ecker, Event–Manager aus München, dessen Handy bei Anrufen die Filmmusik von „Der Pate“ abspielt.
Ecker witzelte vor Prozessbeginn mit seinen Anwälten herum und posierte selbstbewusst für die Fotografen.
Zimmer erlangte zuletzt Bekanntheit, weil er in Neu–Ulm einen Zaubertempel eröffnet hat. Mehrere Millionen Euro kostete das „Florian Zimmer Theater“, fast täglich steht Zimmer dort auf der Bühne und gibt seine Show „Ulmglaublich“.
Alles nur ein Freundschaftsdienst?
Warum die beiden streiten? Ecker wirft Zimmer vor, ihm Provisionszahlungen für diverse „Deals“, die er für Zimmers magisches Theater eingefädelt haben will, vorzuenthalten (für die Kücheneinrichtung unter anderem). Es geht um 238.000 Euro.
Zimmer widerspricht: Ecker habe seinen Einsatz als Freundschaftsdienst geleistet. Im Gegenzug habe er auch keine Gage verlangt, wenn er mal für Ecker gezaubert habe, bei der Geburtstagsparty für dessen Mutter zum Beispiel.
Doch in Eckers Erinnerung, der seit einer schweren Erkrankung auf einen Rollstuhl angewiesen ist, seien die beiden angesichts seines Einsatzes für das „Florian Zimmer Theater“ sehr wohl eine geschäftliche Beziehung eingegangen, hätten einen Vertrag geschlossen.
Mündlich habe man eine Provision vereinbart, die Ecker für alle „Deals“ bekommen sollte, die er für das Magietheater abschließe — ab hohen Summen sogar noch einen Bonus.
Kommt Nino de Angelo tatsächlich?
Stattgefunden haben soll dieses Gespräch beim Richtfest des Theaters im Herbst 2021. Und bezeugen sollte dies am Freitag ausgerechnet der Stargast des Richtfests, der dort unter anderem für Unterhaltung sorgte, indem er seinen bekanntesten Hit „Jenseits von Eden“ zum Besten gab: Schlagerstar Nino de Angelo.
Im Vorfeld war gerätselt worden, ob der Sänger denn erscheinen würde. Er tat es.
Um 12.35 Uhr betrat er den Saal, in schwarzer Lederjacke, und nahm Platz auf dem Stuhl für die Zeugenvernehmung. Doch eine echte Hilfe war Nino de Angelo nicht. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, wie lange — also bis um welche Uhrzeit — er das Richtfest besucht habe, antwortete er: „Nach fünf Bier bin ich gegangen.“ Und hatte die Lacher des Publikums auf seiner Seite.
Woran er sich jedoch nicht konkret erinnern könne, so wie von Ecker behauptet: Dass dieser und Zimmer an einem Biertisch eine Vereinbarung über Provisionszahlungen getroffen haben. Ausschließen wollte er dies aber auch nicht.
Fotografen werden ausgetrickst
So unbemerkt, wie er in das Gerichtsgebäude gelangt war, so verließ Nino de Angelo dieses wieder. Durch einen der Nebenausgänge. Zum Ärger der Fotografen, die sich nur am Vorder– und Hinterausgang auf die Lauer gelegt hatten.
Michael EckerDer Flo wird immer mein Freund bleiben.
Doch Ecker zauberte ein weiteres Ass aus dem Ärmel, und dieses hat womöglich das Zeug, für Zimmer tatsächlich gefährlich zu werden. Wie er am Freitag bekannt gab, habe er sich beim Patentamt Zimmers Show–Slogan „Ulmglaublich“ als sein Eigentum eintragen lassen, außerdem die ebenfalls von Zimmer verwendeten Begriffe „Home of magic“ und „Magic Cuisine“.
Markeneintragung aus „Böswilligkeit“
Unterm Strich hätten diese Güter einen Wert von anderthalb Millionen Euro, so Ecker. Der Zimmer und seinem Anwalt prompt eine Unterlassungserklärung auf den Tisch donnern ließ. Zimmers Verteidiger zeigte sich empört: „Wir lassen und nicht erpressen.“ Die Markeneintragung sei nicht rechtens, da diese aus „Böswilligkeit“ erfolgt sei.
Wie die Sache ausgeht, ist nicht abzusehen. Das Gericht vertagte. Wobei es dem Vorsitzenden Richter am liebsten gewesen wäre, die Parteien könnten sich außergerichtlich einigen. Michael Ecker sagte, seine Türe stehe offen: „Der Flo wird immer mein Freund bleiben.‟