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Kein Neubau, dafür Sanierung geplant

„Dreckig, unsicher, alt“: Wie kann der Ulmer Bahnhof attraktiver werden?

Ulm / Lesedauer: 4 min

Stadt und Deutsche Bahn sind sich seit Jahren hier uneins. Was in den kommenden Jahren dort passieren soll ‐ und was nicht.
Veröffentlicht:20.11.2023, 05:00

Von:
  • Selina Ehrenfeld
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Nach welchen Kriterien bewertet man einen Bahnhof? Für viele spielt hier natürlich die Pünktlichkeit der Züge und die Barrierefreiheit eine Rolle, doch auch Sauberkeit, Serviceangebote und Sicherheitsgefühl sind Reisenden wichtig, wie der Blick in die knapp 900 Google-Bewertungen für den Bahnhof Ulm deutlich macht. Es ist kein Geheimnis: Das Erscheinungsbild des Bahnhofs in Ulm lässt zu wünschen übrig, doch die Stadt hat wenig Handhabe.

Die gute Nachricht: Es gibt deutlich gefährlichere und dreckigere Bahnhöfe in Deutschland. Doch wirklich positiv herausstechen kann der Ulmer Bahnhof auch nicht. „Sehr nette Tauben, ansonsten gibts da eher nix“, heißt es etwa in einer Rezension. „Durchschnittlicher Bahnhof mit allen unangenehmen Gerüchen, die üblicherweise so dazugehören“ oder „Bahnhof trist und schmutzig“ sowie „dreckig, unsicher, alt“ sind weitere Bewertungen, die in den vergangenen vier Wochen für den Ulmer Bahnhof auf Google abgegeben wurden.

(Foto: Screenshot Google )

Nicht nur unter Ulmern ist das Erscheinungsbild und das mangelnde Sicherheitsgefühl dort vor allem zu später Stunde ein Gesprächsthema. Viele Reisende aus nah und fern, vor allem Frauen, berichten über ein unbehagliches Gefühl rund um den Bahnhof nach Einbruch der Dunkelheit. Die Stadt Ulm ist sich bewusst, dass sich Fahrgästen beim Ankommen ein erst mal nicht so vorteilhaftes Bild von Ulm bietet. Doch sie kann nur beschränkt Einfluss darauf nehmen.

Gebäude gehört der Deutschen Bahn

Das Bahnhofsgebäude sowie die Gleisanlagen, erklärt die Stadt auf Nachfrage, sind Flächen der Deutschen Bahn AG. Der Bahnhofplatz bis zum ZOB Ost mit der angrenzenden Friedrich-Ebert-Straße wiederum ist im Eigentum der Stadt, wie auch der Steg über die Gleisanlagen.

Dunkel und schmutzig: Viele Fahrgäste, vor allem weibliche, fühlen sich in der Unterführung am Ulmer Bahnhof sowie am Steg über die Gleise zu später Stunde nicht sicher. Schnell verändern wird sich an der Situation aber nichts - der Bahnhof ist in Ulm Dauerthema. (Foto: Spengler)

Während sich die Stadt eine komplette Erneuerung des Empfangsgebäudes als Bestandteil des sogenannten Masterplans Citybahnhof Ulm wünscht, plant die Bahn aktuell lediglich mit einer Sanierung. Diese soll Herbst 2024 beginnen und zwei Jahre dauern. Kosten: rund 30 Millionen Euro. Die gewünschte Verbindung zwischen unterirdischer Passage der Sedelhöfe und Personenunterführung zu den Gleisen ‐ wie es viele moderne Bahnhöfe wie etwa München schon längst haben ‐ kommt damit nicht zustande.

Und auch durch eine Sanierung, so fürchten Bahnreisende, wird sich in Sachen Sauberkeit nicht viel verändern. Vor allem auf dem Steg über die Gleise lassen sich oft Obdachlose nieder, es wirkt dunkel und riecht oft unangenehm.

Bahn unterstützt Reinigung der Überführung nicht

In Sachen Reinigung ist für die Überführung offiziell die Stadt verantwortlich, die regelmäßig dort reinigen würde. Doch auch hier scheint es Konflikte mit der Bahn zu geben: „Hier erfolgt bislang keine Unterstützung durch die DB, obwohl der Steg von den Reisenden der Deutschen Bahn genutzt wird und dieser die Barrierefreiheit des Bahnhofs ermöglicht. Dieses Thema wird immer wieder zwischen Stadt und DB diskutiert“, so Eva-Maria Zimmermann vom Fachbereich Stadtentwicklung.

Ein Kriminalitätsschwerpunkt, so betont Rainer Türke, Leiter der Bürgerdienste Ulm, ist das Bahnhofsumfeld in Ulm nicht. Wer sich also nicht sicher fühlt, wird wohl eher von einem subjektiven Gefühl ausgehen.

Für die Sicherheit im Bahnhof ist die Bundespolizei zuständig, für den Vorplatz oder die Unterführung die Landespolizei. Auch der Ordnungsdienst sei regelmäßig im Bahnhofsumfeld unterwegs. Für die nötige Sicherheit, so macht Türke damit deutlich, werde also viel getan.

Türke gibt zu, dass es vor auf dem Bahnhofsvorplatz zwar eine gewisse „Trinkerszene“ gebe, die auffalle. Die, so der Bürgerdienstleiter, beschäftigte sicher aber mit sich selbst und werde gegenüber Reisenden nicht gewalttätig.

Wo der Ulmer Bahnhof seit Jahren immer wieder Thema ist, ist im Gemeinderat. Regelmäßig reichen die Fraktionen Anträge zu Themen rund um den Bahnhof ein. Auf Anfrage unserer Zeitung hat sich lediglich die CDU/UfA-Fraktion zurückgemeldet und dabei betont:

„Nach wie vor ist der Bahnhof in Ulm in bedauerlichem Zustand und ankommenden Reisenden bietet sich ein schrecklicher erster Eindruck ab dem Verlassen des Zuges. Dies gilt es nun zügig in den kommenden Jahren zu ändern und die richtigen Schritte wurden hierfür bereits eingeleitet.“

Wunsch nach Durchstich in Richtung Schillerstraße

Auch die CDU/UfA-Fraktion unterstütze die Forderung der Stadt, das Bahnhofsgebäude komplett neu zu bauen statt nur zu sanieren. Die Neugestaltung des Bahnhofplatzes hat das Areal bereits erheblich aufgewertet. Gleiches erhoffen wir uns von der baldigen umfassenden Sanierung des Bahnhofsgebäudes“, heißt es vom Fraktionsbüro.

Was alle Fraktionen des Gemeinderats begrüßen würden, wäre ein Durchstich der unterirdischen Passage bis zur Schillerstraße ‐ was die Anbindung zur Innenstadt für viele Bürger verbessern könnte. Auch hier sind Stadt und Bahn seit Jahren im Gespräch und man ist sich uneins darüber, wer zuständig und damit für die Finanzierung zuständig ist.