Kühnbach
Drei Jungunternehmer in aller Munde: Wie ihre Spachtel-Schachtel die Großstädte erobert
Ulm / Lesedauer: 5 min

Aus dem Hörsaal ins Startup-Loft: Die Idee von Lars Frindt (27), Hannes Zanker (28) und Lukas Kühnbach (28) ist derzeit in aller Munde, im wahrsten Sinne des Wortes. Mit ihrer fine dine-Box bringen sie in Ulm und seit Neuestem auch in Stuttgart und München Feinschmecker und Spitzengastronomie zusammen an einen Tisch. Ihre Firma ist erst ein gutes Jahr alt, die Resonanz enorm. Wie haben sie das geschafft?
Jede Krise kann eine Chance sein. So abgedroschen das klingt, steckt doch viel Wahrheit in diesem Spruch. Vorausgesetzt, man packt an und setzt aufs richtige Pferd. So wie Lars Frindt, Hannes Zanker und Lukas Kühnbach.
„Die Uhren standen still“
Die drei ehemaligen Ulmer Studenten erinnern sich noch gut an jenen trüben Januar 2021. Corona lag wie ein bleierner Nebel über der Stadt. „Die Uhren standen still“, sagt Lars Frindt, dem wie seinen beiden Freunden vor allem das Schicksal der Gastronomen an die Nieren ging, von denen sie selbst einige zu ihren Bekannten zählen, und die zur Zwangspause verdonnert waren. Keine Kunden, keine Einnahmen, Existenzängste.
Die drei überlegten, wie sie Köchen und Küchen helfen könnten. Schnell kam ihnen die Idee: mit einer Geschenk-Gutschein-Box für Restaurants. Doch es sollte eine ganz spezielle Box sein, allein schon, um sich abzugrenzen von der Flut an Gratis-Coupon-Abreiß-Heftchen auf dem Markt. Geboren war die fine dine-Box.
Die „Schachtel“ ist etwas kleiner als ein Weinkarton, die Anmutung von außen: hochwertig. Und sie verspricht nicht zu viel für das, was sie im Innern bereit hält. Zwölf größere Karten mitsamt einem von Hand aus Holz gefertigten Podest, eine Art Ständer.

Hochkarätig auch die Unterstützung, die sich die drei Jungunternehmer gesichert haben. In Kinos der Region lief ein Werbespot für ihre Box. Und als Anwalt ihrer Sache und Fan der Box trat darin niemand Geringerer als Ulms Alb-OB Ivo Gönner auf. Um weiter zu wachsen braucht die Firma aber nicht nur Kunden, sondern auch frisches Geld. Das soll vom Investor Chancenkapital Biberach kommen, eine Tochter der Biberacher Kreissparkasse.
Jeden Monat ein neues Restaurant
Dass die Box ausgerechnet zwölf Karten enthält und jede Karte ein neues Restaurant präsentiert, sei kein Zufall, sagt Hannes Zanker. Die fine dine-Box soll ermutigen, einmal im Monat schick, lecker und im besonderen Rahmen essen zu gehen – fein dinieren eben.
Angesiedelt sind die Restaurants im eher höherpreisigen und teils auch mit Sternen prämierten Segment. Mit dabei sind in Ulm zum Beispiel das Lago, das Steakhouse Room oder in Langenau der Gasthof zum Bad. Auch wenn Lars Frindt das Wort „Gutschein“ nicht mag, sondern lieber von „Einladung“ spricht: Der gutgeschriebene Wert pro Karte variiert. So bekommt der Kunde im Room satte 50 Euro Rabatt, im Lago sind es 20 (oder eine Weinbegleitung).

Der Clou der Spachtel-Schachtel besteht darin, dass sie für überschaubare 99,90 Euro die Türe öffnet zu Häusern, die man ansonsten vielleicht gar nicht auf dem Zettel hat. Auch wenn der Gegenwert bei 350 Euro liegt, gehe es im Kern nicht darum, beim Essen zu sparen, so Lars Frindt. Sondern darum, Genießern neue, vielleicht noch unbekannte Adressen vor Augen zu führen. Wo Essen als sinnlicher Genuss, ja als Erlebnis im Mittelpunkt steht. Die teilnehmenden Restaurants seien nicht nur für ihre herausragende Küche bekannt, sondern auch für ihren „sehr guten Service“, so Hannes Zanker.
Die erste Ulm-Box traf den Geschmack, sie schlug ein. Schon bald hieß es für die ersten 1000 Boxen: „ausverkauft“. Mittlerweile ist die zweite Ulmer Edition mit vier neuen Restaurants erschienen. Und jeweils die erste für München und Stuttgart.
Es gibt auch lokale Verkaufsstellen
In Ulm hatten die Macher der Genuss-Box ein Heimspiel. Sie gehen selbst gerne gut essen und kennen die hiesige Gastro-Szene. Mit dabei ist zum Beispiel auch das Hermes in Laupheim, mit aus Sicht von Lars Frindt „dem besten Zwiebelrostbraten“ weit und breit auf der Karte.
Schwieriger sei es jedoch gewesen, in den beiden Großstädten Fuß zu fassen. Doch Frindt, Zanker und Kühnbach wussten sich zu helfen und wandten sich an lokale Gastro-Portale. In München zum Beispiel an den recht bekannten Isarblog, jetzt einer der Partner des Ulmer Startups.
Das Ergebnis – fine dine-Boxen für die schwäbische sowie die bayerische Landeshauptstadt – ist seit wenigen Tagen im Online-Shop zu haben (fine-dine.de). Es gibt auch lokale Verkaufsstellen. In Ulm zum Beispiel das Stadthaus und die Aegis-Buchhandlungen, in München Feinkost Käfer.
Es sind Einstellungen geplant
Noch sind die drei Jungunternehmer bei ihrer Arbeit in ihrem Loft in der Ulmer Innenstadt unter sich. In der Mitte des Raumes: ein Flipchart. An der Wand eine Dartscheibe.
Dass sie mit ihrer Idee offenbar einen Volltreffer gelandet haben, dürfte sich demnächst auf den Platz in ihrem Büro auswirken. Im kommenden Jahr sollen fine dine-Boxen für Berlin, Köln und Hamburg auf den Markt kommen. Ihr Ziel danach: Sie wollen in jeder Großstadt im deutschsprachigen Raum vertreten sein. Auch die Bodensee-Region haben sie ins Visier genommen. Heißt im Umkehrschluss: Es sind Einstellungen geplant bei der Fine Dine Verlags GmbH, so der Name der Firma.
Ob mit mehr Personal die Nachtschichten der Vergangenheit angehören, die die drei Geschäftspartner derzeit regelmäßig einlegen? Eher unwahrscheinlich. Zum Glück sind sie, was Stärkungen angeht, vom Fach. Der „Mitternachtssnack“ fällt jedoch bodenständig aus. „Dann gibt’s Pizza“, sagt Lukas Kühnbach und schmunzelt.